Abgeflachter Hinterkopf beim Baby verschwindet meist durch einfache Maßnahmen
Bei mehr als drei Viertel der Kinder mit einer leichten Schädelverformung aufgrund ihrer Schlafposition kann diese durch einfache Maßnahmen behoben werden – ohne Helmtherapie. Darüber berichtet eine Studie in der Fachzeitschrift Plastic & Reconstructive Surgery, der offiziellen medizinischen Fachzeitschrift der American Society of Plastic Surgeons (ASPS).
ASPS-Mitglied und Chirurg Dr. Frank A. Vicari, und seine Kollegen haben die Behandlung von über 4.000 Kindern mit Kopfverformungen analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die konservative Therapie wirksam für leichte Fälle ist und die Helmtherapie für stärkere Deformierungen. Dies konnten die Forscher mit objektiven Messungen bestätigen.
Behandlungsergebnisse bei mehr als 4.000 Kleinkindern zeigten gute Erfolge
Dr. Vicari und Kollegen werteten ihre Erfahrungen mit 4.378 Kindern, die von einer Abflachung auf einer Seite des Kopfes (Plagiozephalie) oder auf der Rückseite des Kopfes (Brachyzephalie) betroffen waren. Diese Verformungen bilden sich, wenn das Kind immer in der gleichen Position schläft. Dadurch wird auf der gleichen Stelle Druck auf den Schädel ausgeübt.
Schädelverformungen sind häufiger geworden, seit die Empfehlung gilt, dass Babys auf dem Rücken schlafen sollten, um den plötzlichem Kindstod vorzubeugen. Dies hat sich auch als sehr wirksam bei der Senkung der Sterbefälle durch plötzlichen Kindstod (SIDS) erwiesen.
Die Forscher verglichen die Ergebnisse einer konservativen Therapie bei fast 3.000 Kindern mit leichten Schädelverformungen und die Resultate einer Helmtherapie bei fast 1.000 Kindern mit Kopfverformungen. Die konservative Behandlung bestand aus einer Elternberatung und / oder physikalische Therapie. Unter anderem wurde den Eltern geraten, das Baby in unterschiedliche Positionen hinzulegen (bei Rückenlage den Kopf gerade sowie nach links und rechts gewendet) und, wenn das Baby wach ist, es auch täglich kurze Zeit auf dem Bauch liegen zu lassen.
Bei der Helm-Therapie erhält das Kind einen weichen, maßgeschneiderter Helm oder Kopforthese, die aus leichtem Kunststoff besteht. Er bzw. sie soll das Wachstum des Kopfes günstig beeinflussen. Die Schädelform wurde am Ende der Therapie objektiv mit Hilfe eines 3D-Scanners gemessen.
Die konservative Behandlung konnte bei 77% der Kleinkinder die Kopfform wieder normalisieren. Über 16% der Kleinkinder, die zunächst einer konservativen Behandlung zugewiesen wurden, mussten zur Helm-Therapie wechseln. Bei den restlichen 7% der Kinder blieb die Korrektur „unvollständige“, d.h. der Kopf war noch etwas abgeflacht.
Wo eine konservative Behandlung fehlschlägt, können Helme helfen
Bei Kleinkindern, die mit Helm-Therapie behandelt wurden, lag die Erfolgsrate bei 94%. Die Erfolgsquote war ebenso sehr hoch (96%) bei denjenigen Kindern (ca. 500), die anfänglich eine konservative Therapie erhielten, aber nachdem diese nach ein paar Monaten keine Verbesserung zeigte, einen Helm tragen sollten. „In der Mehrheit der Fälle führte auch eine verzögerte Helmtherapie – nach einer fehlgeschlagenen konservativen Behandlung – zu einer vollständigen Korrektur „, schreiben Dr. Vicari und seine Koautoren.
Als Risikofaktoren für das Misslingen sowohl der konservativen als auch der Helmtherapie nannten die Wissenschaftler eine schlechte Mitarbeit der Eltern (Compliance) – z.B. wenn Eltern nicht den Empfehlungen der Experten folgten und die Liegeposition des Kindes wechselten oder es einen Helm tragen ließen. Risiko, keine vollständige Rückbildugn der Kopfverformugn zu erreichen, war auch für Kinder mit stärkeren Verformungen höher sowie Kinder, die zu Beginn der Behandlung ein höheres Alter hatten. Auch wenn die Kinder von Geburt an unter einem Schiefhals litten, hatten sie weniger Chancen für eine komplette Heilung.
In einem Video auf der Website der Plastic & Reconstructive Surgery, betont Dr. Lin Kant, dass die Studie „keine Aussagen über die Überlegenheit einer Behandlungsmethode gegenüber der anderen macht.“ Sie kann vielmehr zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen Rückbildung der Kopfverformung sehr groß ist.
Quelle: ScienceDaily, Plastic & Reconstructive Surgery
Quelle: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.
Internet: http://www.kinderaerzte-im-netz.de
Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
[thumb_list num=“1″ cats=“93″ offset=“1″][posts-by-tag tags = „kindergesundheit“ exclude_current_post = „true“ number = „10“ ]