Verbraucher

Gefährliche Schadstoffe in Kinderprodukten – und wie Sie diese vermeiden können

Der neue Strampelanzug riecht beißend nach Chemie und aus der Spielzeugpuppe zieht ein stechender Geruch in die Nase. Hier können Eltern unschwer erahnen, dass in den Produkten Schadstoffe stecken. In vielen Fällen kann man die schädlichen Chemikalien jedoch nicht am Geruch oder dem Aussehen ausmachen. Auch Etiketten geben meist wenig Auskunft. Oft ist Verbrauchern daher nicht bewusst, welchen Schadstoffen sie im Alltag ausgesetzt sind, da es keine verpflichtenden Hinweise auf Produkten im Handel gibt. Dabei können manche Chemikalien Krebs erregen, die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen oder das Erbgut verändern.

Schädliche Chemikalien in Spielsachen vermeiden

„Welche Chemikalien sich in Produkten befinden erkennt man nicht ohne Weiteres“, weiß Manfred Santen, Chemieexperte von Greenpeace und erklärt: „Ein Kriterium ist natürlich der Geruch. Wenn etwas intensiv nach Chemie riecht, sollten Sie in jedem Fall die Finger davon lassen.“ Federballschläger, deren weicher Schaumstoffgriff etwa beißend riecht, können Teeröl als Weichmacher enthalten, das sich auch in einigen Werkzeugen wiederfindet. Oder Kinderteppiche, wie etwa eine Autorennstrecke, können schädliche Lösungsmittel enthalten, auch das riecht man. Wer den Teppich nicht drei Monate auf dem Balkon auslüften möchte, sollte auch davon die Finger lassen. „Bei allem was aus Kunststoff und weich ist, läuft man Gefahr, dass Weichmacher benutzt wurden“, sagt Santen. Weichmacher können Krebs auslösen, das Erbgut verändern und Unfruchtbarkeit verursachen und kommen zum Beispiel in Plastikspielzeug oder bedruckten T-Shirts vor. Das Problem: Hersteller sind nicht verpflichtet, schädliche Chemikalien in Produkten zu kennzeichnen. Allerdings schützt in der EU das Schnellwarnsystem „Rapex“ Verbraucher vor gefährlichen Stoffen. Über diese Datenbank warnen sich EU-Staaten gegenseitig vor schädlichen Produkten. Was auf „Rapex“ gelistet wird, kann in EU-Ländern verboten werden. „Deutschland ist in dieser Hinsicht recht fortschrittlich im Vergleich zu anderen EU-Ländern. Wenn ein Produkt in „Rapex“ gelistet ist, kann man sich relativ sicher sein, dass es in Deutschland nicht verkauft werden darf“, sagt Santen. Kontrolleure haben im vergangenen Jahr in Europa fast 2500 riskante Produkte aus dem Verkehr gezogen – so viele wie nie zuvor. Mehr als ein Viertel davon waren Spielsachen, wie Puppen und Teddys. Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht zu „Rapex“ hervor.

Sind Verbraucher über Produkte und deren Inhaltsstoffe unsicher, können sie auch die Händler fragen, die im Rahmen der EU-Verordnung „Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals“, kurz „REACH“, zur Auskunft verpflichtet sind. Auf dieser Datenbank werden besonders besorgniserregende Chemikalien mit ihren Risiken für Mensch und Umwelt für jeden zugänglich gelistet. Momentan sind dort 161 Stoffe verzeichnet, die Liste befindet sich jedoch noch im Aufbau. „Generell sollten Eltern jedes neue Kinderspielzeug stets gründlich abwaschen. Dazu reicht bereits ein feuchter Lappen mit Spülmittel“, sagt Santen.

Schädliche Chemikalien in Kleidung vermeiden

Einfacher ist es, schädliche Chemikalien in Kleidungsstücken zu vermeiden. Hier gibt es Gütesiegel, auf die Verbraucher beim Kauf achten können. Baumwollkleidung, die etwa mit dem „Global Organic Textile Standard“, kurz „GOTS“ gekennzeichnet ist, gilt als unbedenklich. „Hat ein Kleidungsstück diese Kennzeichnung, kann man sicher sein, dass hier keine schädlichen Chemikalien benutzt wurden und das Produkt zusätzlich unter guten Arbeitsbedingungen hergestellt wurde“, weiß Santen. Ein anderes Qualitätssiegel ist „Ökotex“, das allerdings nichts über die Produktionsbedingungen aussagt. Besonders achtsam sollten Eltern beim Kauf von Regenkleidung sein. „Hier werden oft Weichmacher oder Fluor-Chemikalien benutzt. Diese sind jedoch umweltschädlich und können zum Teil hormonell wirksam sein“, warnt Santen. Viele deutsche Hersteller haben diese Chemikalien kürzlich aus Ihren Produkten genommen oder sich dazu verpflichtet, dies innerhalb der nächsten Jahre zu tun. Auch einige große Discounter, die in jüngerer Zeit wegen dem hohen Gehalt schädlicher Stoffe in Kinderprodukten Schlagzeilen machten, haben sich dazu verpflichtet, in der Produktion künftig mehr auf Gesundheit und Umwelt zu achten. Oft ist auf dem Etikett nachzulesen, dass das Produkt ohne schädliche Chemikalien hergestellt wurde. Doch auch hier gilt wieder die Faustregel: Das Produkt sollte vor dem ersten Gebrauch gewaschen werden.

Von: Meike Stephan

 


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