Weltfrühgeborenentag am 17. November 2014: Frühgeborene kommen immer früher und leichter zur Welt
Berlin – Etwa zehn bis zwanzig Prozent aller Frühgeborenen müssen im Laufe ihrer ersten Lebenswochen operiert werden. Angeborene Fehlbildungen und Anomalien sowie Komplikationen, die mit der Unreife der Kinder zusammenhängen, sind Gründe dafür.
Für das Überleben und die Lebensqualität der Frühchen ist entscheidend, dass erfahrene Kinderchirurgen die oft komplexen Eingriffe an den manchmal nur 500 Gramm schweren Frühchen durchführen. Schwangere mit einer drohenden Frühgeburt oder mit bereits bekannten gesundheitlichen Problemen ihrer noch ungeborenen Kinder sollten deshalb zur Entbindung in spezielle Zentren für Früh- und Neugeborene, sogenannte Perinatalzentren, gehen, empfiehlt die DGKCH im Vorfeld ihrer Pressekonferenz am 13. November 2104 zum Weltfrühgeborenentag. Hier arbeiten Kinderchirurgen mit Ärzte- und Pflegeteams mit besonderer fachlicher Qualifikation für Risikogeburten sowie Früh- und Neugeborenenmedizin eng zusammen.
Durchblutungsstörungen des Darmes oder schwere Darmentzündungen, Fehlbildungen von Speiseröhre, Zwerchfell und Magen-Darm-Trakt oder eine offene Bauchdecke, aber auch Geburtskomplikationen wie Hirnblutungen, Darmverschluss oder Leistenbruch machen bei Frühgeborenen eine rasche Operation erforderlich. Dank des Fortschritts in der Neugeborenenmedizin in den letzten Jahren ist es heute möglich, derartige Eingriffe schon an frühgeborenen Kindern ab etwa der 24. Schwangerschaftswoche und mit einem Geburtsgewicht von 500 Gramm durchzuführen. Zum Vergleich: Der natürliche Geburtszeitpunkt liegt bei 40 Wochen. „Möglich sind diese Erfolge nur durch enge Zusammenarbeit von Kinderchirurgen mit Gynäkologen, Kinderärzten, Kinderanästhesisten, spezialisierten Kinderintensivmedizinern und auf Frühchen spezialisiertem Pflegepersonal“, sagt Professor Dr. med. Bernd Tillig, Chefarzt der Kinderchirurgie und Neugeborenenchirurgie am Klinikum Vivantes, Berlin.
Kinderchirurgen sind für Operationen an Früh- und Neugeborenen besonders ausgebildet. Im Vordergrund stehen besonders schonende OP-Techniken und das Prinzip, Strukturen weitestgehend zu erhalten. „Unser Schwerpunkt liegt darauf, Funktionen wiederherzustellen, beziehungsweise zu bewahren und dem Organismus alles zu geben, um ihn in ein gesundes, möglichst selbstbestimmtes Leben zu entlassen“, erläutert Tillig, der Präsident der DGKCH ist. Kinderchirurgen verwenden zum Beispiel besonders gewebeschonende Instrumente und besonders dünnes und atraumatisches Nahtmaterial. „Jede Operation ist für ein Frühgeborenes eine große Belastung und extremer Stress. Deshalb muss besonders sorgfältig und gewebeschonend sowie möglichst zügig operiert werden“, berichtet Tillig.
Moderne Kinderanästhesie und Kinderintensivmedizin müssen diese Eingriffe begleiten. Denn Kreislauf und Atemsystem seien noch unreif und instabil und auch der operierte Darm eines Frühchens brauche oft viele Tage, teilweise Monate, bis er seine Funktion aufnehmen könne, erläutert Tillig im Vorfeld des Weltfrühgeborenentags. Die dafür notwendigen Geräte sind auf die winzigen Patienten abgestimmt. Nach der Operation versorgen eigens dafür ausgebildete Pflegekräfte die Kinder im Brutkasten und bedienen die High End-Technik zur Überwachung. „Obwohl die Kinder noch so klein sind, müssen wir aber auch schon auf ihre Bedürfnisse nach Zuwendung und Nähe eingehen“, erläutert Tillig.
Welche neuen Konzepte es bei der Behandlung von Frühchen gibt, welche Narkoserisiken bestehen und was über Langzeitergebnisse bekannt ist, diskutieren Experten auf der Pressekonferenz der DGKCH am 13. November in Berlin im Vorfeld des Weltfrühgeborenentags am 17. November.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)
Internet: www.dgkch.de
Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
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