(dgk) Im Spätsommer kann es am Kaffeetisch ungemütlich werden. Angezogen vom süßen Duft der Nahrungsmittel gesellen sich ungebetene Gäste an den Tisch: Wespen. Wenn man nicht aufpasst oder gar hektisch um sich schlägt, droht ein Stich. Doch warum sieht man jetzt so viele Tiere, und warum scheinen sie jetzt so aggressiv zu sein?
Wachsendes Wespenvolk
Die Wespensaison beginnt eigentlich im Frühjahr, die zahlreichen Arbeiterinnen tauchen jedoch erst ab Juni immer häufiger auf. Unermüdlich sind sie auf der Jagd nach Insekten, um die Königin und die Brut mit Proteinen zu versorgen. Dabei werden auch viele Schadinsekten vertilgt.
„Die Staaten von drei Wespenarten, der Deutschen Wespe, der Gemeinen Wespe und der Hornisse entwickeln sich bis in den Herbst hinein, ihr Populationsmaximum erreichen diese Arten daher im September/ Oktober“, erklärt Johann-Christoph Kornmilch, Biologe und Spezialist für Bienen und Wespen an der Universität Greifswald. Kein Wunder also, dass die Tiere jetzt immer häufiger zu beobachten sind.
Knapper werdender Rohstoff: Zucker als „Flugbenzin“
Oftmals werden sie jetzt auch als besonders aufdringlich empfunden, was mit dem erhöhten Nahrungsbedarf der wachsenden Völker zusammenhängt. „Die Arbeiterinnen benötigen für sich selbst Kohlenhydrate als ‚Flugbenzin’“, so Kornmilch. Für ein Volk von Hunderten oder mehreren Tausend Wespen werde es immer schwieriger, den Bedarf nach Zucker nur durch das Sammeln von Nektar oder Honigtau zu decken. Daher werden Wespen zum Spätsommer hin immer ‚flexibler’ bei der Suche nach Zucker und versuchen, an ergiebige Zuckerquellen beim Menschen zu kommen. Auch Fruchtzucker, z. B. von Pflaumen und Birnen, stehen dem Wissenschaftler zufolge bei den Tieren dann hoch im Kurs. Pflaumenkuchen scheint der Himmel zu sein, er duftet für sie unwiderstehlich!
Nicht alle Wespen werden aufdringlich
Aber das betrifft nicht alle Vertreter der Gruppe der echten Wespen. 11 Arten gibt es hierzulande, von denen sich nur zwei Spezies für unsere Süßspeisen und Getränke interessieren: Die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe. Ihre Nester beherbergen bis zu 7.000 Tiere. Eigentlich sind auch diese Arten nicht von vornherein aggressiv. Zu einem Stich kommt es nur dann, wenn sich die Tiere bedroht fühlen.
Stiche vermeiden
Wichtig ist daher, die zu den Hautflüglern gehörenden Insekten möglichst in Ruhe zu lassen und nicht nach ihnen zu schlagen. Noch besser ist es, die Tiere fern zu halten. Ernten und sammeln Sie das Obst im Garten frühzeitig auf, damit es keine Wespen anzieht. Alle Speisen, die Wespen anlocken, sollten abgedeckt werden. Das Gleiche gilt für Getränke. Wer im Garten gern barfuß geht, kann durch eine entsprechende Pflege darauf achten, dass im Rasen kein Klee oder andere kurzstängelige Blumen gedeihen, die nicht nur Wespen, sondern auch Bienen anziehen würden.
Vor allem Stiche im Mundbereich müssen vermieden werden: Bei Anwesenheit von Wespen und Bienen ist das Trinken aus Flaschen und Dosen gefährlich, denn es ist nicht zu erkennen, ob sich ein Tier in der Flasche oder am Flaschenhals sitzt. Besser ist es, aus einem Glas zu trinken. Wer auf einen Strohhalm nicht verzichten mag, sollte nur dünne Exemplare benutzen. Achten Sie darauf, Finger und Mundwinkel von Kindern beim Essen sauber zu halten.
Erste Hilfe bei Stichen
Ein Wespenstich ist für normal empfindliche Menschen schmerzhaft, aber ungefährlich. Es gibt einige Hausmittel, deren Wirkung umstritten ist. Eines davon ist das Einreiben der Stichstelle mit einer halbierten rohen Zwiebel, ein anderes das Kühlen.
Bei Stichen im Mundraum und in der Halsgegend muss sofort ein Arzt aufgesucht werden, weil die entstehende Schwellung die Atmung behindern könnte. Wer nach einem Stich Schwindel, Übelkeit oder Herzrasen verspürt, muss den Notarzt rufen. Diese Symptome weisen auf eine Insektengift-Allergie hin. Bei bekannter Insektengift-Allergie sollte in der warmen Jahreszeit stets ein Notfall-Set mitgeführt werden.
Gut zu wissen: Nester werden nicht wieder bezogen
Übrigens: Wer ein Wespennest im Garten hat, muss nicht mit einer erneuten Besiedelung im nächsten Jahr rechnen. Zum Herbst hin stirbt ein Wespenvolk komplett ab. Die Jungköniginnen sind vorher vom Nest abgeflogen. Sie versuchen über den Winter zu kommen, um im nächsten Jahr ein neues Volk an anderer Stelle aufzubauen. Kornmilch: „Die alten Nester des Vorjahres werden nie wieder bezogen.“
Was tun bei Wespennestern im Garten oder Haus?
Völker mit freihängenden Nestern sind harmlos
Alle Wespenarten stehen unter allgemeinem Schutz des Bundesnaturschutzgesetzes. Als Insektenjäger spielen Wespen eine wichtige Rolle im Naturhaushalt.
Die Nester der beiden „lästigen“ Arten befinden sich vorwiegend in Erdhöhlen oder aber in anderen dunklen Hohlräumen. Haben Sie ein solches Nest am Haus oder im Garten an einer ungünstigen Stelle, sollten Sie einen Fachmann zu Rate ziehen. Erster Ansprechpartner können die Untere Naturschutzbehörde Ihrer Gemeinde (z. B. Umweltamt) oder die Umweltverbände in Ihrer Region sein (z.B. NABU oder BUND).
Eine Umsiedlung darf man aus Gefahrengründen und auch aus gesetzlichen Gründen nicht selber vornehmen. Sollte eine Umsiedlung von Wespennestern unvermeidlich sein, kontaktieren Sie bitte einen geprüften und dazu autorisierten Experten. Eine gute deutschlandweite Datenbank finden Sie unter: www.hymenoptera.de (dort unter „Beraterdatenbank“).
Alle frei hängenden Wespennester in Hecken, unter Dachtraufen oder auf hellen Dachböden gehören zu den selteneren Arten, wie z. B. der Sächsischen Wespe, Mittleren Wespe oder Waldwespe. Diese Arten werden nicht lästig und schon gar nicht aggressiv, wenn man ihr Nest nicht stört. Die Mittlere Wespe steht auf Grund der häufigen Vernichtungen von Nestern schon auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Frei hängende Nester sollten in keinem Falle nicht gestört werden!
Quellen:
(1) NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V: NABU-Info – Wespen
https://www.nabu.de/ratgeber/wespen.pdf
(2) So gehen Sie mit Wespen richtig um / 20 NABU-Tipps zum gedeihlichen Miteinander
http://www.nabu.de/tiereundpflanzen/insektenundspinnen/hautfluegler/wespenundhornissen/02624.html
Herausgeber: DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e. V.
Internet: www.dgk.de
Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
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