(aid) – „Ein Töpfchen Kresse a day, keeps the doctor away“. Wem das noch nicht flüssig über die Lippen kommt, wird sich vielleicht die nächsten Jahre daran gewöhnen müssen. Denn US-amerikanische Wissenschaftler haben eine Tabelle der „gesündesten“ Obst- und Gemüsearten herausgegeben. Und ganz oben auf der Liste steht eben Kresse. Auf den Plätzen folgen Chinakohl, Mangold, Spinat und als erstes Obst die Zitrone auf dem abgeschlagenen Rang 28.
Immer wenn eine Fußball-WM läuft, ist das gleichzeitig ein Paradies für Statistiker, Männer mit zu viel Freizeit und 80 Millionen Bundestrainer. Statistiken wohin das Auge reicht. Die beste Zweikampfbilanz, die meisten Laufwege, die Durchschnittstemperatur im Stadion in Manaus 10 cm über der Grasnarbe, etc. Von daher passt es in die Zeit, dass das US-Zentrum für Krankheitsbekämpfung und Prävention eine Liste herausgegeben hat mit den empfehlenswertesten Obst- und Gemüsearten in absteigender Reihenfolge. Eine TOP-41-Liste, die als Grundlage für Empfehlungen an die (amerikanische) Bevölkerung dienen soll. Nichts weniger als die „gesündesten“ Lebensmittel sollten dabei herauskommen. Und in der Tat streben wahrscheinlich alle Verbraucher – auch vor und nach einer WM – nach einer einfachen Botschaft im medialen Dschungel, was denn jetzt wirklich gesund, supergesund und am gesündesten ist.
Daher ist ein „Ranking“ zunächst einmal etwas Feines, an dem man sich orientieren kann.
Was wie ein ernährungswissenschaftlicher und kommunikativer heiliger Gral klingt, entpuppt sich aber nach näherer Betrachtung eher als gebrauchte Blumenvase. Aber der Reihe nach. Die Wissenschaftler haben zunächst eine Definition von sogenannten „powerhouse fruits and vegetables“ vorgenommen. Das lässt sich übersetzen als „Kraftpakete Obst und Gemüse“. Es wurden nur die als solche eingestuft, die eine hohe Nährstoffdichte besitzen. Danach wurden die Kraftpakete anhand von 17 Inhaltsstoffen klassifiziert, wie zum Beispiel verschiedene Mineralstoffe und bestimmte Vitamine. Es wurden ausschließlich Inhaltsstoffe berücksichtigt, die einen wissenschaftlich gesicherten positiven Effekt in der Prävention bestimmter ernährungsbedingter Krankheiten haben, so die Wissenschaftler.
Allein umstritten ist bereits, wie sicher die Daten sind, was einzelne Inhaltsstoffe isoliert im menschlichen Körper so anstellen. Dass zum Beispiel Kalzium in Gegenwart von Phosphaten viel besser in die Knochen eingebaut werden kann als wenn man pures Kalzium isst, ist unbestritten. Zudem wurden die Inhaltsstoffe auf das rohe Ausgangsprodukt bezogen. Das ist im Falle von Kresse als Nummer eins-Kraftpaket nicht relevant, beim Bronzegewinner Mangold allerdings verzerrt das schon das Bild, außer man kocht ihn nicht. Zum anderen ist ebenso unbestritten, dass der jeweilige Gehalt an zum Beispiel Vitamin C sehr stark abhängt von äußeren Faktoren wie Lagerdauer, Anbaubedingungen oder auch der jeweiligen Sorte. Der Hauptkritikpunkt liegt aber bei der Nichtberücksichtigung von sekundären Pflanzenstoffen, wie Carotinoide (Mohrrübe) oder Sulfide (Zwiebel), deren positive Wirkung ebenfalls gut untersucht ist.
Das schränken auch die Wissenschaftler abschließend ein, indem sie darauf hinweisen, dass die Ergebnisse nicht bedeuten, alle Bestandteile für eine „bessere Gesundheit“ zu vereinen.
Der Apfel hat es übrigens gar nicht erst in die Liste geschafft, da er durch das Nährstoffdichten-Raster gefallen ist. Man darf gespannt sein, wie viele „brandneue“ Ernährungsbücher auf den Markt kommen werden, die auf der Grundlage dieser best-of-Lebensmittelliste fußen. Auch wenn es langweilig klingt: Es bleibt bei der Aussage, dass eine abwechslungsreiche Ernährung die beste Form der Krankheitsprävention ist. Und abwechslungsreich bedeutet ja meist auch lecker.
Harald Seitz, www.aid.de
Quelle: www.cdc.gov/pcd/issues/2014/13_0390.htm
Quelle: aid infodienst
Internet: http://www.aid.de
Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
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