Die Süßwarenindustrie setzt auf die Fußball-Weltmeisterschaft, um den Verkauf von Schokolade und Süßigkeiten anzukurbeln. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert gesündere Lebensmittel und plant, die maximale Zuckerzufuhr von 10 auf 5 Prozent des täglichen Kalorienbedarfs abzusenken, um chronische Krankheiten wie Diabetes oder Übergewicht bei Kindern zu reduzieren. Was das für den Verzehr von Lebensmitteln im WM-Design bedeutet, hat die Verbraucherzentrale Hamburg anhand zahlreicher Produkte durchgerechnet.
Schon mit einem kleinen Spielmacher Knoppers zur Stärkung der Nerven während des Fußballspiels nimmt man rund 7 Gramm Zucker zu sich. Für einen Jugendlichen ist das immerhin fast ein Fünftel der von der WHO zukünftig empfohlenen Tagesration. Eine 200-Gramm-Tüte Haribo Tropifrutti im Brazil Mix zur Halbzeitpause bringt auf einen Schlag mehr als dreimal soviel Zucker wie von der WHO als Tagesrichtwert für junge Fußballfans vorgesehen. Eine 300-Gramm-Packung M&Ms in der WM-Edition zum spannenden Halbfinale verzehrt, schlägt genau wie die 1,5-Liter-Flasche Pepsi mit Mario-Gomez-Konterfei mit 161 Gramm Zucker zu Buche und liefert damit mehr als die vierfache Menge des täglichen Zucker-Solls.
„Wir wollen niemandem die Fußball-WM vermiesen“, sagt Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg, „doch wer die verlockenden Angebote mit WM-Logos, Deutschlandflaggen und Spieler- oder Fußballbildern im Juni und Juli zu oft isst, hat sein tägliches Zuckerlimit schnell erreicht und oft sogar mehrfach überschritten.“ Dabei sollen beispielsweise Kindergartenkinder laut geplanter Empfehlung der WHO nur noch 19 Gramm Zucker pro Tag zu sich nehmen – eine Menge, die bereits durch eine Portion Kellogg’s Choco Krispies zum Frühstück fast komplett gedeckt ist. „Umso schlimmer ist es, dass vor allem Kinderlebensmittel und Getränke mit viel Zucker im WM-Design vermarktet werden“, meint Schwartau.
Die berechneten Zuckerwerte der Hamburger Verbraucherschützer verdeutlichen, wie groß die Lücke zwischen dem Angebot im Supermarkt und den von WHO-Ernährungsexperten empfohlenen Richtwerten tatsächlich ist. Auch in sogenannten Wellness-Getränken wie einer 500-Milliliter-Flasche Fürst Bismarck Traube Kräuter stecken 29 Gramm Zucker – die gesamte Tagesration für eine Frau zwischen 25 und 50 Jahren. Wie schnell sich Zucker unter diesen Umständen zu einer großen Menge aufsummieren kann, zeigen von der Verbraucherzentrale Hamburg beispielhaft zusammengestellte Tagesspeisepläne.
„Die vom Koch der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft ausgegebene Losung ,Du spielst, wie Du isst’, würde auch der Lebensmittel- und Süßwarenindustrie gut zu Gesicht stehen“, sagt Schwartau. „Es kann nicht sein, dass angesichts von immer mehr übergewichtigen Menschen mit erheblichen gesundheitlichen Problemen die Hersteller und die Politiker seit Jahren keinen Handlungsbedarf sehen. Es bleibt zu hoffen, dass die WHO das Spiel gegen die Lobbyisten gewinnt!“
Die ausführlichen Rechenbeispiele mit einer Übersicht aller untersuchten Produkte inklusive Bewertung sowie die exemplarisch zusammengestellten Speisepläne sind auf der Internetseite der Verbraucherzentrale Hamburg unter www.vzhh.de abrufbar.
Quelle: Verbraucherzentrale Hamburg
Internet: www.vzhh.de
Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
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