Potsdam-Rehbrücke – Wie Daten der Potsdamer EPIC*-Studie nun zeigen, haben Frauen, die gestillt haben, im Vergleich zu Frauen, die nicht gestillt haben, ein um ca. 40 Prozent verringertes Risiko, an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken. In der Studie durchgeführte Biomarker-Analysen weisen zudem darauf hin, dass eine lange Stillzeit mit einem langfristig verbesserten Stoffwechselprofil der Mutter einhergeht. Die Wissenschaftler um Susanne Jäger und Matthias Schulze vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) publizierten ihre Ergebnisse jetzt in der Fachzeitschrift Diabetologia (S. Jäger et al. 2014; DOI 10.1007/s00125-014-3247-3).
An der Studie waren neben Wissenschaftlern des DIfE und des Instituts für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrums München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen − beide Verbundpartner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung e. V. (DZD) − auch Forscher des Robert Koch-Instituts und der Charité in Berlin beteiligt.
In der vorliegenden Untersuchung werteten die Forscher die Daten von 1.262 Müttern aus, die sie im Rahmen der Potsdamer Langzeit-Beobachtungsstudie zwischen 1994 und 2005 erhoben hatten. Die Daten zur Stilldauer und zum Lebensstil erfassten die Epidemiologen mit Hilfe von Fragebögen. Zudem entnahmen sie zu Studienbeginn Blutproben und ermittelten die Körpermaße der Studienteilnehmerinnen durch direkte Messungen. Die Blutproben untersuchten sie hinsichtlich verschiedener Biomarker, die Rückschlüsse auf den Fett-, den Leber- und den Zuckerstoffwechsel sowie Entzündungsprozesse im Körper geben. Ziel war es, hierdurch Informationen über Stoffwechsel-Mechanismen zu erhalten, die dem beobachteten Zusammenhang zwischen Stillen und Typ-2-Diabetes zugrunde liegen.
Wie die Forscher beobachteten, ist Stillen mit einem verminderten Risiko der Mutter für Typ-2-Diabetes verbunden und dies unabhängig vom sozialen Status und dem Lebensstil. Der zu Beginn der Studie ermittelte Body-Mass-Index** der Frauen, im Durchschnitt 20 Jahre nach der Geburt des letzten Kindes erhoben, konnte die beobachtete Risikobeziehung nach den vorliegenden Studiendaten nur zum Teil erklären. Die Biomarker-Analysen deuten darauf hin, dass längere Stillzeiten neben einem günstigen Einfluss auf das Körpergewicht auch mit einem verbesserten Stoffwechselprofil verbunden sind. So hatten Frauen, die lange gestillt haben, im Schnitt niedrigere Blutfettwerte und höhere Adiponectin-Spiegel. Adiponectin ist ein vom Fettgewebe freigesetztes Hormon, das sich günstig auf den Fett- und Zuckerstoffwechsel auswirkt, indem es beispielsweise die Insulinempfindlichkeit der Körperzellen verbessert.
„Dieses spräche dafür, dass Stillen sowohl das Körpergewicht als auch die Stoffwechsellage des Körpers verbessert, die wiederum das Risiko der stillenden Mütter für Typ-2-Diabetes verringert. Befunde anderer Untersuchungen stützen unsere Studienergebnisse“, sagt Matthias Schulze, der die Untersuchung leitete. „Stillen ist also nicht nur gut für die Kinder, auch die Mütter profitieren davon“, ergänzt Susanne Jäger, Erstautorin der Studie.
Lit.: Susanne Jäger, Simone Jacobs, Janine Kröger, Andreas Fritsche, Anja Schienkiewitz, Diana Rubin, Heiner Boeing and Matthias B. Schulze: Breast-feeding and maternal risk of type 2 diabetes: a prospective study and meta-analysis. Diabetologia 2014; DOI 10.1007/s00125-014-3247-3
Hintergrundinformationen:
* EPIC: European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition. Die EPIC-Studie ist eine prospektive Studie, die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes untersucht. An der EPIC-Studie sind 23 administrative Zentren in zehn europäischen Ländern mit insgesamt 519.000 Studienteilnehmern im Erwachsenenalter beteiligt. Die Potsdamer EPIC-Studie ist mit mehr als 27.000 Teilnehmern ein Teil der EPIC-Studie.
** Der Body-Mass-Index (BMI) ist ein Wert, um das Körpergewicht eines Menschen in Relation zu seiner Körpergröße zu bewerten. Die Formel für den BMI lautet: BMI = Körpergewicht in kg/(Körperlänge in m)2
Quelle: DIfE – Deutsches Institut für Ernährungsforschung.
Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
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