Dengue, Chikungunya, Leishmaniasis – exotisch anmutende Erkrankungen, die mittlerweile nicht nur in tropischen Regionen, sondern auch in Deutschland diagnostiziert werden. Die Arbeitsgemeinschaft Tropenpädiatrie informiert anlässlich des Weltgesundheitstags über die Bedeutung dieser Erkrankungen für die Diagnostik und Therapie in der Kinder- und Jugendmedizin.
Im Zentrum des Weltgesundheitstags stehen in diesem Jahr die „vektorübertragenen Krankheiten“, deren Erreger über Transportwirte (Mücken, Zecken, Fliegen, Wanzen, Frischwasserschnecken, Läuse, Flöhe) auf den Menschen als Ziel- oder Fehlwirt übertragen werden.
Die WHO zählt zu den wichtigen vektorübertragenen Erkrankungen Malaria, Dengue, Chikungunya, Gelbfieber, japanische Enzephalitis, lymphatische Filariosen, Leishmaniasis, Onchozerkose (Flussblindheit), hämorrhagisches Krim-Kongo-Fieber, Borreliosen, zeckenübertragene Enzephalitis und andere durch Zecken übertragene Erkrankungen, Schistosomiasis und Trypanosomiasis (Chagas und Schlafkrankheit).
Dr. Carsten Krüger von der Arbeitsgemeinschaft Tropenpädiatrie: „In Deutschland werden die meisten dieser Erkrankungen als selten und exotisch angesehen, doch ist dies inzwischen ein Trugschluss. Im Zuge der Globalisierung der Reise- und Warenströme sowie des Klimawandels gelangen Vektoren und damit potenziell auch die Erreger immer häufiger nach Deutschland. Besonders die Reiselust verstärkt diese Tendenz, und immer mehr Eltern gehen mit ihren Kindern auf Fernreise in endemische Regionen, was nicht ohne Risiko für die Gesundheit ist.“
Vier Gruppen von Kindern und Jugendlichen haben laut AG Tropenpädiatrie ein erhöhtes Gesundheitsrisiko:
a) in endemische Regionen reisende Familien (Urlaub; beruflich);
b) Kinder von in Deutschland lebenden Ausländern, die ihre Heimatländer besuchen und dort oft die nötigen Präventivmaßnahmen außer Acht lassen;
c) Migranten, Flüchtlinge, Asylsuchende mit Kindern, die nach Deutschland kommen;
d) in Deutschland lebende Kinder und Jugendliche, die in Regionen leben, in denen sich die Vektoren und damit potenziell auch die Erreger ausbreiten oder schon vorhanden sind (z.B. FSME).
In Deutschland wurden dem Robert-Koch-Institut im Jahr 2012 547 Malariaerkrankungen gemeldet (2011: 562), im gleichen Jahr aber bereits 615 Dengue-Erkrankungen, was einer Verdoppelung gegenüber dem Jahr 2011 (288) entspricht. Auch wenn diese Fälle nahezu ausschließlich im Ausland erworben wurden und nur wenige Kinder betroffen waren, wird daran das Erkrankungspotenzial deutlich. Zudem traten diese Erkrankungen zahlenmäßig fast so häufig wie Hepatitis B auf und sind damit deutlich häufiger als die allseits gefürchtete FSME (2012: 195 Fälle; 2011: 423 Fälle).
Von den oben genannten Erkrankungen kommen einige in den klassischen Urlaubsländern (Spanien, Portugal, Italien, Südfrankreich, Griechenland, Türkei) vor: u.a. viszerale Leishmaniose (durch „Sandfliegen“, richtiger Sandmücken übertragen; z.B. in Spanien, Portugal, Italien), Malaria (selten in der Türkei), Dengue (Südfrankreich, Kroatien, Madeira), Chikungunya (Ausbrüche in Südeuropa). Während die Gefährlichkeit von Malaria bekannt ist, wird sie bei Dengue und auch bei viszeraler Leishmaniose immer noch unterschätzt. Wenn Patienten von mehr als einem Dengue-Subtyp infiziert wurden, können sie das lebensbedrohliche Dengue-hämorrhagische Fieber oder das Dengue-Schocksyndrom entwickeln. Viszerale Leishmaniosen werden oft als Malignome fehldiagnostiziert und können bei ausbleibender Behandlung tödlich enden.
Die WHO schätzt, dass jedes Jahr über 50% der Weltbevölkerung potenziell gefährdet sind, ca. 1 Milliarde Menschen an ihnen erkranken und über 1 Million Menschen daran sterben. Die häufigsten Ursachen sind dabei Malaria und Dengue. Wenn man berücksichtigt, dass etwa 40% der Weltbevölkerung jünger als 16 Jahre sind, wird deutlich, wie stark Kinder und Jugendliche von diesen Erkrankungen bedroht sind. Gerade bei Malaria ist bekannt, dass die meisten Todesfälle (>80%) bei Kleinkindern auftreten.
Eine gezielte Prävention ist nur bei einigen Erkrankungen möglich: Impfungen gibt es gegen Gelbfieber, japanische Enzephalitis und FSME. Eine medikamentöse Prophylaxe ist bei Malaria möglich. Carsten Krüger rät: „Wichtiger ist jedoch in allen Fällen die Expositionsprophylaxe durch Moskitonetze, Repellentien, entsprechende Kleidung und besonders das Meiden von gefährdeten Gebieten. Die tropenmedizinische Beratung sollte Teil der Reiseplanung sein!“.
In Deutschland müssen Ärzte diese Erkrankungen immer häufiger in ihre Differentialdiagnose einbeziehen: Bei unklaren fieberhaften Erkrankungen, Hautausschlägen/-blutungen, ZNS-Beteiligung und abdominellen Symptomen können eine sorgfältige Reiseanamnese und Kenntnisse der lokalen Epidemiologie zur Abklärung beitragen.
Bei Fragen zu einzelnen Krankheitsbildern kann man sich an das Robert-Koch-Institut, die Tropeninstitute (siehe www.dtg.org; z.B. in Berlin, Hamburg, Heidelberg, München, Tübingen, Würzburg, Ulm, Bonn, Dresden, Düsseldorf, Leipzig, Potsdam, Rostock, Stuttgart), die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, oder bei erkrankten Kindern an die Arbeitsgemeinschaft Tropenpädiatrie (www.tropenpaediatrie.de) und an die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (www.dgpi.de) wenden, die alle gerne weitere Informationen geben.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ)
Internet: http://www.dgkj.de/
Tigermücke in Europa
In Europa trat die Art zum ersten Mal 1979 in Albanien auf, wohin sie offenbar mit Warenlieferungen aus China eingeführt wurde.
1990/91 wurde sie wahrscheinlich mit gebrauchten Reifen aus Georgia (USA) nach Italien verschleppt und ist inzwischen fast auf dem gesamten italienischen Festland sowie in weiten Teilen Siziliens und Sardiniens verbreitet.
Seit 1999 ist sie auf dem französischen Festland, vor allem in Südfrankreich, vertreten. Im Jahr 2002 wurde sie auch auf Korsika in einem Feriendorf gefunden, wo sie sich aber erst ab 2005 endgültig etablieren konnten.
In Belgien wurde sie zum ersten Mal im Jahr 2000 nachgewiesen, 2001 in Montenegro, 2003 im Kanton Tessin in der südlichen Schweiz und in Griechenland, 2004 auf dem spanischen Festland (Katalonien) und in Kroatien, 2005 in den Niederlanden, in Slowenien sowie in Griechenland., 2006 folgten Funde in Bosnien und Herzegowina
Im September 2007 wurden auf einer Autobahnraststätte der A5 bei Bad Bellingen (Baden-Württemberg) erstmals Eier der Mücke in Deutschland entdeckt; im Juli 2011 wurde bei Weil am Rhein und ebenfalls in der Nähe einer Autobahnraststätte der A5 ein erwachsenes Weibchen gefangen.
2012 wurden unter anderen in Baden-Württemberg und in Bayern an jeweils vier Standorten Mückenfallen zur Überwachung eingeschleppter Mücken aufgestellt. An drei dieser acht Standorte wurden Asiatische Tigermücken gefangen: acht Weibchen an einer Autobahn im Südosten Baden-Württembergs und fünf Weibchen und ein Männchen an zwei Standorten im Süden Bayerns, ebenfalls an einer Autobahn. Diese Funde weisen auf wiederholte und regelmäßige Einschleppungen von Exemplaren über Verkehrswege von Südeuropa nach Deutschland und damit auf eine höheres Risiko einer Etablierung hin; das österreichische Inntal ist dabei offenbar ebenfalls betroffen.
Erstnachweise für das Jahr 2012 erfolgten in der Türkei in Ostthrakien, der Tschechischen Republik (hier an zwei Raststationen an der Europastraße 461, kurz hinter der Grenze zu Österreich) und auf Mallorca
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Asiatische_Tigerm%C3%BCcke aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung (de)). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
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