Erdnussallergie im Flugzeug: Der Urlaubsflug als Anaphylaxe-Risiko

Mehr als 17 Millionen Menschen in Europa leiden unter Lebensmittelallergien. Die Betroffenen werden immer wieder mit Situationen konfrontiert, in denen sie allergische Symptome bis hin zur Anaphylaxie befürchten müssen. So ruft die Vorstellung, eine allergische Reaktion während eines Fluges zu erleben, gerade bei Personen mit Erdnuss- und Nussallergien nachvollziehbare Ängste hervor. Einige Fluglinien haben inzwischen reagiert und ermöglichen ihren Gästen „erdnussfreie Flüge“.

Bis zu neun Prozent aller Nahrungsmittelallergiker berichten über allergische Reaktionen während eines Fluges. In den meisten Fällen sind Erdnüsse die Auslöser. Viele Fluggesellschaften verteilen sie an ihre Passagiere oder haben erdnusshaltige Snacks in ihrem Sortiment. Sensibilisierte Personen müssen diese Snacks nicht einmal zu sich nehmen, um eine Reaktion zu provozieren: Studien haben gezeigt, dass beim Öffnen einer Tüte mit Erdnüssen Allergenbestandteile in die Luft verwirbelt werden und ein Umfeld von rund zwei Metern kontaminieren. Bei manchen Erdnuss-allergikern können schon solch geringe Mengen zu einer anaphylaktischen Reaktion führen!

Einige Airlines bieten deshalb „erdnussfreie Flüge“ an. Passagiere, die an einer Allergie leiden, sollen bei ihrer Buchung darauf hinweisen. Die Fluggesellschaft nimmt dann die erdnusshaltigen Snacks aus dem Sortiment. Außerdem ermöglicht sie ein „First boarding“, um Begleitpersonen die Möglichkeit zu geben, Sitzplätze und Tische nochmals zu reinigen. Die Passagiere in den drei Sitzreihen vor und hinter dem Erdnussallergiker werden gebeten, keine mit an Bord gebrachten erdnusshaltigen Snacks zu verzehren. Diese Maßnahmen garantieren keine vollständige Freiheit von Erdnussbestandteilen in der Umgebung, reduzieren aber deutlich das Risiko einer anaphylaktischen Reaktion.

Prof. Dr. Jürgen Seidenberg, Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA), appelliert an alle Fluggesellschaften, diese Handlungsweisen zu übernehmen: „Wie sehr manche Airlines die Probleme von Erdnussallergikern ernst nehmen, sollte für alle Fluggesellschaften ein Vorbild sein.“Bei aller Vorsicht sind Nahrungsmittelallergiker aber gut beraten, generell ein Medikamentenset mit sich zu führen, das im Notfall die Zeit bis zum Eintreffen eines Notarztes überbrücken kann. Bei Erdnussallergikern wird der frühe Einsatz von Adrenalin mittels Autoinjektor empfohlen. Die Injektoren applizieren das Adrenalin auf Knopfdruck in die Außenseite des Oberschenkels.

Voraussetzung für einen sicheren und effizienten Einsatz des Gerätes ist allerdings eine ausführliche Einweisung und Schulung. Die Arbeitsgemeinschaft Anaphylaxie-Training und -Edukation (AGATE) hat dazu ein Schulungskonzept entwickelt und bildet auch Anaphylaxie-Instruktoren aus. Laut PD Dr. Ernst Rietschel, Leiter der Wissenschaftlichen Arbeitsgruppe Anaphylaxie der GPA, übernehmen einige Krankenkassen inzwischen einen Teil der Schulungskosten für ihre Versicherten. Er fordert allerdings die komplette Kostenübernahme durch alle gesetzlichen und privaten Krankenkassen. Dr. Rietschel: „Nur eine ausreichende Schulung stellt sicher, dass im Ernstfall das richtige Medikament zum richtigen Zeitpunkt richtig appliziert wird und damit Todesfälle durch eine unzureichende Behandlung vermieden werden“.

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Quelle: Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e. V.
Internet: http://www.gpau.de/


Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0

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