Für die richtige Ernährung eines kleinen Kindes gibt es viele, nicht selten widersprüchliche Empfehlungen, die junge Eltern häufig verunsichern.
Damit sollte es jetzt vorbei sein, vermeldet erfreut die Stiftung Kindergesundheit. Die für die Gesundheit von Kindern maßgeblichen Gruppen von Kinderärzten, Ernährungsexperten, Pädagogen und Sportwissenschaftlern haben für das „Netzwerk Gesund ins Leben“ wichtige Denkanstöße und Handlungsempfehlungen entwickelt, um Familien mit kleinen Kindern dabei zu unterstützen, einen gesunden Lebensstil zu entwickeln.
„Gerade im Alter zwischen einem und drei Jahren ist es enorm wichtig, dass Kinder die Vielfalt von Lebensmitteln erkunden und den Geschmack unterschiedlicher Speisen mit allen Sinnen erfahren“, sagt Kinder- und Jugendarzt Professor Dr. Berthold Koletzko. Er ist Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit und Sprecher des wissenschaftlichen Beirats im „Netzwerk Gesund ins Leben“. Der Stoffwechselspezialist der Universitäts-Kinderklinik München bedauert: „Viele Eltern lassen den richtigen Moment für das gemeinsame Essen ungenutzt verstreichen und verpassen damit die beste Phase, gute Essgewohnheiten zu etablieren“.
Zurzeit werden in Deutschland 80 bis 95 Prozent der Kinder in Deutschland im Alter von zwölf Monaten noch mit Flaschenkost und Breien ernährt. Selbst im Alter von 24 Monaten sind es immer noch 23 bis 33 Prozent. „Dabei brauchen Kinder spätestens nach dem ersten Geburtstag keine speziellen Produkte mehr“ unterstreicht Professor Koletzko. „Sie können mit dem Ende des Säuglingsalters fast alles essen und sollten das auch tun. Eine Ausnahme sind Nüsse und andere harte Lebensmittel in ‚Erdnussgröße’, an denen sich kleine Kinder leicht verschlucken können“.
Die nun erarbeiteten Empfehlungen entstanden im Auftrag des bundesweiten Kommunikationsnetzwerks „Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie“, das vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) finanziell gefördert wird. Die neuen Empfehlungen sind nach den Ratschlägen zur Ernährung in der Schwangerschaft und zur Ernährung von Säuglingen bereits die dritten bundesweiten Standards des Netzwerks. Die Handlungsempfehlungen wurden im Dezember-Heft 2013 der „Monatsschrift Kinderheilkunde“ veröffentlicht. Die Stiftung Kindergesundheit hat daraus in ihrer aktuellen Stellungnahme die wichtigsten Punkte zusammengefasst.
Warum gemeinsames Essen für Kinder so wichtig ist
Kleinkinder sollten ihre Mahlzeiten in einem regelmäßigen Rhythmus bekommen (z. B. drei Hauptmahlzeiten und zwei kleinere Zwischenmahlzeiten). Mahlzeiten wechseln sich mit essensfreien Zeiten ab.
Regelmäßige Mahlzeiten, die eindeutig begonnen und beendet werden, geben dem Tagesablauf des Kindes eine wichtige Struktur. Essenszeiten und Spielzeiten müssen für das Kind verständlich und klar getrennt sein. Es lernt, dass nicht jedes Essbedürfnis sofort befriedigt werden muss, und dass es zugunsten der Mahlzeiten aufgeschoben werden kann.
In den Essenspausen zwischen den Mahlzeiten sollten für zwei bis drei Stunden weder Snacks, zuckerhaltige Getränke, noch Milch angeboten werden. Wasser aber kann und sollte das Kind zu jeder Zeit zu sich nehmen können, empfiehlt die Stiftung Kindergesundheit in ihrer aktuellen Stellungnahme.
Die Familie sollte mindestens einmal am Tag gemeinsam essen und sich dabei genügend Zeit und Ruhe gönnen. „Deshalb bitte keine Handygespräche und auch kein Fernsehen beim Essen!“ betont Professor Koletzko mit großem Nachdruck: „Das gemeinsame Essen ist viel mehr als nur Nahrungsaufnahme, es ist auch Futter für die Seele. Die Familienmahlzeit bietet die beste Gelegenheit dafür, entspannt miteinander zu reden. Man beschäftigt sich mit den Kindern, man kann ihnen Zuwendung geben, man erlebt Familienleben in des Wortes wahrer Bedeutung. Eine freundliche Atmosphäre bei den Mahlzeiten macht das Essen zu einem positiven Erlebnis“.
Nicht ablenken, nicht nötigen
Für das Kind ist es ein wichtiger Lernprozess, bei Mahlzeiten sitzen zu bleiben und sich für das Essen und Sattwerden Zeit zu nehmen. Im Schnitt dauern Mittag- und Abendessen in Deutschland 20 Minuten. Länger als 30 Minuten sollte eine Hauptmahlzeit für Kleinkinder nicht dauern.
Eltern sollten ihrem Kind ermöglichen, sich auf das Essen zu konzentrieren. Sie sollten Ablenkungen vermeiden und das Kind auch nicht mit Tricks, Überzeugungsszenarien, Versprechungen oder Spielen zum Essen animieren.
Essen sollte nicht zur Belohnung oder zur Bestrafung eingesetzt werden. Nutzen Eltern Lebensmittel regelmäßig, um ihr Kind zu trösten oder zu belohnen, kann dies zu einem ungesunden Essverhalten des Kindes oder zu Übergewicht beitragen.
Essen ist keine Leistung. Eltern sollten das Kind nicht übermäßig für das, was und wie viel es isst, loben.
Durch das Vorsetzen großer Essensmengen fühlen sich kleine Kinder oft überfordert. Deshalb sollte zunächst eine kleine Portion auf den Teller gegeben und etwas nachgegeben werden, wenn das Kind es möchte.
Viele Eltern sorgen sich, dass ihr Kind nicht genug isst. Die verzehrte Nahrungsmenge ist jedoch interindividuell sehr unterschiedlich. Ist das Kind gesund, aktiv und zufrieden, können Eltern davon ausgehen, dass es ausreichende Mengen isst, unterstreicht die Stiftung Kindergesundheit.
Neugier unterstützen, Genussfähigkeit fördern
Ein gesundes Essverhalten, regelmäßige Bewegung und ein verantwortungsbewusster Umgang mit Medien sind besonders wichtig in einer Gesellschaft, in der Lebensmittel fast überall und jederzeit zur Verfügung stehen, Bildschirmmedien den Alltag bestimmen und ausreichende körperliche Aktivität nicht mehr selbstverständlich ist. Vater und Mutter sind die ersten Vorbilder, die die Lebensgewohnheiten ihres Kindes prägen. Ihr tägliches Beispiel kann für viele Jahrzehnte das Essverhalten beeinflussen.
Kleinkinder sind bis zu etwa zwei Jahren noch für neue Geschmackserfahrungen offen. Deshalb sollten sie schon im Laufe des zweiten Lebenshalbjahres stufenweise an den Geschmack von Lebensmitteln gewöhnt werden, die zur gesunden, gemischten Kost gehören. Die Eltern sollten das Kind ermutigen, neue Lebensmittel und Speisen zu probieren und zu entdecken, wie sie aussehen, wie sie riechen und sich anfühlen und welchen Geschmack sie haben. Das erleichtert den Übergang zum Familienessen und stellt die Weichen für eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung im späteren Leben.
Eltern wecken die Neugier des Kindes, wenn sie Speisen appetitlich und kindgerecht anrichten, selbst genussvoll mitessen und Kinder an der Gestaltung von Essenssituationen aktiv beteiligen, beispielsweise bei der Vorbereitung und beim Abräumen des Tisches. Wenn möglich, sollten die Kinder auch sich selbst bedienen dürfen.
Regeln für eine ausgewogene Familienernährung
Vollwertiges Essen und Trinken beinhaltet eine abwechslungsreiche Auswahl, angemessene Menge und Kombination nährstoffreicher und energiearmer Lebensmittel.
Sie enthält
reichlich Getränke: am besten Wasser oder andere ungesüßte und zuckerfreie Getränke;
reichlich pflanzliche Lebensmittel: Gemüse, Obst, Getreide und Getreideprodukte, Kartoffeln;
mäßig tierische Lebensmittel, Milch und Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Eier;
sparsam Zucker und Süßigkeiten, Salz und Fette mit hohem Anteil gesättigter Fettsäuren sowie Snackprodukte.
Zur ausgewogenen Ernährung gesunder Kleinkinder werden keine speziellen Produkte und so genannte Kinderlebensmittel benötigt! Viele derartiger Kinderlebensmittel enthalten übermäßig Zucker, Fett, gesättigte Fettsäuren oder Salz und sollten deshalb im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung höchstens gelegentlich Verwendung finden, empfiehlt die Stiftung Kindergesundheit.
Tipps gegen Bananenregen und Karottenfluten
Essen lernen heißt auch, Fertigkeiten im Umgang mit Besteck, Geschirr und Trinkgefäßen zu entwickeln. Eltern brauchen deshalb beim gemeinsamen Essen viel Geduld, denn das Üben geht nun einmal nicht ohne Kleckern, Matschen und Schmieren.
Der Essplatz sollte leicht zu reinigen sein. Eine Plastikfolie schützt den Teppichboden vor Breiregen und Krümeln.
Das Lätzchen sollte möglichst groß sein und vielleicht auch lange Ärmchen haben. Sonst wird nach jeder Mahlzeit auch ein frisches Hemdchen fällig.
Kleinere Gabeln und Löffel können beim Erlernen des selbständigen Essens hilfreich sein. Für den Anfang empfehlen sich Teller und Becher aus Kunststoff. Spezielle Esslernbestecke (z. B. Schieber, spezielle Trinklernbecher) sind nicht notwendig. Weitere Informationen für Eltern erhält die handliche Broschüre „Was Kleinkinder brauchen“ des Netzwerks „Gesund ins Leben“. Sie kann aus dem Internet kostenlos heruntergeladen werden unter: www.gesund-ins-leben.de
© 2014 Stiftung Kindergesundheit
Internet: http://www.kindergesundheit.de/
Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
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