(ams). Glasige Augen, rotes Gesicht und heiße Stirn: Die meisten Eltern brauchen nicht einmal ein Thermometer für ihre Diagnose. Hat das Kind Fieber, wachsen mit steigender Temperatur Sorge und Unsicherheit. „Fieber ist in vielen Fällen harmlos“, sagt Dr. Eike Eymers, Ärztin im AOK-Bundesverband. Selbst Ruhe bewahren, viel Ruhe fürs Kind, ausreichend Flüssigkeit und vielleicht noch ein Hausmittel dazu sind oft die beste Medizin.
Kinder sind insgesamt viel anfälliger für Fieber als Erwachsene. Und manche Kinder bekommen es häufiger als andere. Dabei ist das Fieber an sich keine Krankheit, sondern nur ein Symptom. Bei gesunden Kindern liegt die Temperatur zwischen 36,5 und 37,5 Grad Celsius, zwischen 37,6 und 38,0 spricht man von erhöhter Temperatur. „Erst darüber ist es Fieber und ab 39 ist das Fieber hoch“, sagt Eymers. In den allermeisten Fällen steckt hinter dem Fieber eine harmlose Infektion, der Körper bekämpft Erreger und läuft dafür auf Hochtouren. Bei einigen Kindern ist es jedoch nicht einmal das. Kleinere reagieren oft auf das Zahnen mit Fieber, ältere auf Toben oder zu warme Kleidung mit erhöhter Temperatur. „Nur bei etwa einem von hundert Kindern ist der Auslöser eine ernstere Erkrankung, beispielsweise eine Lungenentzündung“, sagt Eymers.
Bekommt das Kind Fieber, kann man es meist gut zu Hause versorgen. „Auch wenn es harmlos ist, gehört das Kind aber weder in die Kita noch in die Schule“, sagt Eymers. Der Körper braucht Ruhe und Zeit, um die Erreger zu bekämpfen. Außerdem könnte eine Infektion andere Kinder anstecken. Das Fieber sollten Eltern drei Mal am Tag messen, um den Verlauf im Blick zu behalten. Ganz wichtig ist es, dass das Kind viel trinkt.
Ein feuchter, lauwarmer Waschlappen auf der Stirn tut vielen Kindern gut. Auch die traditionellen Wadenwickel können Eltern einsetzen. Zwar ist ihr Nutzen nicht wissenschaftlich belegt, Linderung verschaffen sie Kindern trotzdem oft. Dazu tauchen Sie zwei Baumwolltücher in handwarmes Wasser, wringen sie gut aus und wickeln je eines um jede Wade. Zwei trockene Tücher werden darüber gewickelt. Die Wickel sollen nicht zu lange wirken, sondern nur einige Minuten – das Kind darf dabei auf keinen Fall zittern und frieren, außerdem sollte eine wasserfeste Unterlage feuchte Bettwäsche verhindern.
Über den Einsatz fiebersenkender Medikamente sollte nach Einschätzung des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) erst ab 39 Grad Celsius und abhängig vom Allgemeinzustand des Kindes nachgedacht werden. Die Wahl des Wirkstoffs und die Dosierung sollte mit dem Kinderarzt besprochen werden.
Gerade wenn das Kind abends höheres Fieber hat, sollten Eltern zudem auch nachts in der Nähe sein. „Das beruhigt nicht nur das Kind, sondern auch die Eltern“, sagt Eymers. Oft sind besonders Eltern von Babys oder noch sehr kleinen Kindern sehr besorgt, wenn ihr Kind fiebert. „Mit der Zeit bekommen Eltern mehr Erfahrung, aber so lange sie sehr unsicher sind, gilt: lieber einmal mehr zum Arzt“, sagt Eymers.
Folgende Faustregeln nennen Kinder- und Jugendärzte, wann Fieber ein Grund für einen Arztbesuch ist:
„Besonders achten sollten Sie auf Anzeichen eines Flüssigkeitsmangels“, sagt Eymers. Er macht sich bei kleinen Kindern unter anderem an trockenen Windeln (geringe Urinmenge) und einer eingesunkenen Fontanelle bemerkbar. Das ist die weiche Stelle zwischen den Knochen auf dem Kopf, die noch nicht zusammengewachsen sind. Auch trockene Schleimhäute im Mund und Lippen sowie blasse Haut und stehende Hautfalten sind Anzeichen dafür.
Eltern können Kindern das Fieber im Po, im Ohr, unter der Zunge, an der Stirn oder unter der Achsel messen. Der Ort der Messung hängt vom Messgerät und vom Alter des Kindes ab. Bei der Messung im Po sollte das Thermometer dünn eingecremt sein, um Verletzungen zu vermeiden. Beim Messen unter der Achsel müssen in der Regel 0,5 Grad dazu gerechnet werden, beim speziellen Ohrthermometer 0,3 Grad, um den tatsächlichen Wert zu ermitteln. Üblich sind heute digitale Thermometer, da sie günstiger sind als Infrarot-Thermometer. Die früher üblichen Quecksilber-Thermometer sind seit 2009 in der EU verboten.
Quelle: ams-Ratgeber 01/14
Bilder: AOK-Medienservice
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