Übergewicht der Mutter erschwert Ultraschalluntersuchung in der Schwangerschaft

Knapp ein Viertel aller Menschen in Deutschland gelten gemäß einer jüngst veröffentlichten Studie des Robert Koch-Instituts als fettleibig – darunter zunehmend auch Frauen im gebärfähigen Alter. Fettleibigkeit in der Schwangerschaft ist jedoch mit Risiken für Mutter und Kind verbunden. Zudem liefern Ultraschalluntersuchungen im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge bei fettleibigen Frauen oft wenig aussagekräftige Bilder: die Ultraschallsignale können nicht tief genug in den Bauch eindringen. 

Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) geben nun Tipps, wie Frauenärzte trotz der schwierigen Ausgangssituation verwertbare Ultraschallbilder erzielen können.

„Mehrere Studien belegen, dass mit dem Ausmaß der Fettleibigkeit der werdenden Mutter auch die Häufigkeit von Fehlbildungen beim Kind, wie etwa Herzfehler, sogenannte Neuralrohrdefekte wie der „offene Rücken“ und Fehlbildungen an Armen und Beinen deutlich zunehmen“, sagt Professor Dr. med. Ulrich Gembruch, Leiter der Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin am Universitätsklinikum Bonn. Solche Fehlbildungen können durch Ultraschallaufnahmen normalerweise gut erkannt werden. Problematisch sei aber, dass diese Untersuchung ausgerechnet bei adipösen Patientinnen häufig keine guten Ergebnisse liefert.

Der Experte verweist auf eine jüngst im Fachmagazin „Seminars in Perinatology“ erschienene Publikation. Die amerikanische Wissenschaftlerin Beryl Benacerraf, Ultraschallexpertin und Professorin für Radiologie an der Harvard-Universität, kommt hierin zu dem Schluss, dass vor allem in der frühen Phase der Schwangerschaft ein Ultraschall bei adipösen Frauen wenig brauchbare Bilder bringt. Dies zeigt sie unter Berufung auf mehrere Studien am Beispiel Herzfehler auf. Angeborene Herzfehler zählen zu den verbreitetsten gesundheitlichen Störungen von Neugeborenen. Häufig seien mehrere Untersuchungen notwendig, nur um Bilder begrenzter Qualität zu bekommen, berichtet Benacerraf.

Um dies zu verbessern, schlägt sie unter anderem vor, die Ultraschalluntersuchung bei fettleibigen Schwangeren in sitzender Position durchzuführen – und zwar oberhalb des nach unten hängenden Bauches. Möglich sei auch die Seitenlage; in diesem Fall könne der Arzt ein Bild über die Leiste und die Flanke, also die seitliche Bauchregion der Frau, machen. Auch die Nabelregion bietet manchmal ein gutes Schallfenster.

„Grundsätzlich geht es darum, eine möglichst kurze Distanz zwischen dem Fötus im Uterus beziehungsweise seinen Organen und der Ultraschallsonde herzustellen“, erklärt Professor Dr. Gembruch. Darüber hinaus sei bei adipösen Frauen oft ein Vaginal-Ultraschall sinnvoll, insbesondere im späten ersten Schwangerschaftsdrittel. Ab dem zweiten Drittel der Schwangerschaft könne der Arzt auch durch äußere Einwirkung versuchen, den Fötus in eine für die Sonografie geeignete Position zu bringen.

„Trotz technischer Fortschritte sind Ultraschallaufnahmen bei stark übergewichtigen schwangeren Frauen eine große Herausforderung“, sagt Gembruch. „Im Zweifelsfall sollten mehrere Bilder von verschiedenen Positionen aus gemacht werden“, rät der DEGUM-Experte. DEGUM zertifizierte Ärzte finden Eltern im Internet unter:www.degum.de

Literatur:
The use of obstetrical ultrasound in the obese gravida 
Benacerraf, B. in: Seminars in Perinatology 2013; 37:345–347

Übergewicht und Adipositas in Deutschland, Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1)
Mensink, G.B.M., Schienkiewitz, A., Haftenberger, M., Lampert T., Ziese, T., Scheidt-Nave, C.: Bundesgesundheitsbl 2013; 56:786–794
http://edoc.rki.de/oa/articles/rec5I0tIFMfd2/PDF/23JuqX9byg62Q.pdf


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)
Internet: www.degum.de

 

Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0

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