In vielen dieser Fälle wurden die Fernseher auf leichte Möbel gestellt oder waren nicht genügend an der Wand befestigt, erklärt der Studienleiter, Dr. Gary Smith, ein Experte für Kindernotfälle in Kolumbus, Ohio. Moderne Flachbildschirme kippen leichter um als alte Fernsehgeräte. „Eltern ist nicht bewusst, welche Gefahr ein Fernsehgerät darstellen kann, wenn es nicht genügend gesichert ist”, erklärte Smith.
Die Forscher durchforsteten die nationalen Unfall-Statistiken von 22 Jahren (geführt von der Consumer Product Safety). Die ausgewerteten Unfallakten begannen mit dem 1. Januar 1990 und reichten bis zum 31. Dezember 2011. Berücksichtigt hatten die Wissenschaftler Kinder unter 18 Jahren, die in der Notfallambulanz eines Krankenhauses behandelt wurden.
Die Daten gaben z.T. Aufschluss darüber, wo das Kind verletzt, wo es behandelt wurde und welche Art von Fernsehgerät zu dem Unfall führte. Auch ein kurzer Bericht über den Unfallhergang lag vor, Alter und Geschlecht des Opfers wurden ebenso aufgenommen.
Die Ergebnisse
Am häufigsten wurde der Auswertung zufolge der Kopf und Hals verwundet, einschließlich Gehirnerschütterungen. Fast 36% der Verletzungen waren Platzwunden und 35% waren Weichteilverletzungen.
Mehr als 50% der Unfälle pro Jahr, die im Zusammenhang mit einem Fernseher standen, ereigneten sich durch ein herunterfallendes TV-Gerät. 38% wurden dadurch ausgelöst, dass der kleine Patient gegen das Gerät stieß.
Die Altersgruppe, unter den sich am häufigsten von Verletzungen durch einen Fernseher ereigneten, waren Kinder unter 5 Jahren. Diese Kinder sind besonders gefährdet, da sie ihre Umwelt neugierig untersuchen, ohne sich der Gefahren bewusst zu sein.
Tipps zur Unfallverhütung
Diese Verletzungen sind mit den richtigen Vorkehrungen vermeidbar, so Smith.
“Eltern sollten sowohl den Fernseher als auch das Möbelstück, auf dem er steht, richtig verankern. Für die Befestigung gibt es günstige Vorrichtungen, die man kaufen kann,” ergänzt Scott Wolfson, Sprecher der amerikanischen Kommission für Produktsicherheit (Consumer Product Safety Commission).
Im Haushalt mit kleinen Kindern, auch bei Oma und Opa, sollten Fernseher kippsicher auf einer breiten Basis stehen. Idealerweise passt das Gerät in einen verschließbaren Schrank oder ist mit einer Wandhalterung befestigt.
Moderne Fernsehgeräte sind im Vergleich zu früher größer, haben häufig eine geringere Tiefe und einen nach vorne verlagerten Schwerpunkt, sodass sie leicht umfallen können. Flachbildschirme sind in der Regel zwar leichter, doch können sie immer noch 50kg erreichen, die sich beim Sturz auf wenige Zentimeter dicke scharfe Kanten konzentrieren. Zudem passen sie jetzt eher auf schmale Konsolen und Regale, auf die Kinder klettern und damit umstürzen. Regale müssen deshalb stets fest angedübelt sein. Damit Kinder gar nicht erst in Versuchung kommen, irgendwo hinaufzusteigen, sollten Eltern begehrenswerte Dinge, wie die Fernbedienung oder Spielzeug, nicht auf dem TV-Gerät ablegen.
Atemnot, schwappende Beule am Kopf, Flüssigkeit aus Nase und Blut aus Ohren sind Warnzeichen
Alarmzeichen Nummer eins für schwerwiegende Hals- und Brustverletzungen ist „Luftnot“ nach dem Unfall. Kopfplatzwunden bluten zwar stark, sind aber allein nicht lebensbedrohlich. Gefährlicher sind Blutungen und Verletzungen im Schädelinnenraum. Vor allem der seitliche Kopf ist besonders gefährdet.
Eltern sollten unbedingt ärztliche Hilfe holen, wenn sich am Kopf eine weiche, schwappende Beule bildet oder das Kind mit einer zeitlichen Verzögerung mehrfach erbricht. Insbesondere wenn Eltern das Gefühl haben, dass ihr Kind nicht normal reagiert, eine Wesens- oder Bewusstseinsstörung zeigt (z.B. auch übermäßige Schläfrigkeit und Müdigkeit), wenn seine Sprache undeutlich ist bzw. es gar bewusstlos wird oder krampft, sollten sie sofort den Notarzt rufen.
Auch wenn Blut aus den Ohren oder eine wässrige Flüssigkeit aus der Nase läuft, deutet dies auf eine Verletzung innerhalb des Schädels hin, die umgehend behandelt werden muss. Eltern sollten noch einige Tage nach dem Unfall aufmerksam bleiben, denn ein Bluterguss im Gehirn kann sich manchmal auch langsam entwickeln.
Quellen: CCN News, Pediatrics
Quelle:
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.
http://www.kinderaerzte-im-netz.de
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