Milch gilt besonders in der Kinderernährung als wertvolle Nährstoffquelle für Wachstum, gesunde Knochen und Zähne. Den guten Ruf des Lebensmittels machen sich Süßwarenhersteller daher häufig zu Nutze: Sie fügen kindgerecht verpackten Süßigkeiten Milchbestandteile bei und können durch intensive Bewerbung des Milchanteils bei Eltern oft den Eindruck erwecken, diese seien gesund. Zu diesem Fazit kommt ein aktueller Marktcheck der Verbraucherzentrale Hessen.
Denn ob „Milchmäuse“ oder „Kinder Choco fresh“ – statt einer „guten Portion Milch“ liefern 90 Prozent des überprüften Süßkrams viel zu viel Zucker und Fett. „Wir fordern ein Verbot der an Kinder und Eltern gerichteten Werbung für überflüssige Dickmacher und eine Ampel-Kennzeichnung der kritischen Nährstoffe“, so Andrea Schauff, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Hessen.
Die Verbraucherschützer haben Ende April 2013 in Frankfurt und Umgebung als Stichprobe 20 Süßigkeiten mit Milchwerbung unter die Lupe genommen, die mit ihrer Aufmachung Kinder ansprechen. Im Fokus dieses Marktchecks stand die Werbestrategie der Hersteller von Milch-Riegeln, Gebäck mit Milchcremefüllung oder Gummibonbons mit Joghurt.
„Eltern wird oft vorgegaukelt, dass sich diese Süßwaren als Milch-Zwischenmahlzeit für ihre Sprösslinge besonders gut eignen“, so Schauff. Das vermitteln Produktnamen wie „Milch-Freunde“ oder „Kinder Schokolade“, Hinweise wie „Frische Milch“ und Abbildungen von Milchkrügen und -gläsern. Zum Kauf verleiten sollen außerdem Werbeslogans wie „Mit dem Besten aus einem Glas Milch“ oder „…mit einer guten Portion Milch“ und praktische, einzeln verpackte Portionen.
Die Kleinen werden durch die Aufmachung der Verpackungen angesprochen: Hier locken drollige Tierabbildungen auf den Verpackungen, zum Teil als Bonbon verpacktes Naschwerk in Bärchen-, Kuh- oder Nilpferdform und Sammelpunkte oder Gewinncodes für tolle Prämien.
„Was als gesunde, kindgerechte Milchportion daherkommt, entpuppt sich als unerwünschte Fett- und Zuckerfalle“, kritisiert Schauff. Das zeigt sich allerdings erst, wenn man die Nährwertangaben der Hersteller im Kleingedruckten dem Ampelcheck der Verbraucherzentralen unterzieht. Die Bewertung, die Verbraucher im Internet unter www.ampelcheck.de leicht selbst durchführen können, zeigt bei 18 von 20 überprüften Produkten gleich dreimal rot auf der Nährstoffampel: Rot für den Zucker-, Rot für den Fettanteil und Rot für einen zu hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren.
Übergewicht, Fehlernährung und damit das Risiko für Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen steigen bereits bei Kindern dramatisch an. Frühzeitige Präventionsmaßnahmen sind daher erforderlich. Dem entgegen lässt sich die Lebensmittelbranche immer neue Werbestrategien einfallen, um Kinder und Eltern mit ernährungsphysiologisch ungeeigneten Lebensmitteln zu ködern. Das zeigen zahlreiche Marktchecks der Verbraucherzentralen zu Kinderlebensmitteln. Die Verbraucherzentrale Hessen fordert daher ein Werbeverbot für solche Zucker- und Fettfallen und Klarheit statt Versteckspiel durch eine Ampelkennzeichnung der kritischen Nährstoffe auf der Produktvorderseite.
Eine Übersicht der überprüften Produktbeispiele und ihre Bewertung stehen im Internet unter www.verbraucher.de in der Rubrik Lebensmittel und Ernährung/Marktchecks bereit.
„Die Milch macht’s… nicht gesünder“ (PDF, 1.14 MB)
Internet: www.verbraucher.de
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