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Masern sind nicht Fieber und Pünktchen

Eine ausreichende Durchimpfung der Bevölkerung wird dringend gefordert. “Masernepidemie in Berlin und München!

Eigentlich sollte man denken, die “großen” Kinderkrankheiten mit ihren früher so gefürchteten Komplikationen seien durch unser mittlerweile konsequentes Impfen der Vergessenheit anheim gegeben, aber dann schrecken immer wieder diese Meldungen auf,” schüttelt Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, den Kopf. “Man sehe sich einmal die aktuellen Berliner Zahlen an: 209 gemeldete Erkrankungen bis zum 23.5., 19 Säuglinge, 85 Kinder im Alter zwischen 1 und 16 Jahren, 105 Erkrankte älter als 16 Jahre. Nahezu alle (bis auf 5) waren entweder nicht oder nur unzureichend geimpft. Und diese Zahlen werden sich in noch nicht abzuschätzender Dynamik weiter erhöhen.” Laut Angaben des Gesundheitsamtes in München sind vom 1.4.2013 bis 3.6.2013 166 Menschen an Masern erkrankt, darunter 6 Säuglinge. Mehr als 100 Betroffene sind älter als 14 Jahre – viele mussten im Krankenhaus versorgt werden.

Hartmann weist darauf hin, dass sowohl bei dem Berliner Ausbruch wie auch bei der momentanen Häufung in München eine große Zahl junger und älterer Erwachsener mitbetroffen ist. Gerade dies bedeute eine große Infektionsgefährdung für Säuglinge, die erst ab dem 11. Lebensmonat geimpft werden können. “Masern stellen keine einfache Erkrankung dar, bei der ein bisschen Fieber und ein bisschen Ausschlag auftreten. Masern gehören zu den schweren Infektionserkrankungen mit hoher Komplikationsrate. Im Säuglingsalter sind sie aber besonders gefährlich”, erläutert Hartmann, “weil sie – wenn auch in seltenen Fällen – zu einer schleichenden Hirnentzündung führen können, die dann im Schulkindalter zu einem dramatischen Abbau aller geistigen und motorischen Funktionen führt und mit dem Tod endet.” Um so wichtiger sei es, dass das familiäre Umfeld der Säuglinge masernimmun ist.

Masern gehören zu den schweren viralen, epi- und endemisch auftretenden Infektionserkrankungen weltweit. Noch im Jahre 2000 starben nach Angabe der WHO 542.000 Menschen an Masern, im Jahr 2011 nur noch 158.000. Die WHO führt den Abfall der Letalitätsrate auf die großen Impfkampagnen weltweit zurück.

Die Erkrankung beginnt nach einem kurzen unspezifischen Vorstadium mit einem plötzlichen Temperaturanstieg auf teilweise über 40°C, gleichzeitig entsteht der typische Ausschlag. Der Allgemeinzustand verschlechtert sich massiv, es besteht ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl. Masern gehen fast immer mit Komplikationen vor allem im Bereich der Atemwege (Otitis media, Krupp, Bronchitis/Pneumonie) einher, aber auch mit dem Risiko einer Enzephalitis, die – wenn nicht zum Tode – dann in der Regel zu Defektheilungen führt. Wenn auch die Angaben über die Häufigkeit dieser Komplikation schwanken (etwa 1 bis auf 1000 Infektionen) und auch über die die Häufigkeit der tödlichen Verläufe: sicher ist, dass allein die Schwere des Verlaufes mit den über lange Zeit anhaltenden Temperaturen um 40°C und den Atemwegskomplikationen vor allem bei Säuglingen und Erwachsenen eine besondere Gefährdung darstellen; im Erwachsenenalter, weil hier häufig schon andere Grunderkrankungen vorliegen, im Säuglingsalter, weil hier noch eine weniger robuste Konstitution vorliegt. Auch in der vorliegenden Berliner Epidemie waren es bis jetzt vor allem Säuglinge und Erwachsene, die stationär behandelt werden mussten. Über das Ausmaß der Komplikationen und eventuell bleibender Schäden gibt es noch keine statistischen Daten.

“Der größte Teil der Berliner Infektionswelle hätte nicht auftreten müssen: Bis auf 5 Patienten waren die meisten Erkrankten entweder gar nicht oder nur unzureichend geimpft. Die Säuglinge wurden durch infizierte Erwachsene angesteckt. Wären die jetzt erkrankten Jugendlichen und zumindest ein Teil der Erwachsenen wie empfohlen zweifach immunisiert gewesen, wäre nur ein kleiner Personenkreis erkrankt, und es hätten wahrscheinlich weniger Weitergaben des Erregers – insbesondere an die Säuglinge – stattgefunden.”

Hartmann rät allen Eltern, den eigenen Impfschutz auf Masern zu überprüfen (zwei Impfungen im Abstand von wenigstens 4 Wochen) und selbstverständlich auch ihre Kinder impfen zu lassen. Der Kinder- und Jugendarzt fordert, dass Kinder, die in Gemeinschaftseinrichtungen betreut werden, über einen ausreichenden Impfschutz gegen Masern verfügen. Natürlich müssen auch alle Erwachsenen, die regelmäßigen Kontakt mit Säuglingen im ersten Lebensjahr haben, einen kompletten Impfschutz haben, damit sie die Kinder, die noch nicht durch die Impfung geschützt werden können, nicht anstecken.

Quelle:
BERUFSVERBAND DER KINDER- UND JUGENDÄRZTE e. V.
www.kinderaerzte-im-netz.de

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