Ein bis eineinhalb Prozent der Frauen in Deutschland entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Bulimie, schätzt die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS). Männer sind deutlich seltener betroffen. „Es handelt sich dabei um eine schwere psychische Krankheit“, sagt AOK-Ärztin Roick. Die Erkrankung beginnt meist in der Jugend oder im jungen Erwachsenenalter.
Betroffene führen ein Doppelleben
Die Betroffenen beginnen ein Doppelleben: In der Öffentlichkeit essen sie kontrolliert, sind gepflegt und angepasst. Im Verborgenen haben sie Essattacken und verlieren die Kontrolle über das Essen: Sie schlingen große Mengen Nahrung in kurzer Zeit kaum zerkaut herunter, meist ohne besonders auf den Geschmack zu achten, und schämen sich dafür später.
Da sie gleichzeitig eine krankhafte Furcht davor haben, dick zu werden, tun sie nach den Attacken alles, um eine Gewichtszunahme zu verhindern: Sie erbrechen, schlucken Abführmittel oder andere Arzneimittel wie Schilddrüsenpräparate, nehmen Appetitzügler ein, fasten oder treiben exzessiv Sport. Je länger die Krankheit fortschreitet, desto mehr vernachlässigen sie Kontakte und ziehen sich zurück, um den Heißhungerattacken nachgehen zu können.
Der DHS zufolge müssen verschiedene Risikofaktoren zusammentreffen, damit eine Bulimie auftritt. Einfluss auf die Entstehung der Krankheit haben sowohl die genetische Veranlagung als auch wenig förderliche Bedingungen in der Umwelt und Familie sowie bestimmte individuelle Merkmale. Eine wichtige Rolle spielt das gesellschaftliche Schlankheitsideal, von dem sich junge Mädchen stärker unter Druck gesetzt fühlen als Jungen. Persönlich neigen junge Mädchen und Frauen, die eine Bulimie entwickeln, häufig zu einem geringen Selbstwertgefühl, einem Hang zum Perfektionismus und Unzufriedenheit mit den eigenen Leistungen. Manche Betroffene tun sich schwer, mit Gefühlszuständen umzugehen und neigen zu Selbstverletzungen und Substanzmissbrauch.
Wie schwer die Folgen der Bulimie sind, hängt laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) von der Anzahl der Essattacken und der Art und Weise ab, wie die Erkrankten versuchen, einer Gewichtszunahme entgegen zu wirken. Folgen können sein:
Da sich die Symptome nur selten ohne Behandlung zurückbilden und die Folgen der Erkrankung gravierend sein können, sollten Betroffene frühzeitig Hilfe suchen, sagt AOK-Ärztin Roick. Angehörige sollten sich keine Vorwürfe wegen der Entstehung der Erkrankung machen, sondern beim Verdacht auf eine Essstörung die Betroffenen ansprechen und motivieren, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Einem Ratgeber der Stiftung Warentest zufolge können folgende Warnzeichen auf eine Bulimie hinweisen:
Charakteristisch für eine Bulimie ist, dass die Erkrankten zunächst versuchen, ihre Probleme zu vertuschen und zu leugnen. Dennoch sollten Eltern ihr Kind auf die Essstörung ansprechen. Statt Vorwürfe zu machen, sollten sie sagen, was ihnen aufgefallen ist und dass sie sich Sorgen machen. Sinnvoll ist es auch, sich über die Krankheit zu informieren und dieses Wissen an Betroffene weiterzugeben.
„Ermutigen Sie Ihr Kind, einen Arzt aufzusuchen“, sagt Roick. So können bei rechtzeitiger Behandlung körperliche Komplikationen vermieden oder eine Verschlimmerung verhindert werden. Eine erste Anlaufstelle kann auch eine Beratungsstelle sein. Hilfe bieten etwa spezielle Beratungszentren für Essstörungen, psychosoziale Beratungsstellen für Frauen, Kinder und Jugendliche oder Sucht- und Drogenberatungsstellen an. Weigern sich Heranwachsende mitzukommen, können sich Angehörige zunächst auch alleine beraten lassen. Nach einer gewissen Zeit kommen Betroffene dann meist doch mit.
Wichtig ist, dass Angehörige ein Verhalten vermeiden, das die Krankheit aufrechterhält. Sie sollten etwa wie gewohnt einkaufen und nicht auf Extrawünsche der Erkrankten eingehen. Sie sollten ihnen auch nicht erlauben, sich an den Essensvorräten der Familie zu bedienen.
Hat ein Arzt eine Bulimie festgestellt, ist eine kognitive Verhaltenstherapie (KVT) das Mittel der Wahl. „Damit die Erkrankung nicht chronisch wird, ist eine frühzeitige Behandlung wichtig“, sagt Roick. Eine Therapie sollte in der Regel ambulant erfolgen. Diese dauert meist mehrere Monate und hilft den meisten Betroffenen sehr gut.
Mehr Informationen zum Thema:
Quelle: ams-Ratgeber 05/13
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