Wiesbaden, April 2013 – Etwa die Hälfte der im Internet gehandelten Medikamente sind gefälscht. Arzneimittelimitate können Leben gefährden. Rund ein Fünftel der Fälschungen enthält Stoffe, die zu körperlichen Schäden führen können. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) sieht sich gemeinsam mit ihren Korporativen Mitgliedern verpflichtet, dagegen vorzugehen. Ob und wie sich Patienten, Ärzte, Wirtschaft und Gesundheitswesen vor den Gefahren plagiierter Arzneien schützen können, diskutierten Experten auf dem 119. Internistenkongress. Die Jahrestagung der DGIM fand vom 6. bis 9. April 2013 in Wiesbaden statt.
Als ‚gefälscht’ bezeichnet die Weltgesundheitsorganisation Medikamente, deren Identität oder Herkunft absichtlich falsch gekennzeichnet sind. Dazu gehören aber nicht nur Lifestyle-Produkte wie Potenzmittel oder Anabolika. Leicht zu haben sind auch Beruhigungs- und Schlafmittel oder konzentrationsfördernde Arzneien. Aber auch Antibiotika, Schmerzmittel und rezeptpflichtige Medikamente in der AIDS- und Krebstherapie gelangen als Plagiate auf den Markt. Während jedoch der Rauschgifthandel weltweit verfolgt wird, fehlten bei der Bekämpfung des illegalen Arzneimittelhandels vergleichbare, international vereinbarte Normen, sagt Volker Kerrutt vom Zollfahndungsamt Köln.
Ob es sich um ein gefälschtes Präparat oder das Original handelt, ist für Verbraucher und Patienten nur schwer zu unterscheiden: Täuschend echt ahmen Händler Verpackung und Aussehen der Tabletten nach. Zum Schutz der Betroffenen und im Sinne der Qualitätssicherung will die DGIM der Herstellung und Verbreitung gefälschter Medikamente entgegenwirken. „Unser gemeinsames Ziel muss es sein, im deutschen und europäischen Raum Medikamente sicherer zu machen und deren Herkunft zurück verfolgbar zu gestalten“, sagt Dr. Franz-Josef Wingen, Sprecher der Korporativen Mitglieder der DGIM aus Leverkusen. Auch die EU plant, bis zum Jahr 2017 zusätzliche Sicherungen einzuführen. Verbände von Arzneimittelherstellern, Großhändler und Apotheken in Deutschland haben deshalb das „securPharm-System“ entwickelt: Danach trägt jede Packung eine Seriennummer, codiert in einem quadratischen Data-Matrix-Code. Derzeit laufen die Packungen in Tests, erste Ergebnisse stehen unmittelbar bevor.
Verbraucher können sich nur begrenzt selbst vor den Plagiaten schützen. Die DGIM rät in jedem Fall von der Einnahme ab, wenn der Beipackzettel fehlt. Auch ungewöhnliche Beschaffenheit oder Farbe können auf eine Fälschung hindeuten. Die von gefälschten Medikamenten ausgehenden Gefahren diskutierte die DGIM auf ihrem Kongress mit Vertreten aus Gesundheitswesen, Industrie und Politik im Rahmen des Frühjahrssymposiums der Korporativen Mitglieder der DGIM am 8. April 2013 in Wiesbaden.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM) | www.dgim.de
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