Erfrischungsgetränke namhafter Marken enthalten den giftigen Stoff Benzol. Das haben Untersuchungen im Auftrag des Verbraucher- und Wirtschaftsmagazins „Markt“ im NDR Fernsehen ergeben. Benzol kann nachweislich Krebs auslösen. Wissenschaftler und Verbraucherschützer sind alarmiert.
Auf dem Etikett klingen die Getränke schön gesund:
„Weißtee & Birne“, „Grüntee & Traube“ oder „Rooibostee & Pfirsich“ von Gerolsteiner, Multivitaminsaft von Christinen Brunnen, „FUN ONE Zuckerfrei“ oder „Fitness Cherry“.
In all diesen Getränken hat das von „Markt“ beauftragte Labor Benzol gefunden. Mit 2 bis 6,8 Mikrogramm pro Liter wurde der zulässige Grenzwert für Trinkwasser deutlich überschritten. Der liegt bei 1 Mikrogramm pro Liter. Einen Grenzwert für Erfrischungsgetränke gibt es nicht, zur Orientierung gilt die Trinkwasserverordnung.
Doch bei Benzol kann schon die kleinste Menge gefährlich sein. „Es erzeugt Krebs, es wirkt auf Keimzellen. Deshalb ist Benzol in Lebensmitteln ein unerwünschter Stoff“, erklärt der Toxikologe Dr. Hans-Wolfgang Hoppe vom Medizinischen Labor Bremen. „Dass wir Werte weit oberhalb der Trinkwasserverordnung finden, überrascht und erschreckt mich.“
Nach Recherchen von „Markt“ kennen das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sowie das Verbraucherschutzministerium das Problem von Benzol in Erfrischungsgetränken. Bereits im Jahr 2005 warnte das BfR, dass Benzol entstehen könne, wenn Erfrischungsgetränke Benzoesäure (E210) enthalten, zum Beispiel Natriumbenzoat (E211) als Konservierungsstoff. Enthalte das Getränk zusätzlich Ascorbinsäure, also Vitamin C, könne sich dadurch Benzol bilden.
Reaktionen |
Christinen Brunnen |
Das Verbraucherschutzministerium verlässt sich seitdem auf die Ankündigung des Verbandes der Erfrischungsgetränke (Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke e.V.), auf den Konservierungsstoff Benzoesäure weitgehend zu verzichten. Doch in dem Verband sind gar nicht alle Hersteller organisiert. Auf Anfrage von „Markt“ schreibt das Verbraucherschutzministerium, dass die Hersteller ihre Rezepturen umgestellt hätten und auf den Zusatz von Benzoesäure verzichten würden. Ein gesetzliches Verbot gab es nicht. Die Untersuchung von „Markt“ zeigt: Der Konservierungsstoff Benzoesäure wird in Form von Natriumbenzoat noch verwendet.
„Ich bin der Auffassung, dass man bei einem so brisanten Problem inzwischen doch mehr hätte leisten müssen, um jetzt den Verbraucher vor diesen Benzolgehalten in den Getränken schützen zu können“, kritisiert der Kieler Toxikologe Dr. Hermann Kruse. Die Verbraucherschützerin Regina Aschman von der Verbraucherzentrale Bremen zeigt sich schockiert: „Was haben die Behörden gemacht seitdem? Gar nichts ist passiert. Aus Verbrauchersicht müsste so ein Konservierungsstoff – und darum handelt es sich ja bei Benzoesäure – verboten werden, wenn es dazu kommt, dass tatsächlich gefährliche Substanzen wie Benzol dabei entstehen können.“
Konfrontiert mit den Ergebnissen, schreibt der Hersteller von „Fitness Cherry“ an „Markt“: „Für eine höchstmögliche mikrobiologische Sicherheit bei stillen Erfrischungsgetränken ist die Verwendung von Natriumbenzoat unumgänglich.“ Gerolsteiner Brunnen erklärt, dass eigene Analysen keine Auffälligkeiten bei der Benzolbildung ergeben hätten. Trotzdem prüft das Unternehmen jetzt, wie es künftig ganz auf Konservierungsstoffe verzichten könne. Der Hersteller von „FUN ONE zuckerfrei“ äußert sich nicht. Edeka als Verkäufer bedankt sich für die Recherche von „Markt“ und will seine Filialen informieren, die FUN ONE verkaufen. Christinen Brunnen nimmt den Multivitaminsaft im Juni vom Markt.
Mehr zum Thema in der Sendung „Markt“ am Montag, 22. April 2013 um 20.15 Uhr im NDR Fernsehen.[dhr]
Hinweise auf eine mögliche Bildung von Benzol aus Benzoesäure in Lebensmitteln
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