(ams). Seite an Seite wie bei einer Prozession zieht die große Familie den Eichenstamm entlang: Eigentlich führen die Raupen auf der Suche nach Nahrung ein echtes Naturschauspiel auf, doch sind die Eichenprozessionsspinner gefährlich für den Menschen – und vermehren sich massenhaft. „Deshalb muss man auch in diesem Jahr wieder sehr achtsam sein, wenn man sich in der Nähe von Eichen aufhält“, sagt Dr. Eike Eymers, Ärztin im AOK-Bundesverband.
Von Augenreizungen über Quaddeln bis zum Schock: Der Eichenprozessionsspinner ist ein unscheinbarer Schmetterling, doch seine Raupen sind wegen ihrer gesundheitsschädlichen Brennhaare gefürchtet. Der Eichenprozessionsspinner liebt warmes und trockenes Klima – und vor allem Eichen. Das Weibchen legt in der Krone dieser Bäume ihre Eier ab, Ende April bis Anfang Mai schlüpfen die Raupen. Bis sie sich im Sommer verpuppen, durchlaufen sie mehrere Larvenstadien. In der dritten Phase entwickeln die Raupen, die bis zu fünf Zentimeter groß werden, die gefürchteten Brennhaare.
Mal wieder der KlimawandelDer Eichenprozessionsspinner hat es gern warm und sonnig. Experten gehen davon aus, dass der Klimawandel dazu beiträgt, dass er sich deshalb bei uns seit Mitte der 1990er-Jahre so stark ausbreitet. Überdurchschnittlich warme und trockene Aprilmonate, verfrühter Austrieb der Eichen – das sind ideale Bedingungen für den Schädling. |
Schon seit Mitte der 1990er-Jahre breitet sich der Eichenprozessionsspinner vermehrt in Deutschland aus. Betroffen sind mittlerweile viele Bundesländer, wie das Julius-Kühn-Institut, das Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, feststellt. Dazu gehören Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg und Hessen genauso wie Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Das brandenburgische Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft geht davon aus, dass allein in Brandenburg in diesem Jahr bereits bis zu 9.000 Hektar Wald betroffen sind – im vergangenen Jahr waren es rund 3.000. Vorsicht ist allerdings nicht nur in Wäldern geboten, sondern auch in Alleen und Parks genauso wie auf Campingplätzen und in Schwimmbädern – besonders dort, wo es schön sonnig ist. Denn überall dort kann man mit den Brennhaaren in Kontakt geraten. „Diese Haare enthalten das Nesselgift Thaumetopoein, das eine Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems auslösen kann“, sagt Eymers. Mögliche Symptome nach einem Kontakt mit den Brennhaaren sind:
Die Brennhaare sind zudem mit Widerhaken ausgestattet, die sich regelrecht in der Haut festklammern können. Sie sind vor allem ab dem dritten Larvenstadium und besonders direkt an der Eiche gefährlich – aber leider auch weit und lange darüber hinaus: „Sie können mit dem Wind weit getragen werden, außerdem sind auch die Nester eine Gefahr, selbst wenn die Schmetterlinge längst geschlüpft sind“, sagt Eymers. Die Haare verbleiben in den Nestern, im Kot und in den Häutungsresten – und behalten über Jahre ihre pseudoallergische Wirkung.
Vielerorts haben die Behörden bereits Warnschilder aufgestellt, die auf Gebiete mit Eichenprozessionsspinnern aufmerksam machen. „Doch sollte jeder selbst wachsam sein und um Eichengebiete möglichst einen Bogen machen.“ Um Gefahren zu vermeiden, sollte auch Folgendes beachtet werden:
„Diese Vorsichtsmaßnahmen gelten übrigens nicht nur für Menschen, sondern auch für Ihren Hund und Ihr Pferd“, sagt Eymers. Eigentlich hat der Eichenprozessionsspinner von Natur aus viele natürliche Feinde. Dazu gehören einige Parasiten, die jedoch dann erst richtig zum Zuge kommen, wenn sich Prozessionsspinner einige Jahre massenhaft vermehrt haben. Auch der Kuckuck schert sich nicht um die Brennhaare. Er kann die Raupen verspeisen, weil er seine Magenschleimhaut mit den darin verhakten Brennhaaren herauswürgen kann. Um die Raupen-Plage zu bewältigen, können die Behörden bislang weder auf den Kuckuck noch auf die Parasiten zählen. Auf höchster Ebene von Bund, Ländern und Experten aus der Praxis berieten sie deshalb bereits im Februar über Alternativen. Dazu zählen neben Warnhinweisen Zugangsverbote zu bestimmten Flächen, das Absaugen von Nestern durch Spezialfirmen und der Einsatz chemisch-biologischer Mittel.
Quelle: AOK-Medienservice – www.aok-bv.de
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