Fängt auch Ihr persönlicher Sommer wieder mit dem Geschmack der ersten heimischen Erdbeere an? Und sehnen Sie bereits den Geruch der ersten frisch gemähten Wiese in diesem Jahr herbei? Schmecken und Riechen sind nicht nur bloße Sinneswahrnehmungen. Sie transportieren Gefühle und rufen blitzschnell Erinnerungen wach. „Wer bewusster riecht und schmeckt, kann nicht nur Essen und Trinken, sondern seine ganze Umwelt stärker genießen“, sagt Dr. Astrid Maroß, Ärztin im AOK-Bundesverband.
„Du bist zuckersüß“, „Das ist bitter“, „Ich habe die Nase voll davon“, „Den kann ich nicht riechen“. In unserer Sprache wimmelt es von solchen Ausdrücken. Riechen und Schmecken – das tun wir schließlich ständig. Aber leider viel zu selten bewusst. Wir essen beim Fernsehen, trinken am Computer und gehen unseren Sinneseindrücken nicht nach: Wonach genau schmeckt das Essen? Welches Gewürz klingt nach, und woran denke ich bei diesem und jenem Geruch? „Im bewussten Wahrnehmen liegt viel Genuss und Lebensqualität“, sagt Maroß.
Wer wieder intensiver riechen und schmecken möchte, kann das leicht üben. Zum Beispiel so:
„Wer hin und wieder gezielt aufs bewusste Schmecken und Riechen achtet, wird anschließend sämtliche Gerüche und den Geschmack von Speisen und Getränken viel stärker wahrnehmen. Viele erleben dies nach einer freiwilligen Fastenperiode besonders intensiv“, sagt Maroß.
Was man dann als angenehm oder unangenehm empfindet, ist eine ganz persönliche Sache und hängt von den eigenen Erfahrungen ab. Während wir bei Gerüchen tausende verschiedene wahrnehmen können, ist der Geschmackssinn im Vergleich dazu ziemlich unterentwickelt. Im Mund geht es nämlich erst einmal nur um grobe Richtungen wie salzig, süß, sauer, bitter oder würzig-fleischig. Erst im Zusammenspiel mit der Nase verfeinert sich die Wahrnehmung: Im Inneren der Nase sitzen dafür die rund drei Millionen Riech-Sinneszellen. Sie sind spezialisiert auf verschiedene Duftstoffe, zerlegen den Nahrungsduft in seine Bestandteile und leiten diese Signale direkt ans Gehirn weiter. Das Gehirn teilt uns jetzt nicht nur mit, um welche Speise oder welchen Duft es sich handelt. Es schickt direkt auch Erinnerungen und Gefühle mit. „Schneller, als man denken kann, wird man so vielleicht an den ersten Kuss oder ans Frühstück bei den Eltern erinnert“, sagt Maroß. Wie wichtig das Riechen und Schmecken im Alltag ist, merkt man leider manchmal erst, wenn es damit nicht mehr so gut klappt. Und das ist sogar bei ziemlich vielen Menschen der Fall: Rund 50.000 Menschen müssen pro Jahr feststellen, dass sie Riech- oder Schmeckstörungen haben.
Verschiedene Auslöser für Riechstörungen
Manche Betroffene verlieren dieses Empfinden teilweise, andere vollständig, bei einigen verändert sich die Wahrnehmung. „Das kann ganz unterschiedliche Ursachen haben, oft lässt es sich auch gut behandeln“, sagt Maroß. Auslöser für Riechstörungen kann beispielsweise eine Virusinfektion sein, aber auch eine Schädelverletzung. Häufig stecken dahinter Nasenpolypen, Entzündungen der Nase oder der Nasennebenhöhlen. Der Hals-Nasen-Ohrenarzt wird aber auch prüfen, ob die Riech- oder Schmeckstörungen durch Medikamente, einen gestörten Hormonhaushalt oder Zahnerkrankungen ausgelöst wurden oder die Folge einer Strahlentherapie sind. „Solche Störungen können aber auch ein Hinweis auf andere Erkrankungen sein wie Diabetes, Bluthochdruck, Parkinsonsche Erkrankung oder Alzheimer“, sagt Maroß. Wenn man die Ursache kennt, ist es oft möglich, Riech- oder Schmeckstörungen gut zu behandeln. So kann man Medikamente weglassen oder ersetzen, Nasenpolypen entfernen und entzündete Nasennebenhöhlen behandeln. Manchmal erholen sich die Sinne auch von selbst wieder. Unter den Menschen mit Riechproblemen sind zudem auch viele Raucher. Die gute Nachricht für sie: Wenn sie mit dem Rauchen aufhören, klappt es mit dem Riechen anschließend auch wieder besser.
Quelle: AOK-Medienservice (ams)
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