Verbraucher

Von wegen mehr Verbraucherinformation: Schwarz-Gelb beschließt Betrüger-Schutz-Gesetz

Berlin, 1. März 2013. Die gestern Abend vom Deutschen Bundestag beschlossene Änderung des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuchs (LFGB) wird nicht zu einer besseren Information der Verbraucher bei Betrugsfällen führen. Die Regierungskoalition hat in Wahrheit keine Neuregelung vorgenommen, sondern einen Absatz nahezu wortwörtlich wieder in das Gesetz aufgenommen, der bis August 2012 bereits dort stand – und der schon bis dahin nicht dazu geführt hat, dass die Behörden bei Etikettenschwindel und Betrugsfällen über die betroffenen Produkte informieren.

„Schwarz-Gelb betreibt mit dem Gesetz selbst Etikettenschwindel: Die Koalition hat ein echtes Betrüger-Schutz-Gesetz beschlossen und erdreistet sich, dies auch noch als Verbesserung der Verbraucherinformation zu verkaufen“, kritisierte Matthias Wolfschmidt, stellvertretender Geschäftsführer der Verbraucherorganisation foodwatch. „Die Koalition hat nichts anderes getan, als einen erst vor einem halben Jahr gestrichenen, bekanntermaßen wirkungslosen Absatz im Lebensmittelrecht zu recyceln. Jeder Landwirt und Lebensmittelproduzent, der betrügen möchte, weiß: Auf die Bundesregierung ist Verlass.“

In dem bis zum 31. August 2012 gültigen Gesetz hieß es, dass die Behörden die Öffentlichkeit bei hinreichendem Verdacht auf einen Verstoß gegen das Täuschungsverbot über die betroffenen Produkte informieren „sollen“. Aus drei Gründen hat sich dies als wirkungslos erwiesen:

Solange Behörden informieren „sollen“ und nicht „müssen“, nutzen sie diesen Ermessensspielraum, um aus Sorge vor möglichen Schadenersatzklagen der betroffenen Unternehmen Informationen eher nicht zu veröffentlichen.

Die Behörden müssen abwägen, ob das öffentliche Interesse an der Information das Geheimhaltung-Interesse des betroffenen Unternehmens überwiegt – dies macht jede Entscheidung pro Veröffentlichung angreifbar und führt im Zweifel dazu, dass die Beamten sich für die Geheimhaltung entscheiden.

Vor einer Information der Öffentlichkeit müssen die Behörden die betroffenen Unternehmen anhören – dadurch werden die Verbraucher, wenn überhaupt, erst dann informiert, wenn die betroffenen Produkte schon verzehrt sind.

foodwatch forderte den Bundesrat auf, die Gesetzesnovelle abzulehnen. Stattdessen müssen Behörden verpflichtet werden, bei Täuschungsfällen wie bei Gesundheitsgefahren ohne Anhörung der betroffenen Unternehmen unverzüglich die Öffentlichkeit zu informieren. „Aus der Soll- muss eine Muss-Bestimmung werden, ohne Ermessensspielraum und ohne zeitlichen Verzug bei der Information der Verbraucher“, so Matthias Wolfschmidt.

Hintergrund:

Der Bundestag hat gestern mit der Koalitionsmehrheit eine Änderung des § 40 Absatz 1 LFGB beschlossen. Demnach sollen die zuständigen Behörden die Öffentlichkeit unter Nennung von Produktnamen – nach Abwägung von öffentlichem und privatem Interesse und nach Anhörung der betroffenen Unternehmen – informieren, wenn „der durch Tatsachen hinreichend begründete Verdacht besteht, dass gegen Vorschriften im Anwendungsbereich dieses Gesetzes, die dem Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher vor Täuschung dienen, in nicht nur unerheblichem Ausmaß verstoßen wurde“. Bis zum 31. August 2012 hatte es in dem Gesetz heißen, eine Information solle erfolgen, wenn „der hinreichende Verdacht besteht, dass gegen Vorschriften im Anwendungsbereich dieses Gesetzes, die (…) dem Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher vor Täuschung dienen, in nicht unerheblichem Ausmaß verstoßen wurde“.

Quelle: foodwatch e.V. – www.foodwatch.de

[hr]

Lebensmittelsicherheit: Die Zusammenarbeit der Behörden und die Information der Öffentlichkeit werden verbessert

01.3.2013 – Der Deutsche Bundestag hat am Donnerstagabend das Dritte Gesetz zur Änderung des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches (LFGB) sowie anderer Vorschriften beschlossen. 

 

[full]

[dhr]

LESEN SIE AUCH zu diesem Thema
Hier erhalten Sie weitere Informationen zum gleichen Themenbereich

[dhr]

[posts-by-tag tags = „Verbraucherschutz“ exclude_current_post = „true“ number = „6“ ]

[/full]

Recent Posts

Der Online-Handel mit Haustieren boomt – Augen auf beim Tierkauf

Auf der Suche nach dem perfekten tierischen Mitbewohner werden heute die meisten online fündig. Auf…

16 Stunden ago

Adventskalender im Check: So erkennen Sie versteckten Alkohol und mehr

Die Vorweihnachtszeit steht vor der Tür, und Adventskalender sind bei vielen Familien ein fester Bestandteil…

18 Stunden ago

Haselnüsse im ÖKO-TEST: Schimmel und ein lebendes Insekt gefunden

Besonders in der Weihnachtszeit sind Haselnüsse aus der Küche kaum wegzudenken. ÖKO-TEST kann fast alle…

18 Stunden ago

Rückruf: PAK in Dunlop Smartphone Sportarmband via Woolworth

Woolworth informiert über einen Rückruf des „Dunlop Sportarmband für Smartphone“ des Lieferanten EDCO Eindhoven B.V. Wie…

19 Stunden ago

Rückruf: Hersteller ruft Douceur Adventskalender via Penny zurück

Die Millano Sp. Z o.o. S.K.A, Polen informiert über den Rückruf von Douceur Adventskalendern mit…

2 Tagen ago

Deutschland ist Spitzenreiter beim Zuckerverbrauch über „Erfrischungsgetränke”

In keinem anderen großen westeuropäischen Land nehmen die Menschen so viel Zucker über gesüßte Getränke…

2 Tagen ago