Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln 2011 – In Säuglings- und Kleinkindernahrung kaum Rückstände

Die Untersuchungseinrichtungen der amtlichen Lebensmittel- und Veterinärüberwachung der Bundesländer haben im Jahr 2011 insgesamt 17.157 Proben von Lebensmitteln pflanzlichen und tierischen Ursprungs sowie von Säuglings- und Kleinkindernahrung auf das Vorhandensein von Pflanzenschutzmittelrückständen untersucht. Dabei wurden mehr als 5,4 Millionen Analysenergebnisse zu 856 verschiedenen Wirkstoffen ermittelt.

Im Durchschnitt wurde jede Probe auf 316 Wirkstoffe untersucht. Die Daten sind in der „Nationalen Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln 2011“ zusammengefasst, die das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) veröffentlicht hat.

Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
Quelle: BVL, Gloger

Bei den am häufigsten kontrollierten Erzeugnissen handelte es sich um Erdbeeren (896 Proben), Paprika (775), Tafeltrauben (696 Proben), Kartoffeln (599 Proben), Äpfel (582 Proben), Tomaten (565 Proben) und Orangen (502 Proben).

Insgesamt wurden im Jahr 2011 bei 39,8 Prozent (2010: 41,4 Prozent) der Proben keine Rückstände in quantifizierbaren Mengen gefunden. In 57,5 Prozent (2010: 55,9 Prozent) der Proben lagen die gefundenen Rückstände unterhalb der geltenden Rückstandshöchstgehalte, in 2,7 Prozent (2010: 2,7 Prozent) aller Proben überschritten die Rückstände den geltenden Höchstgehalt. In 1,6 Prozent (2010: 1,7 Prozent) der Fälle erfolgte eine Beanstandung.

Den höchsten Anteil an Proben ohne quantitativ messbare Rückstände von Pflanzenschutzmitteln weisen nach wie vor deutsche Erzeugnisse auf. Im Jahr 2011 konnten in 47,6 Prozent der Proben (2010: 51,1 Prozent) keine Rückstände von Pflanzenschutzmitteln nachgewiesen werden. Bei Lebensmitteln aus anderen EU-Mitgliedstaaten waren hingegen nur in 30,4 Prozent der untersuchten Proben (2010: 30,8 Prozent) keine Pflanzenschutzmittelrückstände quantitativ bestimmbar, in Erzeugnissen aus Drittländern in 34,1 Prozent der Proben (31,7 Prozent 2010).

Unter den 17.157 Proben waren auch 496 Proben, denen konkrete Verdachtsmomente oder Beschwerden zugrunde lagen und die daher nicht in die Auswertungen eingegangen sind. Erwartungsgemäß war hier die Belastung höher.

Biolebensmittel

Proben aus biologischem Anbau wiesen wie in den Vorjahren wesentlich weniger Pflanzenschutzmittelrückstände auf. Von den untersuchten 1.419 Bio-Proben (einschließlich Verdachts- und Beschwerdeproben) enthielten 82,2 Prozent (2010: 79,9 Prozent) keine Rückstände in quantitativ messbaren Mengen, während in 17,8 Prozent (2010: 20,1 Prozent) der Proben Rückstände mit meistens sehr geringen Gehalten auftraten. Bei 0,8 Prozent der Proben (2010: 0,2 Prozent) lagen die gefundenen Rückstände über den Rückstandshöchstgehalten für konventionell erzeugte Lebensmittel. Beanstandet wurde 0,5 Prozent der Proben. Die für ökologische Erzeugnisse vergleichweise große Anzahl an Überschreitungen des Rückstandhöchstgehaltes und an beanstandeten Proben betraf vornehmlich getrocknete Linsen, die im Jahr 2011 verstärkt beprobt wurden, nachdem überhöhte Rückstandsgehalte festgestellt worden waren.

Säuglings- und Kleinkindernahrung

In 96,0 Prozent (2010: 82,8 Prozent) der untersuchten Proben bei Säuglings- und Kleinkindernahrung konnten keine quantifizierbaren Rückstände nachgewiesen werden. Nur in 4,0 Prozent der Proben wurden Rückstände nachgewiesen. Keine Probe wies Rückstände über dem Rückstandshöchstgehalt auf, dementsprechend gab es auch keine Beanstandungen.

Lebensmittel tierischen Ursprungs

Bei Lebensmitteln tierischen Ursprungs konnten in 64,4 Prozent (2010: 65,7 Prozent) der Proben keine Rückstände in quantitativ messbaren Mengen nachgewiesen werden. In den 35,6 Prozent der Proben mit Rückständen waren diese in der Regel sehr gering und lagen im Spurenbereich.

Wenn bei Proben aus den Gruppen „Biolebensmittel“, „Säuglings- und Kleinkindernahrung“ sowie bei „Lebensmitteln tierischen Ursprungs“ Rückstände nachgewiesen werden, so handelt es sich meist um Spuren von persistenten und ubiquitär nachweisbaren chlororganischen Insektiziden wie DDTHCB und Lindan. Diese dürfen in Deutschland schon seit längerer Zeit nicht mehr angewendet werden. Allerdings führen Altlasten, vor allem im Boden, immer noch zu nachweisbaren Rückständen in den entsprechenden Lebensmitteln.

Lebensmittel pflanzlichen Ursprungs

Die weitaus größte Anzahl an mit Rückständen belasteten Proben sind per se in der Lebensmittelgruppe Obst, Gemüse und andere pflanzliche Erzeugnisse mit 64,2 Prozent (2010: 62,8 Prozent) zu finden. Diese Lebensmittelgruppe stellt naturgemäß die Gruppe mit den meisten Proben dar (14.558 Proben). Die Spannbreite von Lebensmitteln ohne bzw. mit wenigen Beanstandungen wie zum Beispiel bei Kartoffeln, Karotten oder Tomaten bis hin zu sehr hohen Beanstandungsquoten wie bei getrockneten Linsen, Frischen Kräutern oder Paprika ist dementsprechend groß.

Mehrfachrückstände

Mit 40,7 Prozent blieb die Zahl der Proben, in denen mehr als ein Wirkstoff nachgewiesen wurde, im Vergleich zum Vorjahr (2010: 40,3 Prozent) nahezu konstant. Zu den Obst- und Gemüsesorten mit einem prozentual besonders hohen Anteil an Mehrfachrückständen zählten dabei unter anderem Johannisbeeren, Tafeltrauben, Erdbeeren, Brombeeren, Kirschen und Orangen. Die Ursachen für das Auftreten von Mehrfachrückständen sind vielfältig. Neben der Anwendung unterschiedlicher Wirkstoffe während der Wachstumsphase zur Bekämpfung verschiedener Schadorganismen können sie beispielsweise auf einen gezielten Wirkstoffwechsel zur Vermeidung der Entwicklung von Resistenzen bei Schaderregern zurückzuführen sein. Während der Lagerung und beim Transport ist eine Übertragung von kontaminierten Transportbehältern oder Förderbändern möglich. Des Weiteren setzen sich manche Proben aus Partien von verschiedenen Erzeugern zusammen, die unterschiedliche Wirkstoffe angewendet haben.

Nationale Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln

Alle Mitgliedstaaten der EU sind verpflichtet, die Ergebnisse ihrer nationalen Kontrollen auf Pflanzenschutzmittelrückstände an die Europäische Kommission, die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und die übrigen Mitgliedstaaten zu übermitteln. Für Deutschland stellt das BVL die Untersuchungsergebnisse der Länder zusammen, wertet sie aus und veröffentlicht die Daten. Bei der Betrachtung dieser Ergebnisse muss berücksichtigt werden, dass sie größtenteils auf risikoorientiert gezogenen Proben basieren. Das heißt, dass Lebensmittel, die in der Vergangenheit auffällig geworden sind, häufiger und mit höheren Probenzahlen untersucht werden als solche, bei denen aus Erfahrung keine erhöhten Rückstandsbelastungen zu erwarten sind. Dadurch ist der Anteil an Proben, bei denen Pflanzenschutzmittelrückstände festgestellt werden, überproportional groß. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die durchschnittliche Belastung von Lebensmitteln mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln deutlich niedriger ist.

 

Ausgabejahr 2013

Erscheinungsdatum 21.01.2013

Quelle: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit –  www.bvl.bund.de

 

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