„Mütter und Kinder zuerst“ – dieser Leitspruch gilt nicht nur in der Seefahrt, sondern auch bei der Vorbeugung gegen fast alle Gesundheitsstörungen. Heute weiß man: Das Programm für das Wohlbefinden im späteren Leben und für die langfristige Gesundheit im Erwachsenenalter startet bereits im Mutterleib und wird durch Ernährung und Lebensstil in der frühen Kindheit in hohem Maße beeinflusst. Die in München beheimatete Stiftung Kindergesundheit hat sich deshalb die Förderung von Prävention in dieser Lebensphase zum Ziel gesetzt. 2012 feierte sie ihr 15-jähriges Bestehen.
„Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt bei der Verbesserung der Mütter- und Kindergesundheit“, sagt der Münchner Kinder- und Jugendarzt Professor Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. „Die Einflüsse am Anfang des Lebens können die Gesundheit bis ins hohe Alter prägen. Kinder brauchen Chancen und Unterstützung, um sich von Anfang an körperlich und seelisch gesund zu entwickeln und ihre Fähigkeiten voll entfalten zu können. Deswegen gibt es die Stiftung Kindergesundheit“.
Die gemeinnützige und unabhängige Stiftung wurde von Professor Koletzko und einem Kreis renommierter Wissenschaftler der Universitätskinderklinik der LMU München ins Leben gerufen. Schirmherrin der Stiftung ist die Ärztin Dr. Irene Epple-Waigel, ehemalige Skirennläuferin, Ehefrau des früheren Bundesfinanzministers Dr. Theo Waigel und Mutter eines Sohnes.
In den nunmehr 15 Jahren ihres Bestehens hat die Stiftung bereits viele Projekte und Initiativen zur Vorbeugung und Behandlung kindlicher Erkrankungen erfolgreich auf den Weg gebracht.
Einige von ihnen fanden sogar internationale Anerkennung.
Keine Chance dem Übergewicht
Rund 15 Prozent der deutschen Kinder und Jugendlichen im Alter von drei bis 17 Jahren sind übergewichtig. Auch die motorischen Fähigkeiten der heranwachsenden Generation haben sich deutlich verschlechtert. Um diese Entwicklung zu stoppen, sollen Kinder schon im Kindergarten lernen, was gesunde Ernährung bedeutet und sie sollen Freude an der aktiven Bewegung erleben. Die Stiftung Kindergesundheit hat dazu mit Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit, in enger Zusammenarbeit mit der „AOK – die Gesundheitskasse“ und gemeinsam mit dem Dr. von Haunerschen Kinderspital der Universität München und verschiedenen weiteren Partnern das Präventionsprojekt „TigerKids – Kindergarten aktiv“ auf den Weg gebracht. Die Vorschulkinder werden spielerisch zu regelmäßiger Bewegung und gesunder Ernährung geführt. Infos dazu gibt es unter www.tigerkids.de.
Professor Koletzko: „Unser Ziel ist eine Verhaltensänderung schon bei den ganz Kleinen, um ein gesundes, aktives Erwachsenwerden zu ermöglichen“. Heute nehmen bundesweit bereits mehr als 5500 Kindertagesstätten am Projekt teil und es werden mittlerweile über 300.000 Kinder und deren Familien in das Programm einbezogen.
Für ältere Kinder gibt es das erfolgreiche Programm „PowerKids“. Statt zu verbieten und restriktive Diäten vorzuschreiben fördert das Programm das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl der häufig gehänselten übergewichtigen Kinder und hilft ihnen so auf spielerische Art, ihre Ernährung zu verbessern und sportlich aktiv zu werden. Eine Evaluation zeigte, dass die Hälfte der beteiligten Kinder tatsächlich abgenommen hat (ihr Body-Mass-Index, BMI hatte sich um ein bis zwei Punkte verringert). 21 Prozent haben ihr Gewicht gehalten.
Professor Koletzko: „Interessant sind auch die positiven Begleiteffekte der TigerKids- und PowerKids-Programme. Es hat sich gezeigt, dass die Kinder ihr neu erworbenes Gesundheitswissen erfolgreich in ihren Familien weitergeben.
So berichten 73 Prozent der Eltern, deren Kind am PowerKids-Projekt teilgenommen hat, dass ihr Kind auch sie zu gesünderem Essen und mehr Bewegung motiviert hat.“
In den KiTas mit dem Tiger-Kids-Projekt wiederum sinkt überraschenderweise der Krankenstand des Personals: „Die Mitarbeiter melden sich seltener wegen Grippe oder Erkältungen krank, vielleicht weil auch sie selbst zusammen mit den Kindern mehr Obst und Gemüse essen“.
Forschung zur Vermeidung von Allergien
Immer mehr Kinder leiden unter Heuschnupfen, Neurodermitis und
Asthma. Um mehr über Ursachen und Risikofaktoren zu erfahren, unterstützt die Stiftung Kindergesundheit die Langzeitstudie GINI. In der „German Infant Nutritional Intervention Study“ werden über 2000 Kinder von Geburt an seit mehreren Jahren beobachtet und untersucht. Die Ergebnisse nehmen Einfluss auf die allgemeinen Empfehlungen zur Säuglings- und Kinderernährung.
Vorbeugung mit Folsäure
Die Stiftung Kindergesundheit setzt sich für eine bessere Versorgung der Bevölkerung mit Folsäure ein, einem Vitamin aus der Gruppe der B-Vitamine, das an der Bildung und Reifung von roten Blutkörperchen beteiligt ist. Wie wichtig Folsäure (Folat) tatsächlich ist, wurde erst in den letzten Jahren mehr und mehr erkannt. Heute weiß man: Ein Mangel an Folsäure kann zu Blutarmut, Verdauungsstörungen und Veränderungen der Mundschleimhaut führen. Auch an der Entstehung von Herzkrankheiten ist ein Mangel an Folsäure beteiligt. Folsäure spielt ebenso für die gesunde Entwicklung von Rückenmark und Gehirn des Babys eine wichtige Rolle: Sie kann die Entstehung von so genannten Neuralrohrdefekten verhindern.
Die Stiftung Kindergesundheit ist Mitbegründerin des Arbeitskreises „Folsäure und Gesundheit“ (www.ak-folsaeure.de), der sich für eine bessere Versorgung der Bevölkerung mit diesem lebenswichtigen Vitamin einsetzt.
Schluss mit dem Qualm!
Die Stiftung wendet sich entschieden dagegen, dass Kinder Tabakrauch ausgesetzt werden. Zu ihrem Schutz führt sie gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg (DKFZ) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung eine Nichtraucher-Kampagne durch. Die Broschüre „Passivrauchende Kinder – frühe Schädigung für ein ganzes Leben“ informiert über die Risiken des Rauchens (als PDF-Datei unter www.kindergesundheit.de erhältlich).
Säuglingstod – dem Schicksal trotzen
Der Plötzliche Kindstod (SIDS, Sudden Infant Death Syndrome) ist eine der häufigsten Todesursachen im Säuglingsalter. Zum Glück ist die Häufigkeit dieser unerklärlichen Todesfälle im Säuglingsalter in den letzten Jahren enorm zurückgegangen. Von 1.283 Fällen im Jahr 1990 sank die Zahl über 482 Fälle im Jahr 2000 bis auf 164 Babys im Jahr 2010.
„Es könnten jedoch noch weniger sein, wenn alle Eltern ihr Baby konsequent und lange genug in Rückenlage zum Schlafen legen würden“, sagt Professor Koletzko. „Allein durch die Berücksichtigung einiger Empfehlungen ließe sich das Risiko um 80 bis 90 Prozent vermindern“. Dazu gehören neben der Rückenlage die Verwendung von Babyschlafsäckchen, das Schlafen im eigenen Bettchen im Elternschlafzimmer, das Vermeiden von Überwärmung und eine rauchfreie Umgebung. Die Stiftung Kindergesundheit unterstützt dazu Informationskampagnen und ermöglichte den Druck von Elterninformationen in verschiedenen Sprachen.
Ein weiteres Betätigungsfeld sieht die Stiftung Kindergesundheit im Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Vernachlässigung, Gewaltanwendung und sexuellem Missbrauch.
Professor Koletzko: „Wir versuchen, durch Aufklärung, Ursachenforschung und Förderung von wissenschaftlich begleiteten Präventionsprojekten dazu beizutragen, dass Kinder in Zukunft körperlich und seelisch gesund aufwachsen können“.
Aufklärung der Öffentlichkeit
Die Stiftung vermittelt wissenschaftlich gesicherte Informationen zur Kindergesundheit durch ihre intensive Öffentlichkeitsarbeit.
Sie greift Monat für Monat mit diesem Newsletter aktuelle Themen auf und bringt so praktisch wichtige Informationen in die Öffentlichkeit. Die Internetseite der Stiftung und die von der Stiftung mitbetreuten Seiten wie www.tigerkids.de, www.kinder-gesund-betreut.de informieren zu einzelnen Projekten der Stiftung.
Stiftung Kindergesundheit – www.kindergesundheit.de
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