Verbraucherzentrale NRW das Angebot von 51 extra ausgewiesenen Kinder-Dinnern in Restaurants und Fast-Food-Tempeln unter die Lupe genommen, um nach ausgewogenen und frischen Zutaten im Kinderessen Ausschau zu halten.
Rohkost mit Dip, Omelette mit Gemüse, ein kleiner Salat mit Baguette oder Tomatensuppe mit Reis sind einfache, leckere und gesunde Gerichte, die bei Kindern gut ankommen. Gehen Eltern mit ihrem Nachwuchs jedoch auswärts essen, finden sie solche ausgewogenen Gerichte für Kinder in der Systemgastronomie meist nicht. „Statt frischem Obst und Gemüse gibt‘s Frittiertes und Paniertes als Kinderteller oder -menü in Restaurant- und Kaufhausketten. Die vielfältigen Komponenten aus der Erwachsenenkarte bekommen kleine Gäste oftmals höchstens auf Nachfrage“, kritisiert Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW. Ein Blick der Verbraucherschützer auf das spezielle Angebot für die Kleinen in 20 Restaurant-, Café- und Kaufhausketten (unter anderem McDonalds, Pizza Hut, Kentucky Fried Chicken, Alex, Maredo, Extrablatt, Kaufhof Dinea) zeigt, dass kein Kindergericht hinsichtlich seiner Nährstoffe zu hundert Prozent empfehlenswert ist.
Im Dezember hat die Verbraucherzentrale NRW das Angebot von 51 extra ausgewiesenen Kinder-Dinnern in Restaurants mit Servierservice, Selbstbedienungsrestaurants und Fast-Food-Tempeln unter die Lupe genommen, um nach ausgewogenen und frischen Zutaten im Kinderessen Ausschau zu halten. Die standardisierten Speisen werden als „Kids Menü“, „Junior Box“, Kinderteller oder als Einzelkomponenten zu einem Preis zwischen 1 Euro und 7,20 Euro angeboten. 28 Speiseangebote für Kinder – also mehr als jedes zweite Gericht – fiel hierbei komplett durchs Raster der Tester. „Zu fett, zu kalorienreich, der Anteil an frischen Lebensmitteln verschwindend gering“, so lautet das Fazit unterm Strich: Hits for Kids auf der Speisekarte sind Pommes (60 Prozent) – entweder als Beilage oder Hauptgericht. Zu den frittierten Stäbchen gesellt sich Kalorienhaltiges in allen Variationen: Ketchup, Mayonnaise, Hähnchennuggets, Burger, Fischstäbchen, Mini-Schnitzel. Nuggets oder Schnitzel, die im Rohzustand eiweißhaltig, leicht verdaulich und fettarm sind, landen fast nur paniert und/oder frittiert auf dem Kinderteller. Frisches in Form von Salat oder Gemüse taucht lediglich bei sechs Kindermenüs auf der Speisekarte auf – dreimal in Konkurrenz zu Pommes. Nur in zwei Fällen kann die gesunde Portion am Salatbuffet selbst zusammengestellt werden.
Die meisten Restaurants mit Bedienung oder Selbstservice können immerhin mit einem Nudelgericht – serviert mit Tomaten- und Bolognesesoße – einen Pluspunkt bei den Kindergerichten aufgrund seines Anteils an Kohlehydraten für sich verbuchen. Anders sieht dies aus bei den Burger-Tempeln: Obwohl die vier untersuchten Fast-Food-Betriebe bei ihren Kindermenüs jeweils eine Gemüse-, Salat- oder Obstbeilage anbieten, bewertet die Verbraucherzentrale NRW deren Kindermenüs insgesamt negativ. „Vitaminspender wie Obst und Gemüse dürfen grundsätzlich beim Essen nicht zur Wahl stehen, sondern gehören zu einer vollwertigen Mahlzeit einfach dazu“, erläutert Müller seinen nach unten zeigenden Daumen für die Fast-Food-Finger-Menüs.
Statt auf gesunde Kinderernährung legen Systemgastronomen ihren Akzent mehr auf Kunden- und Kinderbindung. Um Sprösslingen und den zahlenden Eltern das Essen nicht nur mit schnell zubereitetem Fettgebackenen schmackhaft zu machen, ist bei jedem dritten Kindermenü ein süßes Getränk im Komplettpaket inbegriffen. In der Regel handelt es sich hierbei um gängige Softdrinks (zwischen 0,2 bis 0,4 Liter), Fruchtsaftgetränke oder Kakao – jeweils stark zuckerhaltig. Damit sie gerne verweilen und wiederkommen, belohnen fast alle Restaurants die kleinen Gäste mit einem Non-Food-Extra: Während Bastelbogen und Malheft dabei helfen sollen, die Wartezeit aufs Essen zu überbrücken, dienen kleine Spielzeuge oder Figürchen dazu, den Appetit auf weitere Wundertüten und Sammelobjekte beim nächsten Restaurantbesuch anzuregen.
Doch ob nun das Essen für Kinder serviert oder am Büffet selbst auf den Teller befördert wird beziehungsweise als Fast- und Fingerfood in der Pappschachtel auf dem Tablett landet: Mehr Frisches und Vitaminreiches – kurzum Gesundes nicht nur für die Jüngsten – sollte in der Systemgastronomie Einzug halten. „Kinder brauchen keine kalorienreiche Extrawurst. Wer nicht nur Pommes und Nuggets für die Jüngsten im Programm hat, sondern auch Obst und Gemüse ernährungsbewusst zubereitet und abwechslungsreich präsentiert, kann dem fettigen und süßen Einerlei auf der Speisekarte durchaus mit attraktiven Alternativen den Rang ablaufen“, erklärt NRW-Verbraucherzentralenchef Müller: „Dann kommen Kinder mit ihren Eltern in erster Linie gern wegen der Überraschungen auf und nicht neben dem Teller ins Restaurant.“
Details zum Check der Kinderteller unter www.vz-nrw.de/kinderteller
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