Dummys für jedes Alter, Babyschalen gegen die Fahrtrichtung, Kindersitzklassen nicht nur nach Gewicht, sondern auch nach Größe: Heute haben richtig gesicherte Säuglinge im Auto ähnlich gute Überlebenschancen bei einem Unfall wie Erwachsene. Dazu trägt auch die bessere Zusammenarbeit von OEM, Kindersitzherstellern und der Forschung bei. Anwendungsfehler bei Kinderrückhaltesystemen stellen dagegen immer noch ein großes Problem dar. Das sind die Ergebnisse des internationalen TÜV SÜD-Fachkongresses „Protection of Children in Cars“, der nun bereits zum zehnten Mal in München stattfand.
Wichtige Bausteine für mehr Kindersicherheit in Autos: Verbesserte Testverfahren und die Weiterentwicklung internationaler Vorschriften wie der neuen UN-ECE-Regelung namens i-Size. Danach ist zukünftig nicht mehr nur das Gewicht, sondern zusätzlich die Größe des Kindes ausschlaggebend für die Einteilung der Kindersitzklassen. Die neue Größenvorgabe war eines der zentralen Themen bei der zehnten internationalen Konferenz für Kindersicherheit „Protection of Children in Cars“, die Anfang Dezember in der TÜV SÜD-Konzernzentrale in München stattfand. Weiterer großer Themenbereich beim Expertentreffen: verfeinerte Messmethoden für die Belastungen auf den Körper beim Crash. Dazu forderte der Initiator der Tagung, der international anerkannte Sicherheitsexperte Professor Klaus Langwieder vor allem die weitere Harmonisierung der Messverfahren: „Für die Verbesserung der Fahrzeuge und Rückhaltesysteme brauchen wir zwingend weltweit einheitliche Messmethoden. Vor dem Hintergrund des stark wachsenden Autoverkehrs in Asien ist diese Forderung dringlicher denn je.“
Testmethoden noch verfeinern
Werkzeug dazu: Dummys für jedes Kindesalter. Im Fokus der diesjährigen Konferenz standen die Altersgruppe der Sechsjährigen und die Weiterentwicklung der Q-Dummy-Serie. Der bereits existierende Hybrid III Kinder-Dummy muss nach Ansicht der Experten weiter verbessert werden. Für die Messungen werden zudem immer häufiger Computersimulationen und mathematische Berechnungen nach der Finite-Element-Methode eingesetzt. Den Testaufwand weiter zu begrenzen, war ein weiteres wichtiges Thema der Fachkonferenz.
Zusammenarbeit weiter verbessern
Große Fortschritte sehen die Konferenzteilnehmer bei der Kompatibilität von Autos und Kinderrückhaltesystemen. Ausdrücklich gelobt wurde die verbesserte Zusammenarbeit von OEM, Sitzherstellern, Forschungseinrichtungen und Behörden. Dafür steht unter anderem das von der EU geförderte Projekt CASPER (Child Advanced Safety Project for European Roads). Dort sind Autohersteller wie Fiat, Peugeot (PSA) und Renault ebenso vertreten wie beispielsweise die Ludwig-Maximilians-Universität München, die Technische Hochschule Chalmers aus Göteborg, die Bundesanstalt für Straßenwesen BASt und die niederländische Prüforganisation TNO.
Anwendung leichter machen
Falsche Montage, fehlerhafte Gurtführung, zu große Gurtlose: Großen Verbesserungsbedarf gibt es dagegen beim Thema Misuse, also der falschen Anwendung von Rückhaltesystemen. Internationale Untersuchungen zeigen, dass fast die Hälfte der Eltern Fehler macht, wenn sie mit den Kleinen unterwegs sind. In diesem Zusammenhang sind sich die Experten einig, dass das Befestigungssystem Isofix am besten gegenwirkt und damit der Kindersitz optimal mit dem Fahrzeug verbunden ist. Trotzdem gebe es auch bei Isofix noch umfassende Optimierungsmöglichkeiten. Beispielsweise beim besseren Handling der Befestigungselemente, die oft nur schwer zugänglich seien.
Erfolg konsequent ausbauen
Der Fachkongress „Protection of Children“ in Cars wurde vor zehn Jahren von Professor Klaus Langwieder gemeinsam mit TÜV SÜD ins Leben gerufen. Er ist das wichtigste internationale Expertentreffen, bei dem sich Fachleute von OEM und Kindersitzherstellern, aus Behörden und von Forschungseinrichtungen zu den neuesten Entwicklungen und Forschungsergebnissen jährlich austauschen. Die Konferenz trägt damit maßgeblich zum besseren Schutz der Kinder in Autos bei. So konnte in den Industrieländern die Zahl getöteter Kinder in Autos in den vergangenen 40 Jahren um 70 Prozent gesenkt werden. Resümee von Professor Langwieder: „Diese Ergebnisse sind ein Riesenerfolg. Vor allem Säuglinge sind heute sicherer im Auto unterwegs als alle anderen Altersgruppen.“ Gleichzeitig räumt Langwieder jedoch ein, dass für die Sicherheit der Kinder über zwei Jahre noch viel getan werden müsse. Entscheidend sei, dass Eltern immer, auch auf Kurzstrecken, die Kindersysteme korrekt benutzten. Insgesamt zeigt er sich optimistisch, dass in Zukunft fast keine Kinder mehr im Auto ums Leben kommen und die Zahl der Schwerverletzten weiter nachhaltig gesenkt werden kann: „Vison Zero für Kinder – das ist absolut möglich“, so sein Fazit.
Quelle: TÜV SÜD AG – www.tuev-sued.de
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