Forschung: Weniger Tumore bei Kindern seit der Folsäureanreicherung
Folsäure-Anreicherung von Grundnahrungsmitteln in den USA und Kanada geht mit geringeren Tumorraten bei Kindern einher / Deutsche mit Folsäure/Folat noch schlecht versorgt / Mit Folsäure angereichertes Speisesalz oder Nahrungsergänzungsmittel können Versorgung verbessern
(AKF) – Seit in den USA und Kanada die Versorgung mit Folsäure verbessert wurde, treten bösartige Nieren- und Hirntumore im frühen Kindesalter zwischen 20 und 40 Prozent seltener auf. Das fanden Forschergruppen aus Minneapolis(1) und Ontario (2) heraus. Der Arbeitskreis Folsäure und Gesundheit (AKF) empfiehlt die Verwendung von mit Folsäure angereicherten Lebensmitteln wie z. B. Speisesalz im Haushalt (www.ak-folsaeure.de). Frauen mit Kinderwunsch und Schwangere sollten ihren Folatspiegel mit speziellen Präparaten auffüllen. Die Versorgungslage in Deutschland ist laut nationaler Verzehrsstudie (3) noch mangelhaft.
Experten raten insbesondere Frauen, die schwanger werden wollen, ausreichend Folsäure bzw. Folat zu sich zu nehmen.(4) Dadurch verringert sich das Risiko für Fehlbildungen beim ungeborenen Kind, vor allem für schwerwiegende Neuralrohrdefekte („offener Rücken“). In den USA und Kanada wird deshalb seit 1998 Mehl mit Folsäure angereichert. Eine Forschergruppe um Amy M. Linabery aus Minneapolis konnte jetzt zeigen: Die Erkrankungsrate für den häufigsten bösartigen Nierentumor bei Vorschulkindern (sogenannter Wilms-Tumor) sank seitdem um 20 Prozent. Von 1986 bis 1997 war die Rate dagegen stetig angestiegen.(1)
Ähnliches gilt für einen Hirntumor bei Kindern (peripherer primitiver neuroektodermaler Tumor, PNET): Er tritt bereits seit 1993 deutlich seltener auf (minus 44 Prozent).(1) Hier gibt es einen zeitlichen Zusammenhang mit einer Empfehlung der US-Behörden von 1992. Damals wurde allen Frauen im gebärfähigen Alter geraten, täglich mindestens 400 Mikrogramm Folsäure zu sich zu nehmen.
Die Forscher werteten Daten des US-Krebsregisters von 1986 bis 2008 zur Erkrankung von Kindern zwischen null und vier Jahren aus. Es ist die bislang größte Untersuchung ihrer Art.
Gestützt werden die Ergebnisse durch eine kleinere Studie aus Kanada mit ähnlich positiven Ergebnissen für Folsäure: Nachdem dort Mehl angereichert wurde, gingen Wilms-Tumore bei Kindern um etwa 30 Prozent zurück.(2)
Der Arbeitskreis Folsäure und Gesundheit (AKF) setzt sich seit 2002 dafür ein, Grundnahrungsmittel auch in Deutschland mit Folsäure anzureichern und den großen gesundheitlichen Nutzen stärker bekannt zu machen. Kritiker verweisen auf vermeintliche Risiken. „Jetzt zeigt sich, dass nach Einführung der obligatorischen Anreicherung von Grundnahrungsmitteln mit Folsäure eine Abnahme bestimmter Krebsarten beobachtet wird. Ob diese Koinzidenz jedoch in einem kausalen Zusammenhang steht, bleibt weiteren Studien vorbehalten“, so der Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Klaus Pietrzik vom AKF. „Bei keiner der Studien wurde für eine andere Krebsart nach der Folsäure-Anreicherung ein Anstieg beobachtet.“
So können Verbraucher vorsorgen
Ein Großteil der deutschen Bevölkerung nimmt deutlich zu wenig Folsäure und Folat zu sich, so die groß angelegte nationale Verzehrsstudie.(3) Verbraucher können aber auch jetzt schon selbst vorsorgen: Durch eine folatreiche Ernährung mit z. B. Blattsalat, Spinat, Tomaten, Orangen, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Innereien. Und durch die Verwendung von mit Folsäure angereichertem Speisesalz im Haushalt beim Kochen oder durch Nahrungsergänzungsmittel mit Folsäure/ Folat, wie z. B. sogenannte Schwangerschaftsvitamine für Frauen, die sich Kinder wünschen.
Quellen:
1. Linabery AM et al.: Childhood Cancer Incidence Trends in Association With US Folic Acid Fortification (1986-2008). Pediatrics 2012;129(6):1125-33
2. Grupp SG et al.: Pediatric cancer rates after universal folic acid flour fortification in Ontario. J Clin Pharmacol 2011;51(1): 60-5
3. Nationale Verzehrsstudie II, Ergebnisbericht Teil 2, Max Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel, 2008
4. Broschüre „Ernährung in der Schwangerschaft“, aid infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e.V. (Hrsg.); im Auftrag des bundesweiten Netzwerks „Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie. 3389/2011
Quelle: Arbeitskreis Folsäure & Gesundheit – www.ak-folsaeure.de
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