Berlin – Etwa 15 bis 20 Prozent der Kinder in Deutschland sind übergewichtig, rund sechs Prozent sogar adipös – mit steigender Tendenz. Für den in diesen Lebensjahren wichtigen Aufbau von Muskeln und Knochen ist regelmäßige Bewegung unerlässlich. Doch laut KiGGS-Studie bewegen sich nur rund 14 Prozent der Kinder dreimal die Woche. Das kann zu schweren Erkrankungen im Alter führen. Zu diesem Thema veranstaltet der Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. (BVOU) im Dezember die Aktionswoche „Zeigt her Eure Füße“. Hierüber, wie Übergewicht und mangelnde Bewegung den Bewegungs- und Haltungsapparat im Wachstumsalter schädigen und welche Folgeerkrankungen im Alter drohen, berichten Experten auf einer Pressekonferenz am 23. Oktober 2012 anlässlich des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) in Berlin.
Die Folgen von Übergewicht im Kindesalter
Bewegen sich Kinder zu wenig, kann die Knochensubstanz nicht ausreichend aufgebaut werden. „Von dieser zehren wir ab dem 20. bis 25. Lebensjahr ein Leben lang“, erklärt Kladny. „Wachsende Knochen und Knorpel sind auf stimulierende Belastungsimpulse dringend angewiesen. Unterforderung, Fehlbelastung und Überlastung wirken sich schädlich aus“. Darüber hinaus muss die Muskulatur stets gefordert werden. Sie stabilisiert das Bewegungssystem und schützt vor Verletzungen und Gelenkverschleiß. Bereits regelmäßiges Training im Kindesalter baut dieses komplexe Zusammenspiel zwischen Nerven- und Bewegungssystem auf. Ein zu hohes Körpergewicht schadet dem Skelett und fördert Fehlwachstum und Haltungsschäden. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt im Alter 5 bis 17 Jahren pro Tag eine Stunde körperlich anstrengende Bewegung. „Zudem sind auch soziale Komponenten von Mannschaftssportarten wichtig: Selbstkontrolle, Auffassungsgabe und soziale Fähigkeiten können durch den Sport wesentlich verbessert werden“, ergänzt Professor Dr. med. Wolfram Mittelmeier, Kongresspräsident DKOU 2012.
Prävention schützt vor Folgeerkrankungen im Alter
Die Experten der DGOOC, der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. (BVOU) fordern flächendeckende Präventionsprojekte, die bereits in Kindergärten und Schulen umgesetzt werden. „Das Problem `Sitzen statt Schwitzen´ kann nur bekämpft werden, indem der Schulsport wieder ausgebaut wird und spielerisch zur Erziehung zur lebenslangen Gesundheit beiträgt,“ so Mittelmeier. Denn rund 80 Prozent der übergewichtigen Kinder haben auch als Erwachsene ein zu hohes Körpergewicht, was die Grundlage für Volkskrankheiten wie Osteoporose, Gelenkverschleiß und Rückenschmerzen schafft. „In Italien gab es eine vorbildliche Initiative bezüglich des sogenannten `Sound Karate´, bei welchem Koordination mit Musikbegleitung gefördert wurde,“ ergänzt Mittelmeier. Auch der Behindertensport – ob privat betrieben oder professionell wie bei den Paralympics – könne die Mobilität und Selbständigkeit bei Handicaps erhalten und fördern.
Aktionswoche „Zeigt her Eure Füße“
„Wichtig ist, an dieser Stelle die Eltern als Vorbild ihrer Kinder sowie Fachmediziner als Berater und Präventionstrainer einzubinden“, verdeutlicht Dr. med. Andreas Gassen, Kongresspräsident des DKOU und Vizepräsident des BVOU. Der BVOU führt daher jährlich die Aktion „ Zeigt her Eure Füße“ in Grundschulen durch. „Fachkundige Orthopäden informieren Kinder an Grundschulen spielerisch über die Wichtigkeit ihrer Füße während des Wachstums und vermitteln ihnen Freude an Bewegung bei Spiel und Sport“, erklärt Gassen. In diesem Jahr findet die Aktionswoche vom 3. bis 7. Dezember statt.
Zur Aktionswoche sowie Bewegungsmangel und Übergewicht bei Kindern und Folgeerkrankungen im Alter informieren Orthopäden und Unfallchirurgen auf einer Pressekonferenz anlässlich des DKOU am 23. Oktober 2012 in Berlin.
Literaturhinweis:
Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS): http://www.kiggs-studie.de/
Mehr Informationen unter: www.dkou.de
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