Wirksamkeit des Erziehungsprogramms “Baby Triple P” – Elterntraining an der Ruhr-Universität Bochum
Eine liebevolle und positive Beziehung zu ihrem Baby aufbauen: Das ist das Ziel eines Trainingsprogramms der RUB für Eltern, die zum ersten Mal ein Kind bekommen. Unter der Leitung von Prof. Dr. Silvia Schneider besteht das Team aus Psychologinnen der Arbeitseinheit klinische Kinder- und Jugendpsychologie. Die wöchentlichen Elterntrainings umfassen zwei Stunden, in denen Paare und Alleinerziehende erfahren, wie sie die Entwicklung ihres Babys fördern können. Nach der Geburt bekommen die Familien eine persönliche Beratung und Unterstützung durch eine Trainerin am Telefon. Die Ruhr-Uni bietet diesen Elternkurs kostenlos an.
Erziehungsprogramm Baby Triple P
Während des Elterntrainings lernen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen, ihr Kind zu beruhigen, die Bedürfnisse des Neugeborenen zu erkennen, gute Schlafgewohnheiten zu fördern und anstrengende Situationen zu bewältigen. Außerdem lernen sie, die Rollentransmission vom Paar zur Elternschaft zu meistern, um das richtige Verhältnis zu ihrem Baby zu entwickeln und die eigene Paarbeziehung zu stärken. In Zusammenarbeit mit dem Parenting and Family Support Centre (PFSC) der Universität Queensland und Triple P Deutschland ist der Kurs ein Teil eines Forschungsprojekts der Ruhr-Universität Bochum, das die Wirksamkeit des Elterntrainings – einer Version des australischen Triple P (positive parenting program) – untersucht.
Anmeldung zum Elterntraining
Der Kurs findet in den Räumen der Ruhr-Universität Bochum statt. Die Eltern werden gebeten kurze Fragebögen vor und nach dem Kurs auszufüllen. Die Elterntrainings beginnen im September und November 2012 und werden stetig bis nächstes Frühjahr angeboten. Weitere Informationen, auch über die Anmeldemöglichkeiten, finden sich online.
Weitere Informationen
http://www.triplep-rub.de
Auszug aus wikipedia.de
Triple P (engl. für Dreifaches P von Positive Parenting Program)Triple P (engl. für Dreifaches P von Positive Parenting Program) ist ein auf klinisch-psychologischer Grundlage aufbauendes Erziehungsprogramm. Es wurde von Matt Sanders und seiner Arbeitsgruppe an der University of Queensland in den 1980ern entwickelt, um Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder zu helfen.
Triple P beinhaltet keine völlig neuen Erkenntnisse und Ideen, sondern eine Zusammenstellung gängiger und evaluierter Erziehungsbestandteile. Das Programm gibt Anregungen und Tipps zur Förderung der Eltern-Kind-Beziehung, zur Förderung der kindlichen Entwicklung und auch zum Umgang mit problematischem Verhalten. Die Ansätze und Methoden von Triple P basieren zum großen Teil auf der modernen Verhaltenstherapie und der Selbstmanagement-Therapie von Frederick Kanfer. Im Mittelpunkt des Programms steht die Interaktion (besonders die Kommunikation) zwischen Eltern und Kind. Laut Triple P reichen unter Umständen schon kleine Veränderungen im Verhalten von Eltern um die gesamte Familiensituation zu verbessern.
Um möglichst viele Eltern zu erreichen, wurden mehrere Interventionsebenen entwickelt. Diese reichen von universeller (für alle Familien) und selektiver (für Familien mit Risikofaktoren) bis zu indizierter (Kinder zeigen erste Anzeichen anormalen Verhaltens) Prävention bzw. Intervention. Es gibt unterschiedliche Angebote für Eltern von jüngeren Kindern, Eltern von Teenagern und Eltern von Kindern mit Behinderungen.
Das Programm ist präventiv ausgerichtet und soll vor allem liebevolle Beziehungen zwischen Eltern und Kindern fördern. Es soll Eltern helfen, wichtige Werte, Fähigkeiten sowie Verhaltensweisen bei Kindern zu fördern. Das Programm möchte effektive Erziehungsfertigkeiten vermitteln, um mit verschiedenen Erziehungssituationen besser umgehen zu können. Grundlage hierfür sind liebevolle Zuwendung und eine angemessene Kommunikation.
Triple P will außerdem dazu beitragen, dass Kinder lernen, Grenzen zu akzeptieren und mit Enttäuschung umzugehen. Je weniger verbindliche Werte und Regeln es gebe und je individueller sich die Lebensläufe in einer Gesellschaft gestalteten, desto wichtiger sei die Fähigkeit zur Selbstkontrolle und Selbstregulation (Psychologie). Dazu gehöre auch die Entwicklung von Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl, Selbstsicherheit und ein kompetenter Umgang mit den eigenen Gefühlen. Den Eltern wird dazu empfohlen (auf Grundlage der positiven Erziehung) konsequent, konstant, direkt und entschieden auf das Verhalten der Kinder zu reagieren.
Triple P bekommt gerade ob der wissenschaftlichen Belege häufig positive Kritiken. Laut dieser Untersuchungen (randomisierte Kontrollgruppenstudien) konnte das Programm zeigen, dass es Verhaltensproblemen und -auffälligkeiten von Kindern vorbeugt (siehe Weblinks und Literatur).
Der Kinderpsychiater Günther Deegener und der Erziehungswissenschaftler Klaus Hurrelmann befürchteten aber, dass das Programm die grundsätzlich begrüßenswerten Inhalte durch die in bestimmten Situationen empfohlene temporäre (altersabhängig ca. 1 bis 5 Minuten) Trennung des Kindes von den Eltern – in der Erziehungsmethode als Auszeit bezeichnet – in das Gegenteil verkehren könne. Dadurch würden dann rigide Erziehungshaltungen begünstigt. Den Ratschlägen hafte außerdem ein mitunter funktionales Regelverhalten an. Bei Fehlverhalten der Kinder werde ein schemenhaft aufeinander aufbauender Maßnahmenkatalog empfohlen. Kindliches und normales Verhalten würde von Eltern als Fehlverhalten beschrieben, da es die Eltern stören könnte.
Insbesondere für Fachleute ist auch die aktuelle Beurteilung von Triple P durch den Bielefelder Gesundheitswissenschaftler Prof. Dr. Klaus Hurrelmann interessant:
„Heute, fast drei Jahre später, habe ich durch wissenschaftliche Kongresse und Fachkontakte einen detaillierteren Eindruck vom Programm Triple P gewonnen. Meiner Ansicht nach handelt es sich um ein sehr ausgereiftes Programm, das sich in hunderten von Fällen inzwischen sehr gut bewährt hat. Positiv finde ich auch die intensiven Anstrengungen, die Effekte des Programms durch abgesicherte wissenschaftliche Studien zu evaluieren. Unter Leitung von Prof. Kurt Hahlweg von der Universität Braunschweig wird hier vorbildliche Arbeit geleistet, die man sich auch für andere Erziehungsprogramme nur wünschen kann.“
– (Hurrelmann 2004, aus einem Briefwechsel mit Frau Dipl.-Psych. U. Fröhlich vom Kinder- und Jugendschutzzentrum Halle sowie mit Prof. Dr. Kurt Hahlweg, Technische Universität Braunschweig)
Neben diesen prinzipiellen Ansätzen gibt es auch Kritiken (eher von Eltern), die die Umsetzung des Programms in Deutschland bemängeln, da die Fortbildungen und teilweise auch die Elternkurse und Beratungen kommerziell angeboten werden.Bei der Diskussion um Erziehungsansätze ist auch der Wertewandel in diesem Bereich von der autoritären Erziehung der Kriegs- und Vorkriegszeit über Laissez-faire-Ansätze in den 60er und 70er-Jahren bis hin zur modernen autoritativen (auch demokratischen oder partizipativen) Erziehung zu beachten. Triple P wurde als autoritativer Ansatz entwickelt (vgl. auch GEO 4/2002). Einige Kritiker, wie z. B. Günther Deegener, sehen eine zu starke Betonung autoritärer Elemente.
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