(aid) – Zöliakie ist eine durch das Klebereiweiß Gluten ausgelöste Erkrankung. Sie betrifft neben dem Verdauungstrakt auch die Knochengesundheit und die Fruchtbarkeit. Gluten kommt vor allem in Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel und Grünkern vor. Die Häufigkeit der Zöliakie liegt in der Gesamtbevölkerung bei etwa einem Prozent. Die Krankheit ist vererblich.
Bereits frühere Studien ließen vermuten, dass sowohl der Zeitpunkt als auch die Menge der Gluten-Einführung mit der Beikost eine Rolle für die Entstehung der Zöliakie spielen. Inzwischen wurde festgestellt, dass das Zöliakie-Risiko um 50 Prozent sinkt, wenn das Baby kleine Mengen Gluten erhält, solange die Mutter noch stillt. Entscheidend für den Zeitpunkt der Einführung des ersten Breis ist die Reife des Kindes – frühestens mit Beginn des fünften, spätestens mit Beginn des siebten Monats. „Der fünfte und sechste Monat bilden offenbar das Zeitfenster, in dem der Körper am ehesten eine Toleranz gegen Fremdeiweiße entwickelt“, sagte Prof. Dr. Sybille Koletzko, Kinderärztin vom Klinikum der Universität München im Rahmen des 14. Wissenschaftlichen Kongresses des Institut Danone für Ernährung e. V. in Freising.
Um diese Hypothese zu belegen, wird derzeit die prospektive Interventionsstudie Prevent CD durchgeführt. Sie läuft in zehn europäischen Ländern mit über 1.000 Zöliakie-Risikokindern, die im fünften und sechsten Monat entweder kleine Mengen Gluten oder ein Placebo erhalten. Ab dem siebten Monat bekommen alle Kinder kleine Mengen Gluten. Untersuchungen auf Antikörper ergaben schon jetzt interessante Ergebnisse: Im Blut von Kindern, die bisher keine Zöliakie bekommen haben, waren schon im Alter von sechs Monaten Antikörper gegen Gliadin (einem Bestandteil des Glutens) nachweisbar, die später wieder verschwanden. „Das ist wie eine Art Impfung“, interpretierte Koletzko das Phänomen und kritisierte die oftmals gegebene Empfehlung einer glutenfreien Ernährung aufgrund nachgewiesener IgG-Antikörper. Sybille Koletzko folgerte: „Eine glutenfreie Ernährung ist eine für das Kind sehr belastende Maßnahme, die nur nach gesicherter Diagnose durch einen Kindergastroenterologen vorgenommen werden sollte“.
Dorothee Hahne, Dr. Birgit Jähnig, www.aid.de
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