Insgesamt 24 als milchzuckerfrei gekennzeichnete Produkte aus den Bereichen Wurst und Käse, Brot und Gebäck sowie Molkereierzeugnisse nahmen die Ernährungsexperten aus Hamburg unter die Lupe und verglichen deren Preise mit denen herkömmlicher Lebensmittel. Die Ergebnisse in der Zusammenfassung:
Der durchschnittliche Preisaufschlag für die im Marktcheck untersuchten Produkte lag bei knapp 140 Prozent.
Laktosefreie Wurst war im Durchschnitt um 95 Prozent teurer, obwohl beispielsweise Schinken, Kochschinken und Putenbrust natürlicherweise gar keine Laktose enthalten und der Zusatz von Laktose bei der Herstellung auch nicht üblich ist.
Die Preise für laktosefreien Käse betrugen im Mittel 122 Prozent mehr als die für konventionelle Käseprodukte. Dabei sind z.B. die Klassiker Emmentaler, Gouda, Tilsiter und Butterkäse von Natur aus streng laktosearm und können normalerweise bedenkenlos verzehrt werden.
383 Prozent teurer als normales Schwarzbrot war das als gluten- und laktosefrei deklarierte Schwarzbrot von Minus L und mit fast fünffachem Preis der Spitzenreiter im Marktcheck, obwohl Brot in der Regel gar keine Laktose enthält. Auch das in dieser Rubrik untersuchte Knäcke- und Mehrkornbrot war mit Preisaufschlägen von 170 Prozent und 277 Prozent besonders überteuert.
Butter, die von Natur aus laktosearm ist und ohnehin nur in geringen Mengen gegessen wird, war in der laktosefreien Variante um 217 Prozent teurer.
Immer mehr Lebensmittel werden zu Marketingzwecken als laktosefrei ausgelobt und überteuert verkauft. Die Umsätze in diesem Bereich wachsen Jahr für Jahr zweistellig. Doch während laktosefreie Milch eine gute Alternative für Menschen mit entsprechender Intoleranz ist, sind viele andere Lebensmittel, wie Hartkäse, Mozzarella, Brot oder Putenaufschnitt unnötige Spezialprodukte. Trotzdem greifen mehr und mehr Verbraucher – auch ohne Milchzuckerunverträglichkeit – zu diesen Nahrungsmitteln, weil sie vermuten, dass Laktosefreies generell gesünder sei. „Die Lebensmittelindustrie hat es geschafft, laktosefreies Essen zu einem modernen Lifestyleprodukt zu machen. Es gilt schon fast als trendy, obwohl 85 Prozent der Deutschen Milchzucker gut vertragen“, so Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg.
Sie rät betroffenen Personen, die Intoleranz auf jeden Fall von einem Facharzt diagnostizieren und individuell prüfen zu lassen, in welchen Mengen auch gewöhnliche Lebensmittel gegessen werden können. Jeder Mensch hat eine persönliche Toleranzgrenze.
Wenn in normalen Fertigprodukten Milchzucker, Milchpulver, Molke oder Sahne verarbeitet wurden, dann müssen diese in der Zutatenliste auf der Verpackung aufgeführt werden. Je weiter hinten diese Beimengungen in der Auflistung stehen, desto geringer ist ihr Anteil. Kommt Laktose beispielsweise als Trägerstoff von Aromen oder Geschmacksverstärkern zum Einsatz, sind die Mengen für milchzuckerempfindliche Personen meistens unbedenklich.
Um betroffenen Verbrauchern das Einkaufen zu erleichtern, sollten nach Auffassung der Verbraucherzentrale Hamburg Hersteller dazu verpflichtet werden, auf allen laktosehaltigen Lebensmitteln die genaue Menge zu deklarieren. Silke Schwartau: „Konkrete Angaben wären für rund 12 Millionen Betroffene eine wichtige und vor allem geldwerte Einkaufshilfe, weil sie dann nur in Ausnahmefällen teure Spezialprodukte kaufen müssten.“ Darüber hinaus sieht die Verbraucherzentrale den Gesetzgeber bei der Definition der beiden Begriffe „laktosearm“ und „laktosefrei“ in der Pflicht. Zurzeit dürfen „laktosefreie“ Lebensmittel noch 0,1 Gramm Laktose pro Kilogramm enthalten – konkrete gesetzliche Vorgaben fehlen.
Die ausführliche Zusammenstellung der 24 im Marktcheck untersuchten Produkte mit Bildern und Erläuterungen kann auf der Internetseite der Verbraucherzentrale Hamburg unter www.vzhh.de heruntergeladen werden.
PDF: 24 Produkte im Preisvergleich, Übersicht mit Bildern und Erläuterungen |
Bild: Verbraucherzentrale Hamburg
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