Keim-Alarm!
Die Fachleute vom TÜV zapften 25 Mal Trinkwasser in Köln, München, Leipzig, Berlin und Hamburg in öffentlich zugänglichen Wasch- und Toilettenräumen ab, überall dort, wo sich viele Besucher oder Touristen aufhalten: am Bahnhof, dem Rathaus, der Uni, einer Klinik und einem Einkaufszentrum. Wasser, so wie es aus der Leitung sprudelt, mit dem sich jeder die Hände wäscht, das Gesicht kühlt oder mal einen Schluck trinkt, ganz lebensnah. Nicht gemäß der Trinkwasserverordnung, wonach beispielsweise der Wasserhahn vor der Entnahme abgeflammt werden muss. Daher hat sich die Redaktion für eine realistische Prüfung entschieden.
Dann wurde das Wasser in sterile Flaschen abgefüllt und gekühlt ins Kölner TÜV Rheinland Labor gebracht. „Jede dritte Wasserprobe ist belastet“, sagt Dr. Walter Dormagen, Experte für Mikrobiologie beim TÜV Rheinland. „Alle enthielten Bakterien, einige Pseudomonaden, und wir haben sogar Legionellen gefunden. Für Menschen mit geschwächtem Immunsystem können diese Belastungen eine Gesundheitsgefährdung darstellen.“
„Bakterien werden in so genannten koloniebildende Einheiten gemessen, auch KBE genannt“, erklärt Dr. Walter Dormagen. „Je mehr Einheiten vorhanden sind, umso verkeimter ist die Probe.“ Erlaubt sind laut Trinkwasserverordnung 100 koloniebildende Einheiten pro Milliliter. In einer besonders stark verkeimten Probe aus dem Leipziger Klinikum St.-Georg fanden sich ca. 600 KBE. Der Grenzwert wurde also um ein Fünffaches überschritten.
Die gute Nachricht:
Keine Wasserprobe enthielt E.coli oder Coliforme-Bakterien, die zu Durchfall und Erbrechen führen können. Allerdings: In drei Proben (München, Leipzig, Hamburg) wurden Krankenhauskeime, Pseudomonaden, gefunden, die im Körper Wundheilungen verzögern und entzündliche Prozesse auslösen können. Pseudomonaden, die sich einmal in Leitungen festgesetzt haben, sind nur schwer wieder zu entfernen und solche Pseudomonaden können auch gegen Antibiotika resistent werden. Pseudomonaden sind besonders schwer zu bekämpfen. Sind sie einmal in den Leitungen, gibt es kaum ein wirksames Gegenmittel, weil sie um sich herum einen Biofilm, eine Art Schleim, bilden. Und das Schlimmste: Die meisten sind gegen Antibiotika resistent.
Besonders bedenklich:
In drei Proben überschritten die Legionellen-Gehalte den erlaubten Grenzwert
Köln: Altes Rathaus und Mc Clean Hauptbahnhof
Berlin: Friedrichstadt Passagen Q207
Legionellen können durch kleinste Wassertröpfchen eingeatmet werden. Mögliche Folge: Lebensbedrohliche Lungenerkrankungen. Legionellen vermehren sich rasant, wenn Wasser längere Zeit steht und es sich auf über 30 bis 45 Grad erwärmt. Jährlich sterben mehr Menschen an diesen ungewöhnlichen Lungenentzündungen, die durch Legionellen verursacht werden, als im Straßenverkehr.
Wegen möglicher Gesundheitsgefahren informierten TÜV Rheinland und BILD der FRAU die Betroffenen noch vor Veröffentlichung der Ergebnisse, gleich nachdem die Testberichte vorlagen. Denn bei Legionellen beispielsweise drängt die Zeit, und es muss sofort eine erneute Untersuchung stattfinden, um die Ursache der Verunreinigung zu klären und Maßnahmen einzuleiten. Die Untersuchung zeigte eine erste Wirkung: Fast alle Betreiber reagierten innerhalb weniger Stunden, bedankten sich für die Information und leiteten Sofortmaßnahmen ein.
TÜV Rheinland
www.tuv.com
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