(ams). Viele Schwangere und Stillende sind sich unsicher, welche Medikamente sie einnehmen können, ohne ihrem Kind zu schaden. Wie verträglich sind wichtige Arzneimittel? Wie lassen sich häufige Krankheiten in der Schwangerschaft und Stillzeit behandeln?
Antworten auf viele Fragen gibt eine Infobroschüre, die die AOK mit dem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie entwickelt hat. Versicherte können sich auch an die medizinischen Info-Telefone der AOK wenden. Nützliche Informationen bietet außerdem die Internetseite des Beratungszentrums.
Ernsthafte Erkrankungen sollten auch in der Schwangerschaft oder Stillzeit behandelt werden – sonst können sie unter Umständen Mutter und Kind gefährden. Allerdings haben viele Medikamente Nebenwirkungen, die auch das Kind beeinträchtigen können. „Daher sollten schwangere und stillende Frauen mit ihrem Arzt besprechen, welche Arzneimittel für sie geeignet sind“, sagt Privatdozent Dr. Christof Schaefer, Leiter des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie. Das gilt sowohl bei akuten als auch bei chronischen Krankheiten. Einfach den Beipackzettel zu lesen, genüge nicht, warnt Schaefer: „Das tatsächliche Risiko in der Schwangerschaft oder Stillzeit lässt sich aus dem Beipackzettel nicht ablesen.“
Erprobte Medikamente einnehmen
Der Kinderarzt und Arzneimittelexperte Schaefer empfiehlt Frauen im gebärfähigen Alter zwischen 15 und 50 Jahren, nur Medikamente einzunehmen, die ausreichend erprobt sind. „Für die meisten Erkrankungen gibt es Arzneimittel, die nicht bedenklich erscheinen und gut verträglich sind“, beruhigt der Leiter des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums, das an der Charité in Berlin angesiedelt ist. Unter Pharmakovigilanz versteht man alle Aktivitäten, die sich mit der Aufdeckung, Bewertung, dem Verstehen und der Prävention von Nebenwirkungen oder von anderen Arzneimittel-bezogenen Problemen befassen.
Plant eine Frau, demnächst Nachwuchs zu bekommen, sollte sie ihren Arzt darüber informieren. Das ist besonders wichtig, wenn der Mediziner Medikamente verschreibt oder eine Röntgenuntersuchung machen will. „Röntgenuntersuchungen sollten während der Schwangerschaft auf das unbedingt Notwendige beschränkt werden“, sagt Schaefer.
Bei Aufnahmen außerhalb des Bauchraumes ist allerdings die Strahlendosis, die das Ungeborene abbekommen kann, sehr gering. In der Stillzeit sind solche Untersuchungen in der Regel unbedenklich, da sich die Zusammensetzung der Milch dadurch nicht verändert.
Leiden schwangere oder stillende Frauen gelegentlich unter Kopfschmerzen, können sie Paracetamol oder – bis zur 29. Schwangerschaftswoche – Ibuprofen einnehmen. Auf Acetylsalicylsäure, auch ASS genannt, sollten Schwangere möglichst verzichten, da dieses Schmerzmittel blutverdünnend wirkt. Paracetamol eignet sich auch gut, um hohes Fieber zu senken, etwa bei einer Virusgrippe.
Mit leichter Kost Magenbeschwerden vorbeugen
Magenbeschwerden können Schwangere oft auch ohne Arzneimittel in den Griff bekommen. Akutes Sodbrennen lässt sich häufig mit einem Glas Milch lindern. Zur Vorbeugung empfiehlt es sich, statt üppiger Mahlzeiten mehrere kleine Portionen am Tag zu essen. Besonders das Abendessen sollte fettarm und bekömmlich ausfallen. Hilft all das nichts, können Schwangere auch den gut erprobten Wirkstoff Omeprazol einnehmen.
Werden Schwangere von Übelkeit geplagt, ist es ebenfalls sinnvoll, mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu essen und ausreichend zu trinken. Ein natürliches Mittel gegen Übelkeit in der Schwangerschaft ist zudem Ingwer, den Schwangere als selbst gepressten Saft, als Aufguss, im Tee oder in Tablettenform zu sich nehmen können.
Bei bakteriellen Entzündungen können Hausmittel ebenfalls Beschwerden lindern. Bei einer Blasenentzündung können eine Wärmflasche und warme Tees helfen. Sind die Mandeln entzündet, empfiehlt es sich, etwa mit Kamillentee zu gurgeln. Bei bakteriellen Infektionen ist außerdem eine Behandlung mit Antibiotika in der Regel unbedenklich, zum Beispiel mit Penicillinen, Cephalosporinen oder Makroliden. Schwangere vertragen meist auch Glucokortikoide (Kortison), die zum Beispiel bei Asthma, aber auch bei Rheuma oder chronisch entzündlicher Darmerkrankung eingesetzt werden.
Medizinische Info-Telefone der AOK und Internetseite
Bei Fragen zur Arzneimittelsicherheit in der Schwangerschaft und Stillzeit können sich AOK-Versicherte auch an die medizinischen Info-Telefone der AOK wenden. Dort helfen ihnen qualifizierte Ärzte und Krankenschwestern in Zusammenarbeit mit dem Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie weiter.
Insbesondere wenn Schwangere oder Stillende unter einer chronischen Erkrankung leiden, kann ein Blick auf die Internetseite www.arzneimittel-in-der-schwangerschaft.de hilfreich sein. Die Informationen basieren auf aktuellen, international publizierten Studienergebnissen zur Medikamentenverträglichkeit in der Schwangerschaft und Stillzeit.
Die Internetseite wird von Experten des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie betreut und von der AOK finanziell unterstützt. Das Angebot richtet sich in erster Linie an Ärzte, Apotheker, Stillberaterinnen und andere Beschäftigte in Gesundheitsberufen, aber auch an schwangere und stillende Frauen. Dort erfahren sie beispielsweise, ob die Einnahme bestimmter Wirkstoffe in der Schwangerschaft oder Stillzeit empfehlenswert ist. Außerdem können sie gezielt recherchieren, welche Arzneimittel etwa bei Heuschnupfen, einer Virusgrippe, Diabetes mellitus, Asthma, Morbus Crohn oder einer Depression Mittel der Wahl sind.
Schwangere und Fachleute können beim Beratungszentrum auch anrufen. „Etwa 20 Prozent der Anfragen, die wir bekommen, betreffen die Behandlung einer psychischen oder psychiatrischen Erkrankung“, sagt Schaefer und beruhigt: „Für fast alle Erkrankungen können wir geeignete Medikamente empfehlen.“ Patientinnen sollten die Therapie aber stets mit ihrem behandelnden Arzt absprechen.
Die AOK-Broschüre kann im Versichertenportal der Gesundheitskasse unter „Arzneimittel für Schwangere und Stillende“ kostenfrei heruntergeladen werden. Dort erfahren Interessierte auch, wie sie die medizinischen Info-Telefone der AOK erreichen können.
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Weitere Informationen gibt es im Portal des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie.
Quelle und Bild: AOK Mediendienst
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