Unternehmen auf der Jagd nach Facebook-Fans: Locken mit Präsenten und Prozenten
Abertausende Firmen buhlen bei Facebook um Fans. Dabei – das zeigt eine Stichprobe der Verbraucherzentrale NRW – sollen vor allem exklusive Geschenke, Gewinnspiele und Rabatte zum Klick auf den Gefällt-mir-Button verleiten. Doch Vorsicht: Neben einer Werbeflut und übertriebenen Datenabfragen droht bei attraktiven Nachlässen oftmals Irreführung und ein Reinfall.
Doch bei den meisten Unternehmen geht da noch was. Während Galeria Kaufhof bislang bei knapp 8.000 Fans dümpelt, betreut Konkurrent Karstadt bereits rund 48.000, Real darf sich über 154.000 Likes freuen. Zahlen, über die das weltweite Kaffee-Büdchen Starbucks und Kultschuh-Produzent Converse nur schmunzeln können: bei jeweils mehr als 30 Millionen Facebook-Anhängern.
Verständlich, dass solche Bestmarken anspornen. Viele Firmen locken deshalb vehement zum Klick auf den Gefällt-mir-Knopf: mit Prozenten und Präsenten. So erbrachte eine Stichprobe der Verbraucherzentrale NRW bei 50 Unternehmen ein merkwürdiges Geschenke-Sammelsurium. Es reichte von Schmerzgel und „Supersnack Italia“ über Pferdesalbe und Eiskratzer bis hin zur Kopfmassage-Spinne und Pralinen. Wer da den Überblick verlor, konnte sich auch Kontaktlinsen im Wert von 20 Euro erklicken.
Weit häufiger als Geschenke sprudelten nach dem Bekenntnis exklusive Rabatte. Da verbilligte sich etwa der Mietwagen auf Mallorca um 12 Prozent, ein Terraristik-Shop beschwor Fans gar mit 20 Prozent auf Nattern herbei. Technikversender wiederum schalteten per Gutschein mal fünf, mal zehn Euro auf die erste Bestellung frei.
Besonders tricky: Die Deutsche Bahn fuhr Facebook-Fans gleich im Doppelpack ein. Nur wenn zwei Gefolgsleute sich zusammen taten, gab`s einen 20-Euro-Rabatt aufs Bahnticket. Auf mehr Umsatz ausgerichtet war wohl auch die Aktion eines Ex-Bundesligisten: zehn „Herthameilen“ in die Zweite Liga – einzulösen im vereinseigenen Fanshop.
Über die Hälfte der 50 beobachteten Unternehmen setzten bei der Fan-Akquise statt auf Rabatt oder Präsent einfach aufs Glück. Sie verlosten via Facebook etwa ein Treffen mit dem Teenie-Star Zac Efron oder diverse Einkaufs-Gutscheine. Einige stellten hohe Hürden vor die Aussicht auf einen Gewinn: beispielsweise Praktiker.
Die Baumarkt-Kette wollte einen Mähroboter nur dann verlosen, wenn das „ehrgeizige Ziel von 20.000 Fans“ erreicht werde. Bleibt zu hoffen, dass der Rasentrimmer bis dahin gut gewartet wird. Denn das Tempo der eingehenden Klicks lässt befürchten, dass es noch Monate dauert bis zum Start der Verlosung.
Das Praktiker-Gewinnspiel steht dann – wie jede andere Werbe-Aktion – unter einem strengen Regelwerk. So besteht das Zuckerberg-Netzwerk auf dem ausdrücklichen Hinweis, dass „keine Verbindung“ zu Facebook selbst bestehe. Zudem ist jeder Automatismus zwischen Liken und Gewinnen, zwischen Liken und Rabatten auszuschließen. Die Folge: Erst müssen Kunden Fan werden, danach erst treffen sie die Entscheidung, ob sie Geschenke annehmen, Rabatte abrufen oder an Verlosungen teilnehmen.
Obwohl es technisch möglich ist, dürfen Gewinner nicht über das private Profil benachrichtigt werden. Auch ist es untersagt, die Daten der Teilnehmer einfach aus dem Facebook-Auftritt der Fans heraus zu kopieren. Für jede Promotion sind Daten deshalb separat zu erheben. Das alles geschieht zusätzlich zur riesigen Speicherwut von Facebook selbst, die viele Datenschützer mehr als fragwürdig finden.
Und auch die Firmen, so das Ergebnis der Verbraucherzentralen-Stichprobe, sammeln oft im Übermaß. Denn statt einfach die E-Mail-Adresse der Teilnehmer abzufragen, startete zumeist der Datensauger. Die Unternehmen sammelten Vor- und Zuname, Straße und Hausnummer, Postleitzahl und Stadt. Eifrige wie Galeria Kaufhof zapften bei der Gelegenheit auch Telefonnummer und Geburtsdatum ab.
Besonders frech agierte der Weltbild-Versand – und das ausgerechnet bei einer Muttertags-Aktion. 100 Torten versprach Weltbild, „direkt zu Mutti“ zu liefern. Im Gegenzug konnten Fans natürlich deren Adresse abliefern. Das dürfte Mütter, die sich um ihre Daten sorgen, genauso enttäuschen wie die Erkenntnis, am Ehrentag mit einem Gewinnspiel bedacht worden zu sein.
Immerhin: Eine Firma (Lidl) fanden die Verbraucherschützer, die sich auf die Eingabe der E-Mail-Adresse beschränkte.
Wer fleißig „Gefällt-mir“ drückt, findet das Ergebnis des Likens umgehend auf seiner Facebook-Seite. Firmen erlauben sich nämlich, dort mit Angeboten vorstellig zu werden: vom „kultivierten Bootsschuh für 119,95 Euro“, über den „Bollerwagen in 5 Varianten“ bis hin zum „Superdeal um 15.15 Uhr“. Viele fluten die Chroniken ihrer Fans täglich mit Reklame – und das teils mehrmals.
Wer das eindämmen will, hat zwei Möglichkeiten: die lästigen Werbe-Postings in der Rubrik „Neuigkeiten“ sperren – oder das „Gefällt-mir-nicht-mehr“-Urteil über das ganze Unternehmen aussprechen.
Facebook-User, die grundsätzlich dem Fan-Sein entsagen, entgehen so auch irreführenden Schnäppchen-Attacken. Die Masche: Gutscheine bekannter Unternehmen wie etwa Amazon und Lufthansa, Rewe und Media-Markt winken, wenn Mitglieder Firmen liken. Die Angebote über 50 oder 100 Euro kommen über die Pinnwand, getarnt oft als Einträge von Freunden.
Die Links zum angeblichen Gratis-Bon führen allerdings nur auf diverse Webseiten, die mit Werbung gepflastert sind, für die die Initiatoren kräftig kassieren. Wer Pech hat, handelt sich auch einen lästigen Trojaner ein, der ein Schadprogramm auf dem PC installiert.
Deshalb die Warnung der Verbraucherzentrale NRW, die sich nicht nur an die kleine Gemeinde ihrer eigenen 2500 Facebook-Fans, sondern an alle Fans richtet: Vorsicht walten lassen, wenn fette Preise verlost und dicke Gutscheine verschenkt werden.
Unsere Fans sind freiwillig bei uns! – Danke dafür
Das solltet ihr überall ganz massenhaft verbreiten 🙂 Schon des öfteren wurde Facebook Nutzern der Klick auf den “Like” oder auch “Fan” Button mit dem