Khorshed Alam der Alternative Movement for Resources and Freedom Society (AMRF Society) aus Bangladesch hat die Arbeitsbedingungen bei Aldi-Zulieferern von Textilwaren in Bangladesch untersucht. „Die meist weiblichen Beschäftigten arbeiten bis zu 100 Stunden pro Woche und können dennoch von ihren kargen Löhnen kaum leben. Der Arbeitsdruck ist enorm“, fasst Khorshed Alam die erschreckenden Ergebnisse zusammen. „Es handelt sich um Verletzungen von Arbeits- und Frauenrechten, wie sie in der arbeitsintensiven Industrie Bangladeschs durch den Preisdruck von hiesigen Importunternehmen typisch sind. Die Schnäppchenhits bei Aldi werden mit systematischen Missachtungen von Sozialstandards bei globalen Zulieferern erkauft“, ergänzt Sandra Dusch Silva, Co-Autorin der Studie und Referentin der Christlichen Initiative Romero, einer Trägerorganisation der CCC.
Textile Aktionswaren zu sensationell niedrigen Preisen sind zu einem Schlüsselelement im Konkurrenzkampf der Lebensmitteleinzelhändler geworden. Auch beim Discounterprimus Aldi locken diese immer mehr Kundinnen und Kunden in die Geschäfte und verdrängen damit die Fachhandelskonkurrenten vom Markt.
Gisela Burckhardt, ebenfalls Co-Autorin der Studie und Vorstandsmitglied von FEMNET, Trägerorganisation der CCC, fordert: „Es muss endlich etwas passieren! Seit fünf Jahren weisen wir auf die skandalösen Arbeitsrechtsverletzungen hin. Mehrere TV-Berichte beleuchteten erst kürzlich die erschreckenden Arbeitsbedingungen, unter denen Näherinnen seit Jahren in Bangladesch, China und anderen Billiglohnländern für uns schuften – doch von Aldi fehlt jegliche Reaktion!“.
Die Studie „Im Visier: Discounter“ finden Sie online unter www.saubere-kleidung.de.
Unternehmensprofil Aldi
Umsatz und Größe des Unternehmens
Hatte Aldi bis Anfang der 1980er Jahre den Ruf eines „Arme-Leute-Ladens“, liegt heute der größte Käuferanteil bei Besserverdienenden. Unter den Discountern in Deutschland und auch weltweit belegt Aldi mit einem geschätzten Umsatz von 50,9 Mrd. Euro unangefochten den ersten Platz. In der Rangliste der „Größten Textileinzelhändler in Deutschland 2010“ der Zeitschrift Textilwirtschaft (TW) belegt Aldi den neunten Platz. Aldi- Nord und Aldi-Süd erzielten 2010 zusammengerechnet einen Textilumsatz von gut 1 Milliarde Euro.
Organisation/ Transparenz
Durch die Aufsplitterung der Aldi-Gruppe in rechtlich selbstständige Untergesellschaften entzieht sich das Unternehmen weitgehend einer Veröffentlichung von zentralen Geschäftsdaten und gewerkschaftlicher Kontrolle. Des Weiteren gilt die Aldi-Gruppe aufgrund ihrer gesellschaftsrechtlichen und regionalen Struktur aber nicht als Konzern und ist deshalb nicht zur Veröffentlichung einer offiziellen Konzernbilanz verpflichtet. Die Geschäfte werden über regionale Gesellschaften abgewickelt, die seit 2000 ihre Bilanzen im „Bundesanzeiger“ veröffentlichen müssen.
Soziale Unternehmensverantwortung
2007 schloss sich Aldi der Business Social Compliance Initiative (BSCI) an und verpflichtet seitdem zahlreiche Zulieferer ebenfalls zu diesem Schritt. Dies hat zu einer Explosion der Mitgliedszahlen bei BSCI geführt, in der knapp die Hälfte der Mitglieder direkt oder indirekt Geschäftsbeziehungen mit Aldi hat. Die in der BSCI vertretenen Unternehmen haben sich einen Verhaltenskodex bezüglich der Arbeitsbedingungen entlang ihrer Produktionskette auferlegt. Der Kodex bezieht sich auf die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation und schließt darüber hinaus weitere Standards bezüglich Arbeitsstunden sowie Sicherheits- und Gesundheitsaspekten mit ein. Eine unabhängige Kontrolle des Kodexes durch lokale Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen findet nach Kenntnissen der Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign, CCC) nicht statt, ein Beschwerdesystem für die NäherInnen in den Zulieferbetrieben von Aldi-Textilien fehlt gänzlich. Die CCC kritisiert zudem das intransparente Vorgehen der BSCI. Ergebnisse der Sozialaudits bei Zulieferern werden nicht offen gelegt und auch zu Preis und Lieferfristen gibt es keine Informationen. Aldi versucht somit, sich ein Feigenblatt anzulegen. Von einem tatsächlichen, effektiven Engagement zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern kann nicht gesprochen werden. 2010 hat Aldi Süd erstmals eine Selbstverpflichtung zur Unternehmensverantwortung („Aldi Corporate Responsibility-Policy“) erarbeitet.
Die jüngste Studie der Kampagne für Saubere Kleidung „Im Visier: Discounter. Eine Studie über Arbeitsbedingungen bei Zulieferern von Aldi, Lidl und KiK in Bangladesch.“ zeigt auf, dass den ArbeiterInnen weiterhin elementare Rechte vorenthalten werden: Die NäherInnen arbeiten immer noch ohne schriftliche Arbeitsverträge für Löhne, die bei Weitem nicht für ein Leben in Würde reichen. Überstunden werden gar nicht oder nicht korrekt bezahlt. Das Recht sich zu organisieren wird den ArbeiterInnen auch weiterhin verwehrt.
Aktuelle Untersuchung der Kampagne für Saubere Kleidung deckt erneut skandalöse Arbeitsrechtsverletzungen bei Zulieferern der Discounter Aldi, Lidl und KiK in Bangladesch auf.
Seit nunmehr fünf Jahren konfrontiert die Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign, kurz: CCC) die Discounter Aldi, Lidl und KiK mit massiven Arbeitsrechtsverletzungen in der Textilproduktion in ihren Zulieferfabriken in Bangladesch, China, Indien und anderen Billiglohnländern.
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