Im Abwasser bildet sich aus NPE das Umweltgift Nonylphenol (NP). Die Verwendung dieser Chemikalien ist in der EU verboten oder stark eingeschränkt. „Modemarken machen ihre Kunden zu unfreiwilligen Komplizen bei der weltweiten Wasserschmutzung“, sagt Manfred Santen, Chemieexperte von Greenpeace: „Die Branche muss ihre Produktion endlich entgiften.“
Greenpeace engagiert sich mit der Kampagne Detox für eine Textilproduktion ohne gefährliche Chemikalien.
Für den aktuellen Report Schmutzige Wäsche – Gefährliche Chemie aus der Waschtrommel hat Greenpeace Textilien von Abercrombie & Fitch, Ralph Lauren, Calvin Klein und weiteren Modemarken aus elf Ländern untersucht. Aus dem deutschen Handel stammt ein in China gefertigtes Sport-Shirt von Li Ning mit dem dritthöchsten NPE-Gehalt aller Proben. In den Herstellungsländern der getesteten Textilien – China, Thailand, Vietnam, Sri Lanka, Philippinen und Türkei – ist der Einsatz von NPE nicht geregelt. Diese werden zum Beispiel als Tenside in Waschmitteln genutzt. Laut Umweltbundesamt sind Import-Textilien die größte Quelle für NPE und NP in deutschen Gewässern. Kläranlagen können die Einleitung nicht ausreichend verhindern.
Von der Waschmaschine in den Fluss: Jede neue Textilie setzt Chemikalien frei
Für den Import von NPE-haltigen Textilien existieren in der EU bisher keine Regelungen. Mit der jährlichen Einfuhr von 881.000 Tonnen Textilien nach Deutschland werden auch viele Tonnen NPE mitgeliefert. Einige Modemarken wie H&M, Adidas, Puma und Nike haben in betriebseigenen Regelungen 100 mg/kg NPE als Rückstandsmenge festgelegt. Bei einem weltweiten Exportvolumen von 150.000 bis 200.000 Tonnen Textilien würde H&M bei voller Ausschöpfung der eigenen Grenzwerte 15 bis 20 Tonnen NPE in Absatzländer einführen. „Die von den Firmen festgelegten Werte sind viel zu hoch“, sagt Santen: „Von der Herstellung bis zum Handel verteilt die Textilindustrie weiterhin ihre Schadstoffe.““ Da nur vereinzelte Firmen überhaupt Grenzwerte haben, geht Greenpeace davon aus, dass die in hiesige Gewässer eingeleitete Menge NPE 88,1 Tonnen pro Jahr weit übersteigt.
Einen Ausstieg aus der Produktion mit gefährlichen Chemikalien bis zum Jahr 2020 haben bisher Nike, Adidas, Puma, Li Ning, H&M und C&A zugesagt. Greenpeace fordert alle Markenhersteller auf, den Einsatz von NPE in Produktionsprozessen bis zum Jahr 2013 zu beenden. Es sind längst ungefährlichere Alternativen auf dem Markt.
In zwei vorangegangenen Berichten hatte Greenpeace aufgedeckt, dass die internationale Textilindustrie die Trinkwasserdepots von Millionen Menschen in China vergiftet. Eine breite Auswahl (78 Artikel) in Asien gefertigter Textilien ließ Greenpeace anschließend auf NPE-Rückstände untersuchen. 14 dieser 78 Proben wurden für den aktuellen Test in einer standardisierten Haushaltswäsche bei 40 Grad gewaschen.
Sechs Textilkonzerne legen Plan gegen Umweltverschmutzung vorAuch C&A will nach einer Greenpeace-Kampagne gegen gefährliche Chemikalien in der Textilherstellung sein Sortiment sauber produzieren. Der mit 485 Filialen drittgrößte Bekleidungshändler Deutschlands folgt damit dem Modekonzern H&M, der eine entsprechende Selbstverpflichtung bereits im September vorgelegt hatte.
Nach Nike und Puma folgt auch Adidas der weltweiten Detox-KampagneAdidas will Textilien mit weniger Schadstoffen herstellen. Die Selbstverpflichtung des größten deutschen Sportartikelherstellers folgt sieben Wochen nach dem Start einer weltweiten Greenpeace-Kampagne gegen gefährliche Chemikalien in der Textilindustrie.
Greenpeace testet Textilien auf die hormonell wirksame Chemikalie NonylphenolNach einer neuen Greenpeace-Untersuchung enthalten die meisten getesteten Textilien Rückstände der giftigen Chemikaliengruppe Nonylphenolethoxylate (NPE). In 52 von 78 Produkten (zwei Drittel) aus Geschäften in 18 Ländern haben unabhängige Labore im Auftrag von Greenpeace NPE nachgewiesen.
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