ADHS: Training der Hirnaktivität am Computer hilft

(dgk) Kinder mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit Hyperaktivitätsstörung) sind leicht ablenkbar und haben Probleme, sich längere Zeit zu konzentrieren. Mit einem Neurofeedback-Training können sie lernen, ihre Hirnaktivität gezielt zu steuern. Wie eine Studie zeigt, gehen dadurch Impulsivität, Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefizit deutlich zurück. Ein Effekt, der noch mindestens sechs Monate nach dem Training anhält.

Für Kinder ist es einfach ein Computerspiel. Auf einem Monitor müssen Tiere durch ein Labyrinth gehen oder Bälle auf ein bestimmtes Ziel geschossen werden. Nur, dass dies nicht mit den Fingern über die Tastatur geregelt wird, sondern allein mit Hirnströmen. Über ein paar Elektroden, die – schmerzlos und ohne großen Aufwand – am Kopf befestigt werden, werden Hirnströme empfangen, mit deren Hilfe die Objekte auf dem Monitor gesteuert werden.

So lernen die Kinder, die Kraft ihrer Gedanken gezielt zu nutzen. Wenn es ihnen gelingt, in den richtigen Phasen des Spiels aufmerksam oder auch entspannt zu sein, gewinnen sie und werden belohnt.

Eine Arbeitsgruppe des Psychologen Holger Gevensleben von der Universität Göttingen hat untersucht, wie wirksam ein solches Neurofeedback-Training bei Kindern mit ADHS tatsächlich ist. Das Ergebnis ist ermutigend: Symptome wie Impulsivität, Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefizit sind für mindestens ein halbes Jahr lang verringert – um durchschnittlich 25 bis 30 Prozent. Einer Kontrollgruppe mit konventionellem Aufmerksamkeitstraining gelang ebenfalls eine Verminderung dieser Symptome, allerdings nur um 10 bis 15 Prozent. „Neurofeedback ist daher eine gute Ergänzung der medikamentösen Therapie und sollte allen Kindern mit ADHS zugänglich sein“, so Gevensleben.

An der Studie nahmen 102 Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren teil. Die Kinder wurden nach dem Zufallsprinzip einem Neurofeedback-Training oder einem – ebenfalls computergestützten – Aufmerksamkeitstraining als Kontrollgruppe zugeordnet. Das Neurofeedback bestand dabei aus einem Theta-Beta-Training sowie einem Training der langsamen kortikalen Potenziale. Thetawellen sind niederfrequente Gehirnwellen, die Unaufmerksamkeit signalisieren, während Betawellen aktive Aufmerksamkeit anzeigen. Beim Theta-Beta-Training lernen die Kinder, bewusst die Thetawellen zu verringern und Beta-Aktivität zu verstärken.

Bei einer der Übungen geht es darum, einen Rennwagen zu bewegen. Sobald es dem Kind gelingt, die Thetawellen auf ein bestimmtes Maß zu reduzieren und vermehrt Betawellen zu produzieren, setzt sich zur Belohnung auf dem Bildschirm ein Rennwagen in Bewegung. Sobald die Konzentration nachlässt, bleibt der Wagen stehen. Kinder lernen so, ihre Konzentration gezielt selbst zu steuern.

Interessierte können Neurofeedback-Therapeuten beispielsweise unter www.neurofeedbackinfo.de finden.

Quellen: (1) Eur Child Adolesc Psychiatry 2010: 19: 715 (2) Ärztezeitung vom 15.12.2011 (3) Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 38 (6), 2010, 409–420 (4) Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder- und Jugendärzte e. V., http://www.agadhs.de/informationen/neurofeedback.html

DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e. V. – Internet: www.dgk.de

 


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Das Thema ist brisant: Wenn Kinder mit Medikamenten behandelt werden, um ihr Verhalten zu beeinflussen, wird die Öffentlichkeit hellhörig. Die Entwicklung ist beunruhigend: Immer mehr Kinder zeigen bereits in den ersten Schulklassen psychische Auffälligkeiten, Jungen auffällig häufiger als Mädchen.

 

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