Mit Blick auf das materielle Wohlbefinden, Gesundheit und Sicherheit, Verhalten und Risiken, Bildung und Ausbildung, Beziehungen zu Familie und Gleichaltrigen und das subjektive Wohlbefinden zeigt die UNICEF-Studie deutliche Unterschiede innerhalb Deutschlands. Diese sind teilweise größer als die zwischen einzelnen OECD-Staaten.
So ist das Wohlbefinden von Kindern in großen urbanen Zentren tendenziell schlechter als in Flächenländern. Aus der Sicht des kindlichen Wohlbefindens sind die vier südwestdeutschen Länder Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und das Saarland offensichtlich besonders lebenswerte Regionen.
Demgegenüber liegen Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Sachsen-Anhalt und Bremen beim materiellen Wohlbefinden, bei der Bildung und – mit Ausnahme von Mecklenburg-Vorpommern – auch bei den Beziehungen zur Familie und zu Gleichaltrigen im unteren Drittel.
Die meisten Kinder in Deutschland sagen zwar, dass sie sich subjektiv gut fühlen. Je nach Bundesland schätzen jedoch zwischen 11 und 17 Prozent der Kinder ihr schulisches Wohlbefinden als schlecht ein.
Starken Einfluss auf das Wohlbefinden haben eine hohe Arbeitslosigkeit, ein Mangel an Ausbildungsplätzen, ein hoher Anteil von Kindern in relativer Armut und bei Alleinerziehenden sowie ein unfriedliches Schulklima in ihren Regionen.
„Ein politischer Ansatz, der allein auf Verbesserungen in Kindergarten und Schule setzt, greift zu kurz“, sagt Prof. Dr. Hans Bertram von der Humboldt-Universität in Berlin, Hauptautor des UNICEF-Berichts. „Für die Selbstachtung und das Selbstvertrauen der Kinder ist es von zentraler Bedeutung, dass ihre Eltern den Lebensunterhalt selbst bestreiten können.“
„Kein Kind darf ausgeschlossen werden. Eine gute Förderung der Kinder muss Hand in Hand gehen mit einer Stärkung der Eltern“, sagt Dr. Jürgen Heraeus, Vorsitzender von UNICEF Deutschland. „Die Bildungspolitik muss durch eine gezielte Arbeits- und Sozialpolitik ergänzt werden.“
Materielles Wohlbefinden:
Im Bundesdurchschnitt müssen 8 Prozent der Kinder mit weniger als 50 Prozent des Äquivalenzeinkommens auskommen. Legt man wie von der EU empfohlen das Kriterium von 60 Prozent zugrunde, wachsen 14 Prozent in relativer Armut auf. Doch es gibt große regionale Unterschiede bei den Einkommen, Mieten und Lebenshaltungskosten. Darum wird bislang die relative Kinderarmut in den ostdeutschen Ländern eher überschätzt und in den westdeutschen unterschätzt. Mit dem bundeseinheitlich errechneten Hartz IV-Satz ist es zum Beispiel für Eltern in den westdeutschen Ballungsräumen sehr viel schwerer auszukommen, als in Mecklenburg-Vorpommern. Bundesweit sind alleinerziehende Frauen mit kleinen Kindern wirtschaftlich trotz Verbesserungen weiter stark benachteiligt. Ihr Einkommen liegt rund 40 Prozent niedriger als das aller anderen Familien.
Bildung und Ausbildung:
Durch zusätzliche schulische Angebote, mehr Teamunterricht und Tagesbetreuung erfahren benachteiligte Kinder heute mehr Unterstützung. Doch die „objektiven“ Lebensbedingungen beeinflussen den Schulerfolg erheblich: In Bundesländern mit einem hohen Anteil von arbeitslosen Eltern und Alleinerziehenden sind auch die Schulleistungen niedriger. In Berlin, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern verlassen doppelt so viele Schüler die Schule ohne Abschluss wie in Bayern, Baden-Württemberg und dem Saarland. In Bayern und Baden-Württemberg liegt der Anteil arbeitsloser Heranwachsender bei 4 Prozent – in Berlin bei 14,5 Prozent.
Subjektives Wohlbefinden:
Das subjektive Wohlbefinden der Mädchen und Jungen wird negativ beeinflusst durch eine hohe Arbeitslosenquote bei Jugendlichen, Angst, in der Schule geärgert zu werden, und einen hohen Anteil an Alleinerziehenden und Stieffamilien. Umgekehrt führt eine hohe Ausbildungsplatzdichte, aber auch ein gemeinsames Hobby mit dem Vater zu größerem Wohlbefinden.
Schlussfolgerungen
Jedes Kind hat ein Recht auf Teilhabe. UNICEF ruft deshalb Bund, Länder und Gemeinden auf, das Wohlbefinden der Kinder differenziert zu betrachten und umfassend zu verbessern:
Kinder haben einen Anspruch auf ein sozioökonomisches Existenzminimum, unabhängig von ihrem Wohnort. Bei der Berechnung von Unterstützungsleistungen müssen die regional unterschiedlichen Lebenshaltungskosten berücksichtigt werden.
Die Bildungspolitik muss durch gezielte Arbeits- und Sozialpolitik ergänzt werden. Insbesondere Alleinerziehenden muss die Möglichkeit gegeben werden, am Arbeitsleben teilzunehmen. Schulabbrecher brauchen eine zweite Chance.
Wirksame Unterstützung für Kinder ist mehr als die Sicherung eines materiellen Existenzminimums. Städte, Gemeinden und Nachbarschaft müssen ein positives Umfeld schaffen, in dem Kinder und Jugendliche gehört und beteiligt werden.
In der Schule sind die Entwicklung von sozialer Kompetenz, Verantwortung und Werten genauso wichtig wie kognitive Fähigkeiten. Eine ausschließliche Konzentration auf Leistungssteigerung wie sie stark durch die PISA-Debatte befördert wird, führt dazu, dass einzelne Gruppen von Kindern systematisch ausgeschlossen werden.
Der vollständige Bericht sowie eine Zusammenfassung steht auf www.unicef.de zum Download.
Quelle: UNICEF – www.unicef.de
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