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Mattel: Ausbeutung für kunterbunte Spielzeugwelt

Wien – Elf bis zwölf Stunden am Tag, sechs Tage die Woche für einen Hungerlohn und unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen – so sieht der Arbeitsalltag von ca. drei Millionen ChinesInnen aus, die in tausenden Fabriken über 80% der bei uns verkauften Spielsachen herstellen. Die Gewinner dieses Spieles heißen Mattel, Disney oder Carrera und können auch heuer in der der Vorweihnachtszeit wieder mit Umsatzzuwächsen rechnen, denn bei Kindern wird auch in Krisenzeiten als letztes gespart.
 

Mattel gewinnt, ArbeiterInnen tragen die Kosten
 
Dank sprechender Autos und Klassikern wie den Barbie-Puppen steigerte Spielwaren-Branchenführer Mattel seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent. „Die Kosten für Mattels Erfolg tragen zu einem großen Teil die chinesischen Arbeiterinnen und Arbeiter“ kritisiert die Arbeitsrechtsexpertin Debby Chan von der NGO SACOM aus Hong Kong heute bei einem Pressegespräch in Wien. Der Lohnkostenanteil einer Barbie-Puppe, die in Österreich um 18 Euro verkauft wird, liegt gerade einmal bei 40 Cent.

Fertigungsstrasse © China Labor Watch

Recherchen von SACOM zufolge verdienen die ArbeiterInnen in Mattel-Zulieferbetrieben nur ca. 140 Euro monatlich und machen drei Mal mehr Überstunden im Monat, als gesetzlich erlaubt sind.
 
Aufgrund von arbeitsbedingtem Stress und ständiger Demütigung durch Vorgesetzte sprang im Mai eine 45-jährige Arbeiterin aus der 6. Fabriketage eines chinesischen Zulieferers von Mattel, und starb. Eine ihrer Kolleginnen schildert den Stress, dem die ArbeiterInnen in der Fabrik ausgeliefert sind: „Durch die Quoten bleibt den Menschen keine Zeit für Toiletten- und Trinkpausen! Ständig wird die Zeit gestoppt, um zu ermitteln, wer wie lange braucht, um die vorgeschriebenen Stückzahlen zu produzieren. Wenn jemand die Quote nicht erreicht, wird sie oder er beschimpft und verwarnt. Nach drei Verwarnungen folgt der Rausschmiss“.

Yang Yu, die ihren richtigen Namen geheim halten will, ist derzeit zu Gast in Wien. Sie arbeitete fünf Jahre in chinesischen Spielzugfabriken, unter anderem für Mattel, und litt unter den menschenunwürdigen Bedingungen: „Ich musste mitunter 26 Tage im Monat arbeiten. Jeder Tag war ein Kampf, die Arbeit unheimlich ermüdend. Man muss ständig voll konzentriert sein und dennoch wird man oft vom Management angeschrien. Wer auf die Toilette muss, wird angewiesen, so schnell wie möglich wieder am Arbeitsplatz zu sein, um nicht getadelt zu werden“.
 

Spielsachen fair machen!

Die europaweite Südwind-Kampagne „Spielsachen fair machen!“ setzt sich schon seit drei Jahren für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Spielzeugfabriken ein. Bisher unterschrieben fast 10 000 KonsumentInnen diese Forderung an Mattel. Laut einer AC-Nielsen Umfrage vom Oktober 2011 ist es 89% der Spielzeug-KäuferInnen wichtig, dass bei der Produktion soziale Mindeststandards eingehalten werden und 75% der Befragten würden sogar um ein Viertel mehr für faire Spielsachen bezahlen. Claudia Bonk, Projektleiterin von „Spielsachen fair machen!“ unterstreicht den Spielraum von international agierenden Unternehmen: „Mattel und Co. setzen chinesische Zulieferbetriebe mit ihrer Einkaufspolitik unter enormen Zeit- und Preisdruck und der wird dann an die Arbeiterinnen und Arbeiter weitergeben.“
 

Faire Alternativen zu Weihnachten?

„Ein Zertifikat für fair produziertes Spielzeug gibt es leider noch nicht – derzeit können wir nur heimisches Holzspielzeug z.B. der Firma Matador oder Spielsachen empfehlen, die in den Weltläden angeboten werden.“, so Bonk.
 
Die Kampagne bietet aber viele Möglichkeiten, Druck auf die Unternehmen und den Internationalen Spielzeugverband auszuüben, damit die Nachfrage nach fairen Arbeitsbedingungen sichtbar wird. Derzeit gibt es auf der Website von „Spielsachen fair machen!“ die Unterschriften-Aktion „Weihnachtswunsch“, die konkrete Forderungen an Spielzeugunternehmen nennt. Im Jänner sollen die gesammelten Unterschriften bei einem Treffen an die Unternehmen übergeben werden. Bonk empfiehlt KonsumentInnen auch direkt in den Geschäften oder bei den Herstellern nachzufragen, wo und wie Spielzeug produziert wird, oder sich an internationalen Mailaktionen zu beteiligen, in denen gemeinsame Forderungen an Spielzeugfirmen formuliert werden. „Um die Spielzeugunternehmen zu bewegen, sich für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen einzusetzen, braucht es den Druck von Konsumentinnen und Konsumenten in Europa und den USA!“ ist sich auch Chan sicher.
 
„Faire Arbeitsbedingungen dürfen kein Wunsch ans Christkind bleiben, sondern sind eine Forderung an die Spielzeugindustrie, sich für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen einzusetzen – zu Weihnachten und das ganze Jahr über“, schließt Bonk.

 

Die Südwind-Kampagne „Spielsachen fair machen!“ wird von der Europäischen Union, der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit und der Dreikönigsaktion gefördert. Die von „Spielsachen fair machen!“ vertretenen Standpunkte geben die Ansicht der Kampagne wieder und stellen somit in keiner Weise die offizielle Meinung der Europäischen Union und der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit dar.
 
Südwind ist eine entwicklungspolitische Nichtregierungsorganisation, die seit über 30 Jahren in Österreich für eine nachhaltige globale Entwicklung aktiv ist. Durch schulische und außerschulische Bildungsarbeit, Kampagnen mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen und Informationsarbeit, die Herausgabe des Südwind-Magazin und anderer Publikationen informiert Südwind in Österreich zu globalen Themen.

 

www.spielsachen-fair-machen.at

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