Weltkindertag am 20.09.2011 – Kinder brauchen vom ersten Tag an Schutz vor Armut, Krankheit und Vernachlässigung
(Köln) „Kinder haben was zu sagen!“ – so lautet das diesjährige Motto zum Weltkindertag am 20. September. Um etwas zu sagen, brauchen Kinder jedoch vom ersten Tag an Sprachanregung, sie brauchen Eltern, die mit ihnen sprechen, die ihnen vorlesen und die mit ihnen singen. Sie brauchen Kitas, in denen eventuelle sprachliche Defizite kompetent ausgeglichen werden. Und sie brauchen die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen beim Kinder- und Jugendarzt, so dass mögliche Entwicklungsverzögerungen schnell erkannt und behoben werden können. Darauf weist der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte hin.
„Vor allem unsere Kollegen in sozial schwierigen Stadtvierteln erleben in ihren Praxen immer mehr Kinder mit massiven Spracherwerbsstörungen. Sie sind körperlich und geistig gesund zur Welt gekommen, ihre Eltern – häufig aus bildungsfernen, armen Milieus, teilweise mit Migrationshintergrund – sind jedoch nicht in der Lage, sich angemessen mit ihnen zu beschäftigen. Damit beginnt ein Teufelskreis: mit fünf oder sechs Jahren können diese Kinder nicht sprechen, in der Schule führt dies zu schlechtem Verstehen und Wiedergeben von Texten. Inhalte werden nicht begriffen. In diesem Fall liegt die Wahrscheinlichkeit, einen regulären Schulabschluss zu erhalten, teilweise nur bei 50 Prozent,“ so Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugenddärzte heute in Köln.
Dr. Josef Kahl, Präventionsexperte des BVKJ weist darauf hin, dass gerade für sozial vernachlässigte Kinder die Vorsorgeuntersuchungen beim Kinder- und Jugendarzt von allergrößter Bedeutung sind, um Entwicklungsstörungen frühzeitig zu entdecken und zu beheben. In den meisten Fällen gelingt es durch die kontinuierlichen Vorsorgen, das Gesundheitsverhalten in den Familien positiv zu verändern. Aufwändige teure Therapien bleiben den meisten Kindern damit erspart. Die Kinder haben eine Chance, gesund aufzuwachsen und sich ihren Fähigkeiten gemäß optimal zu entwickeln. Damit sie das, was sie zu sagen haben, auch ausdrücken können und damit sie sich auch an allen sie betreffenden Entscheidungen beteiligen können.“
Die Vorsorgen, mit denen die Kinder- und Jugendärzte das Heranwachsen ihrer Patienten begleiten und unterstützen, haben vor allem für Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen auch noch einen weiteren Sinn, so BVKJ-Präsident Dr. Wolfram Hartmann:„Kinder, die am Rande der Gesellschaft leben, brauchen eine starke Stimme, die als politischer Advokat auf ihre Situation hinweist und die Gesellschaft zur Abhilfe auffordert. Auch in diesem Sinne sind wir Kinder- und Jugendärzte tätig. Unsere Erfahrungen aus den Praxen geben wir an die politischen Entscheider weiter, wir beteiligen uns auf lokaler und auf Bundesebene an zahlreichen Runden Tischen und Netzwerken und konnten so in den letzten Jahren die gesundheitliche und soziale Situation von Kindern und Jugendlichen helfen zu verbessern. Doch auch dazu brauchen wir noch mehr Unterstützung.“
Von den Krankenkassen wünschen sich die Kinder- und Jugendärzte daher, dass sie die von ihnen erarbeitete Modernisierung der Vorsorgeuntersuchungen möglichst schnell voranbringen. „Wir haben hier ein kostengünstiges und wirksames Instrument, das wir in Zukunft noch viel besser nutzen können,“ so Dr. Josef Kahl.
Berufsverband der Kinder-und Jugendärzte,
www.kinderaerzte-im-netz.de