Produkttests

ÖKO-TEST regionale Lebensmittel – Der große Schwindel

Für regionale Lebensmittelmarken wie „Ein gutes Stück Heimat“ von Lidl, „Unsere-Heimat“ von Edeka oder „Aus unserer Region“ von Rewe geben Verbraucher gerne auch mal etwas mehr aus. Doch das ist zumeist rausgeschmissenes Geld: Echte Regionalprodukte sind rar, wie eine große Untersuchung im aktuellen ÖKO-TEST-Magazin zeigt.

Die Hersteller sind teilweise recht erfindungsreich, wenn sie normale Produkte in regionale umetikettieren. Ein gutes Beispiel ist die Marke „Unser Norden“, die in Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachen und Brandenburg vertrieben wird. Der Hersteller Plaza/Sky (Coop) will nicht verraten, woher die Rohstoffe stammen. Doch werden auch Reis, Kaffee und Rotbuschtee vermarktet, die bekannterweise nicht in Deutschland wachsen. Das Unternehmen begründet das regionale Label damit, dass alle Lebensmittel entweder in Norddeutschland produziert, veredelt oder abgepackt werden.

Die Regionalmarke von Lidl heißt „Ein Gutes Stück Heimat“. Unter dieser Bezeichnung verkauft der Discounter beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern einen Birnen-Johannisbeer-direktsaft, der in dem rund 1.000 Kilometer entfernten Lindau hergestellt wurde. Auch die Absatzgebiete für die „Unsere Heimat“-Produkte von Edeka Nord und Südwest sind viel zu groß für echte Regionalprodukte.

Doch es mogeln nicht nur die Großen der Lebensmittelbranche. Auch die kleinen Regionalanbieter werden den eigenen Ansprüchen nicht gerecht. Das Label der Initiative Landmarkt Hessische Direktvermarkter etwa dürfen Hersteller laut eigener Aussage nur verwenden, wenn 100 Prozent der Rohstoffe aus Hessen stammen. Doch bei der Einhaltung dieser Richtlinien zeigt man sich nicht allzu streng: Die bei Rewe gekauften Röhner Eiernudeln mit dem Label bestehen beispielsweise zu 70 Prozent aus Hartweizengrieß, der aus Baden-Württemberg stammt.

ÖKO-TEST empfiehlt Verbrauchern darauf zu achten, nur echte Regionalprodukte zu kaufen. Diese sind oftmals auf Bauern- und Wochenmärkten erhältlich. Der Vorteil dieser Produkte ist, dass sie die Wirtschaft vor Ort fördern und die Umwelt schonen, da die Transportwege kurz sind.

Das ÖKO-TEST-Magazin September 2011 gibt es seit dem 26. August 2011 im Zeitschriftenhandel. Das Heft kostet 3,80 Euro.

Bildquellen: ÖKO-TEST
www.oekotest.de

 

Aus dem Inhalt:

TEST regionale Lebensmittel
Für regionale Lebensmittelmarken wie „Ein gutes Stück Heimat“ von Lidl, „Bestes aus unserer Region“ von Edeka oder „Aus unserer Region“ von Rewe geben Verbraucher gerne auch mal etwas mehr Geld aus. Doch wer denkt, dass die verarbeiteten Zutaten immer aus der Region stammen, irrt. Bei manchen Produkten handelt es sich um reinen Etikettenschwindel, denn die Regionalität beschränkt sich hier auf den Namen. Die Zutaten in den Produkten stammen aus der ganzen Welt. Nur einige wenige echte Regionalprodukte hat ÖKO-TEST ausgemacht.

TEST therapeutische Säuglingsnahrung
Dreimonatskoliken, Blähungen, Spucken, Durchfall – all diese Unpässlichkeiten können Babys zu schaffen und Eltern Sorgen machen. Die Industrie bietet Spezialnahrung an. Doch deren Nutzen ist alles andere als belegt. Hinzu kommen noch Fettschadstoffe und gentechnisch veränderte Substanzen, die in einigen Produkten stecken.

TEST Shampoos für feines Haar
Rund die Hälfte der getesteten Produkte konnte überzeugen. Doch es gibt auch einige Shampoos, die mit umstrittenen und/oder bedenklichen Stoffen wie Formaldehyd haltbar gemacht werden. Meist stammt der Duft nicht aus frischen Früchten, sondern aus künstlichen polyzyklischen Moschus-Verbindungen, die sich in der Umwelt schlecht abbauen lassen und bereits in Mutter-milch aufgefunden wurden. Außerdem schäumt kaum ein Shampoo ohne PEG/PEG-Derivate, welche die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen.

TEST Bügeleisen
Der umfangreiche Praxistext zeigt, dass sowohl billige, als auch die teuren Bügeleisen die Wäsche glatt machen. Doch wer nicht zum Billigsten greift, bekommt in der Regel ein Modell, das Falten ordentlich bekämpft, leicht über die Stoffe gleitet und nicht gleich angekratzt ist, wenn es mal über einen Reißverschluss ging.

TEST Stoppersocken
Stoppersocken werden sogar von Ärzten als Alternative zum Barfußlaufen empfohlen. Leider enthalten viele Modelle immer noch bedenkliche Schadstoffe. Um die „Stopper“ geschmeidig zu machen, verwenden etwa viele Hersteller Weichmacher. Ein Paar Socken im Test war sogar nicht verkaufsfähig, weil es die gesetzlichen Weichmacher-Grenzwerte für Babyartikel überschritten hat. Im Toys-„R“-Us-Produkt hat das Labor sogar sehr giftige zinnorganische Verbindungen nach-gewiesen. Dabei geht es auch anders, wie der Test zeigt. Einige Hersteller stellen mittlerweile die Noppen aus unbedenklichem Silikon her.

TEST Mittel gegen Kopfschmerzen
ÖKO-TEST hat von 70 rezeptfreien Mitteln die Zusammensetzung bewertet. Dabei schneiden Monopräparate, also Produkte mit einem Wirkstoff, am besten ab. Wirkstoffkombinationen in den Kopfschmerzmitteln erhöhen dagegen das Nebenwirkungsrisiko. Sie eignen sich daher weniger für einfache Kopf- und Gliederschmerzen, sind aber laut Studien bei Migräne erfolgsver-sprechender. Verbrauchern sollte es nicht egal sein, welches Produkt sie kaufen. Denn jeder Wirkstoff hat unterschiedliche Wirkmechanismen. So wirken etwa ASS, Ibuprofen und Naproxen entzündungshemmend, während Paracetamol nur schmerzstillend und fiebersenkend ist.

TEST Tupper- und andere Frischhaltedosen
ÖKO-TEST hat die Frischhaltedosen nicht nur auf Inhaltsstoffe untersucht, sondern auch einem sehr umfassenden Praxistest unterzogen. So wurde unter anderem gecheckt, ob die Produkte dicht halten, wie leicht sie geöffnet und geschlossen werden können, ob darin Speise in der Mikrowelle erwärmt werden kann, ohne dass Schadstoffe auf die Lebensmittel übergehen, ob sich die Produkte verfärben, wie leicht sie gereinigt werden können und wie der Zustand der Dose nach 300 Mal öffnen und schließen ist. Das Ergebnis: Es lohnt sich, etwas mehr Geld für ein Qualitätsprodukt auszugeben.

TEST Kindergummistiefel
Im Test fallen die praktischen Treter reihenweise durch. Das liegt natürlich auch am Produkt als solchem: Gummistiefel bestehen meist aus synthetischem Kautschuk bzw. einer Kunststoff-mischung. Um den Stiefel wasserfest und gleichzeitig schön anschmiegsam zu machen, wird tief in die chemische Trickkiste gegriffen. Ein Modell im Test enthält den verbotenen krebserregenden Farbbaustein p-Aminoazobenzol und dürfte eigentlich nicht verkauft werden. Andere Stiefel strotzen nur so vor PAK, Weichmachern und anderen Schadstoffen.

TEST Pflegeversicherungen für Kinder
Für ganz wenig Geld können Kinder gegen die finanziellen Folgen von lebenslanger Pflegebedürftigkeit durch einen Unfall oder eine schwere Krankheit abgesichert werden. Doch einige Tarife bieten nur scheinbar Sicherheit, wie der Test zeigt.

 

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