Alle Jahre wieder – nach den Ferien Läusealarm

Kaum sind die Ferien zu Ende, da krabbelt und juckt es auf den Köpfen von Kindern in Kindergärten und Schulen – die Kopfläuse sind wieder da. Eltern sind in heller Aufregung und sehen sich oft spöttischen Fragen ausgesetzt.„In den allermeisten Fällen ist dies kein Zeichen mangelnder Hygiene“, so Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des BVKJ, „es sind Andenken an die Enge auf dem Zeltplatz, an Ferienlager, an die Enge in Bahn und Flugzeug usw.“ „Auch tägliches Haarewaschen“, so Hartmann, „schützt nicht vor einem Befall mit Läusen. Ansteckende Erkrankungen werden bei uns normalerweise nicht von Kopfläusen übertragen.

“Was ist zu tun?

Zunächst sollte man mit einem speziellen Läusekamm (Apotheke), dessen Zinken nicht mehr als 0,2 mm auseinanderstehen und kaum elastisch sind, alle lebenden Läuse aus dem mit Wasser und einer Pflegespülung angefeuchteten Haar herauskämmen und dann den Kopf gemäß Anleitung mit speziellen Arzneimitteln (zugelassen sind Allethrin-, Permethrin- und Pyrethrum-enthaltende Substanzen) und/oder Medizinprodukten, die u.a. Dimeticon und pflanzliche Öle enthalten, behandeln.

Da Kopflausmittel nicht zuverlässig alle Eier abtöten und in Abhängigkeit vom Mittel und dessen Anwendung Larven trotz sorgfältiger Erstbehandlung nachschlüpfen können, muss innerhalb eines engen Zeitfensters unbedingt eine Wiederholungsbehandlung mit dem Kopflausmittel durchgeführt werden (am Tag 8, 9 oder 10, optimal: Tag 9 oder 10). Dieser enge zeitliche Rahmen ergibt sich, weil bis zum 7. bzw. 8. Tag noch Larven nachschlüpfen und ab dem 11. Tag junge Weibchen bereits neue Eier ablegen können.

In der Zwischenzeit empfehlen die Kinder- und Jugendärzte die tägliche Haarwäsche mit einem normalen Shampoo und das sorgfältige Auskämmen des noch feuchten Haars mit dem Spezialkamm. Außerhalb des behaarten Kopfes sterben die auf Nahrung angewiesenen Kopfläuse rasch ab.

Ansteckungsfähigkeit ist gegeben, solange die Betroffenen mit lebenden Läusen befallen und noch nicht adäquat behandelt sind. Sind nach der Erstbehandlung keine lebenden Läuse mehr nachweisbar, dürfen die Kinder wieder Gemeinschaftseinrichtungen besuchen, denn die Eier der Läuse (Nissen), die oft noch hartnäckig am Haarschaft anhaften, sind nicht ansteckend.

 

BERUFSVERBAND DER KINDER- UND JUGENDÄRZTE e. V. 
www.kinderaerzte-im-netz.de

 

Bild: Pediculus humanus var capitis AKA head louse; public domain from http://phil.cdc.gov/

 

 Übertragung von Mensch zu Mensch 
 
Der typische Übertragungsweg ist enger Kopfkontakt mit einer Person, die von Kopfläusen befallen ist. Vermutlich entstehen nahezu alle neuen Erkrankungen über diesen Weg. Gemeinsam benutzte Kopfkissen, Handtücher oder Kämme können theoretisch zu einer Infektion führen, in der Praxis ist das aber die Ausnahme, wie australische Forscher gezeigt haben. Speare et al. untersuchten 48 schwer befallene Kinder. Sie isolierten 1845 Läuse von den Kinderköpfen, fanden aber nur in zwei Fällen je eine junge Kopflaus auf dem Kopfkissen. Mützen, Ohrenschützer, Kuscheltiere etc. sind für die Übertragung von Kopfläusen praktisch ohne Belang. Forscher untersuchten systematisch 1000 Kopfbedeckungen von Schulkindern und fanden nicht eine einzige Laus – dagegen sammelten sie 5500 Läuse von den Köpfen der Schüler, die diese Mützen getragen hatten. Textile Oberflächen wie Sitzgarnituren, Kopfstützen, Teppichböden etc, aber auch glatte Oberflächen wie Tische, Schulbänke, und Fußböden sind ungeeignet für Kopfläuse und stellen kein Infektionsrisiko dar. In einer Studie der James Cook University in Townsville, Australien, wurden 118 Klassenräume und die dort unterrichteten 2230 Kinder auf Kopflausbefall untersucht. Weder auf den Bänken, noch auf den Tischen und dem Fußboden wurde eine einzige Kopflaus entdeckt. Dagegen wurden 14.033 Läuse von den Köpfen der Kinder abgesammelt.
 
Kopfläuse sind ähnlich häufig bei Kindern, die ihre Haare regelmäßig waschen und solchen mit geringer Körperpflege. Im Gegensatz zu früheren Epochen ist Kopflausbefall in Deutschland nicht mit Armut assoziiert. Eine Studie in Braunschweig zeigte, dass Kopflausbefall bei Kindern mit Migrationshintergrund seltener war als bei Kindern ohne Migrationshintergrund. Es besteht auch kein konsistenter Zusammenhang zwischen Haarmerkmalen wie Farbe, Länge, Dicke und der Präsenz von Kopfläusen

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