München, 4. August – Da auch heute noch zum Teil hoch belastete Waldprodukte gefunden werden oder in den Handel gelangen, untersucht das Umweltinstitut München zur Pilzsaison für Privatpersonen auch dieses Jahr kostenlos Pilze und andere Waldprodukte wie Beeren oder Wildfleisch auf künstliche Radioaktivität.
Hintergrundinformation zur radioaktiven Belastung von Waldprodukten: Südbayern und der Alpenraum waren vom radioaktiven Niederschlag nach der Tschernobyl-Katastrophe vor 25 Jahren vergleichsweise stark betroffen. In den kontaminierten Regionen ist die radioaktive Belastung auch heute noch nachweisbar. Vor allem bei Pilzen, Waldbeeren und Wild kann der Anteil radioaktiven Cäsiums nach wie vor hoch sein.
„Aufgrund der Messergebnisse der letzten Jahre und unserer langjährigen Erfahrung können wir auch für diese Pilzsaison keine Entwarnung geben“, erklärt Christina Hacker, Vorstand im Umweltinstitut München. Im Münchner Umland, vor allem im Westen, Süden und Osten Münchens, können Röhrenpilze, allen voran Maronenröhrlinge oder auch Semmelstoppelpilze noch Werte deutlich über dem nach Tschernobyl festgesetzten Grenzwert von 600 Becquerel Cäsium pro Kilogramm (Bq/kg) Frischmasse aufweisen.
Bei Schwarzwild, das sich frei im Wald bewegen kann und nicht in einem Gehege gezogen wird, ist noch mehr Vorsicht geboten: Hier ist eine Cäsium-Belastung sogar im fünfstelligen Becquerel-Bereich möglich. „Bei Wildschweinen, die vorzugsweise nach Hirschtrüffeln im Waldboden wühlen, sind schon Spitzenwerte von mehreren zig-tausend Becquerel nachgewiesen worden“, so Hacker. Hirschtrüffel wachsen unter der Erde und können Cäsium extrem gut aufnehmen. Wegen der langen Halbwertszeit von 30 Jahren bei Cäsium-137 ist eine wesentliche Änderung der Situation auch in den kommenden Jahren nicht zu erwarten.
Auch für Pilze, die aus osteuropäischen Ländern auf unsere Märkte kommen, kann keine generelle Entwarnung gegeben werden. In den vergangenen Jahren hat das Umweltinstitut bei Stichproben wiederholt Grenzwertüberschreitungen festgestellt. Karin Wurzbacher, Physikerin am Umweltinstitut München erläutert: „Die Messungen weisen seit etwa zwei Jahren tendenziell wieder hähere Belastungswerte bei osteuropäischer Ware auf.“ Es gibt Aussagen, dass z.B. Pfifferlinge aus höher belasteten Gegenden, etwa Weißrussland oder der Ukraine, in einem nur gering belasteten Land wie Litauen abgepackt werden und dann als Ware aus Litauen auf den Markt kommen. Auch soll es nicht selten vorkommen, dass beim Abpacken hoch und gering belastete Pilze gemischt werden, damit der Grenzwert noch unterschritten wird. „Solche Umstände könnten erklären, weshalb die Belastung der osteuropäischen Pfifferlinge tendenziell nicht weiter abgenommen hat, sondern gestiegen ist“, so Wurzbacher.
Ein häufiger und üppiger Verzehr von stark belasteten Pilz- oder Wildgerichten kann Radioaktivität im Körper anreichern und damit zu einer zusätzlichen Strahlendosis fähren. „Unsere Empfehlung bleibt nach wie vor, dass besonders die so genannten Risikogruppen wie Kinder und Schwangere Waldpilze, Waldbeeren und Wildgerichte von ihrem Speiseplan streichen sollten“, rät Christina Hacker. Auch Folgeprodukte, wie Heidelbeerjoghurt, Preiselbeermarmelade oder Muttersäfte aus Waldbeeren sollten gemieden werden.
Die Messergebnisse der vergangenen Jahre und die Broschüre „Pilze und Wild – Tschernobyl noch nicht gegessen“ können im Internet unter http://www.umweltinstitut.org/ als pdf-Datei heruntergeladen oder beim Umweltinstitut München angefordert werden.
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