EHEC: Schule in Altenbeken wird vorsorglich geschlossen
Die Spurensuche des Paderborner Kreisgesundheitsamtes nach der Ursache für den EHEC-Ausbruch in einer Altenbekener Schule verdichtet sich in zwei Richtungen: Drei Mitarbeiterinnen der Essensausgabe in der Altenbekener Schule haben sich möglicherweise mit EHEC-Bakterien angesteckt. Ein erster Suchtest verlief positiv. Auch ein Küchenmitarbeiter des Caterers, vom dem die Schule ihr Essen bezieht, ist möglicherweise mit EHEC-Bakterien infiziert.
Auch hier fiel ein erster Suchtest positiv aus. Alle vier sind nicht selbst erkrankt. Das endgültige Ergebnis der Stuhlproben steht jedoch noch aus. „Damit haben wir eine neue Ausgangslage. Es könnte durchaus sein, dass sich die Kinder über kontaminierte Lebensmittel angesteckt haben“, sagt Kreisgesundheitsamtsleiter Dr. Georg Alles, weil auf dem Weg Küche – Kind gleich zwei Mal eine mögliche Ansteckung über verunreinigte Hände habe stattfinden können. Aber ausgeschlossen werden könne gleichwohl nicht, dass sich die Kinder auf der Schultoilette über die so genannte Schmierinfektion oder auch anderswo im Kreisgebiet angesteckt haben. „Es sind zwei Spuren. Nicht mehr und nicht weniger“, bekräftigt Alles. Gleichwohl wurden eine ganze Reihe von Vorsorgemaßnahmen getroffen. Landrat Manfred Müller, Bürgermeister Hans Jürgen Wessels, das Kreisgesundheitsamt, das Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen, Schulamt und Schulleitung verständigten sich darauf, die Schule bis einschließlich Dienstag nächster Woche vorsorglich zu schließen, um die Inkubationszeit (Zeit von der Infektion bis zum Ausbruch der Erkrankung) von gut einer Woche abzuwarten. Als gutes Zeichen wird gewertet, dass bisher nicht weitere Kinder erkrankt sind. „Die Schulschließung ist eine rein vorsorgliche Maßnahme“, betont Landrat Manfred Müller. Die Entscheidung erfolgte nach Rücksprache mit dem zuständigen Landesinstituten und dem Robert-Koch-Institut. Dieses ist die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und –prävention. Die Experten hielten eine Schulschließung zwar für nicht zwingend erforderlich aber verständlich – mit Blick auf die Sorgen der Eltern .
Also bleibt die Schule in Altenbeken bis zum 5. Juli zu. 30 Kinder werden regelmäßig in der Schule verpflegt. Das Kreisgesundheitsamt wird Stuhlproben von allen diesen Kindern nehmen. Die Küche wird bis auf weiteres geschlossen. Sämtliche betroffenen Bereiche der Schule wiederum gründlich gereinigt und desinfiziert. Die dreißig Kinder, die in der Schulküche gegessen haben, dürfen erst dann wieder in den Unterricht, wenn Stuhlproben negativ ausfallen.
Von allen 43 Mitarbeitern des Essenslieferanten waren in der vergangenen Woche nach Auswertung der Lieferbeziehungen bereits Stuhlproben gezogen worden. Das positive Ergebnis des Suchtests beim Koch wurde heute Mittag bekannt ,die Untersuchungen der übrigen Mitarbeiter sind noch nicht abgeschlossen. Der gesamte Betrieb wird vorsorglich gereinigt und desinfiziert, sämtliche noch vorhandenen Frischwaren vernichtet, um „ganz sicher zu gehen“, betont der Leiter des Amtes für Verbraucherschutz und Veterinärwesen, Dr. Klaus Bornhorst. Vorsorglich übernimmt eine andere Großküche übergangsweise die Speisenzubereitung. In der letzten Woche waren zudem beim Essenslieferanten bereits Lebensmittelproben gezogen worden. Mit negativem Ergebnis: „Die Ware war in Ordnung“, so Bornhorst.
Überraschend kommt der Ausbruch für die Amtsärzte nicht. „Nach der Erkrankungswelle durch die kontaminierten Sprossen rechnen wir mit einem möglichen Schub an Neuerkrankungen durch Mensch-zu Mensch-Übertragungen, vor allem durch mangelnde Hygiene nach Toilettengängen“, bekräftigt noch einmal der Leiter des Kreisgesundheitsamtes, Dr. Georg Alles. Denn im Kreis Paderborn habe es im Vergleich zu anderen Regionen in NRW mehr Fälle gegeben.
Der einzige und beste Schutz ist deshalb eine ausreichende Toiletten- und Handhygiene. Die Hände sollten mindestens 30 Sekunden sorgfältig mit Wasser und Seife gewaschen werden. Bei erkrankten Menschen und solchen, die EHEC hatten und noch Keime ausscheiden (schlimmstenfalls über Wochen oder gar Monate, die Zeitspanne ist nicht genau bekannt) wird zusätzlich ein alkoholisches Händedesinfektionsmittel empfohlen. Kinder mit Durchfällen dürfen nach dem Infektionsschutzgesetz nicht in Kindergärten und Schulen geschickt werden. Bei schweren Duchfällen, insbesondere bei Blut im Stuhl, sollte der Kinder- oder Hausarzt aufgesucht werden.
Hintergrund: In einer Altenbekener Schule waren drei Schüler im Alter von acht, neun und elf Jahren nachweislich durch EHEC-Bakterien erkrankt und haben das befürchtete HUS-Syndrom entwickelt.
Die aktuelle Bilanz: Im Kreis Paderborn wurde in 21 Fällen (10 Frauen, 1 Mädchen, 6 Männer, 4 Jungen) im Alter zwischen 8 und 91 Jahren das gefährliche Hämolytisch-Urämische Syndrom (HUS) diagnostiziert. Das HUS ist eine schwere, lebensbedrohliche Komplikation, die bei schweren Durchfallerkrankungen durch wenige, ganz bestimmte Erreger, vor allem durch EHEC, auftreten kann. Insgesamt sind im Kreisgebiet 64 Menschen (39 Frauen bzw. Mädchen, 25 Männer bzw. Jungen) im Alter von 5 bis 91 Jahren nachweislich an der durch die EHEC-Bakterien ausgelösten Infektion erkrankt (Stand: 27. Juni). Insgesamt sind die Erkrankungszahlen rückläufig. Die meisten Erkrankungen waren dem Paderborner Kreisgesundheitsamt zwischen dem 19. und 21. Mai gemeldet worden. Über das Wochenende sind noch einmal zwei neue Fälle hinzu gekommen. Ein 88-Jähriger und eine 91-Jährige sind nachweislich an einer durch die EHEC-Bakterien verursachten Darminfektion erkrankt.
Das Kreisgesundheitsamt wird die Eltern der Altenbeker Schule am heutigen Abend im Rahmen eines Elternabends informieren. Vor Ort sein werden auch Landrat Manfred Müller und Bürgermeister Heinz Jürgen Wessels.
Gesundheitsamtsleiter Dr. Georg Alles weist noch einmal darauf hin, dass Sprossen oder sonstige Lebensmittel nur dann Überträger seien, wenn die Krankheitserreger zuvor auf sie gelangt sind. Oder auf Küchenutensilien haften, die zur Zubereitung des Essens benutzt werden. EHEC werde auch nicht wie Grippe durch Tröpfcheninfektion beim Niesen oder Husten sondern von Mensch zu Mensch durch Schmierinfektion übertragen. Also auf dem Weg „verunreinigte Hand nach dem Toilettengang, Mund bzw. verunreinigte Flächen wie Türklinken, Wasserhähne, Hand, Mund“. Infizierte Menschen wiederum können dann natürlich auch Lebensmittel verunreinigen. Dann beginnt der Ansteckungskreislauf von vorn. „
Deshalb ist Hygiene der beste Schutz. Die Hände müssen gründlich nach dem Toilettengang und vor der Zubereitung von Lebensmitteln (mindestens 30 Sekunden) gewaschen werden. „Das kann man zum jetzigen Zeitpunkt nur immer wieder gebetsmühlenartig wiederholen“, bekräftigt Alles.
Die Informationen für die Eltern, die Kinder an der betroffenen Schule haben, stehen hier für zum Download bereit.
Kreis Paderborn – Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit