Mehr Mogelpackungen durch Inflation?
Auch zwei Jahre nach der Freigabe der Füllmengen durch die EU, geht die Schummelei unter dem Motto „Weniger drin, Preis gleich“ weiter. Überproportional viele Mogelpackungen hat die Verbraucherzentrale Hamburg in den letzten Monaten aufgrund Verbraucherbeschwerden ins Internet gestellt. Vor allem vor dem Hintergrund steigender Rohstoffpreise, sehen etliche Unternehmen diesen Trick als Methode der Wahl an.
So liegt etwa der Grundpreis für das Persil Flüssigwaschmittel sowie weiterer Waschmittelmarken von Henkel um mehr als 11 % höher, nachdem die Füllmenge von 1,5 Liter auf 1,35 Liter bei gleichem Preis reduziert wurde. Bei den Süßigkeiten Mars Minis wurde die Füllmenge von 235 g auf 221 g verringert, was einer Preiserhöhung von über 6 % entspricht.
„Wir befürchten mit steigender Inflation eine Zunahme dieser Mogelpackungen. Hersteller und Einzelhändler wollen sowohl Inflation als auch höhere Rohstoffkosten vor den Verbrauchern in kleineren Packungen verstecken“, warnt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Verbraucher wollen Klarheit, wenn es um Preiserhöhungen geht, und nicht hinters Licht geführt werden.
Ein weiterer Trend geht dahin, dass neue Sorten vieler Markenartikel mit geringerer Füllmenge und quasi identischer Aufmachung als die Standardsorte angeboten werden. So gibt es etwa seit Anfang April von Unilever die neue Margarine Rama Unwiderstehlich! im 400 g Becher. Gegenüber der Standardsorte Rama mit 500 g ist sie bei gleichem Packungspreis um 25% teurer. „Sogenannte Schwellenpreise sollen bei Produkteinführungen nicht überschritten werden. Verbrauchern wird suggeriert, dass das neue Produkt genauso teuer ist wie das bekannte“, erklärt Armin Valet.
Die Zusammensetzung der Produkte unterscheidet sich oft nur marginal, z.B. etwas mehr Saft, etwas weniger Zucker oder etwas weniger Fett. Zu dieser Masche gibt es eine Vielzahl von Beispielen: Eine Tabelle mit 10 besonders auffälligen Produkten und die Gesamtliste aller Mogelpackungen ist unter www.vzhh.de zusammengestellt.
Ganz schwierig wird es für Verbraucher, Füllmengenreduzierungen auf die Schliche zu kommen, wenn Produkte ein Comeback feiern. So wie aktuell die Yes Torty von Nestlé: War es bis 2003 im 38 g Pack erhältlich, sind es im April 2011 nur noch 32 g.
Verbraucherzentrale Hamburg e.V.
www.vzhh.de
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