Primäre Fruchtwasserpunktion veraltet
Schwangeren, die älter als 35 Jahre sind, wind heute von Ärzten empfohlen durch eine Fruchtwasserpunktion Chromosomenfehler beim ungeborenen Kind aufzuspüren. Für Professor Dr. med. Eberhard Merz, Chefarzt der Frauenklinik am Krankenhaus Nordwest in Frankfurt/Main, ist die Empfehlung nicht mehr zeitgemäß. Weil immer mehr Frauen im höheren Alter ihr erstes Kind bekommen, müsste heute jede vierte diese Untersuchung machen lassen.
„Das birgt Risiken“, sagt Merz im Apothekenmagazin „BABY und Familie“. „Nach einer Fruchtwasseruntersuchung kommt es zum Beispiel bei einer von 200 Frauen zur Fehlgeburt.“ Er empfiehlt das „Ersttrimester-Screening“. Dabei werden im Blut der Schwangeren biochemische Marker aufgespürt und die Ungeborenen per Ultraschall untersucht. Die Fruchtwasseruntersuchung, die eindeutige Aussagen möglich macht, kommt noch zum Zuge, wenn die gewonnenen Erkenntnisse unklar sind. Das „Ersttrimester-Screening“ könne zudem allen Schwangeren angeboten werden. „So werden auch jüngere werdende Mütter, die ein erhöhtes Risiko haben, identifiziert“, sagt Merz. Merz ist Vorsitzender der Fetal Medicine Foundation Deutschland, die bisher 4000 Ärzte für das „Ersttrimester-Screening“ ausgebildet hat. Noch müssen Frauen die Untersuchung selbst bezahlen. Sie kostet zwischen 80 und 200 Euro. „Die Kassen übernehmen den Test nicht, obwohl sie damit sparen könnten“, bedauert Merz.
Das Apothekenmagazin „BABY und Familie“ 11/2010 liegt in den meisten Apotheken aus und wird ohne Zuzahlung zur Gesundheitsberatung an Kunden abgegeben.
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