Kinderspielplätze – Ohne Fahrradhelm und Kordeln toben Kinder sicherer
(ams). Erst aufs Kletternetz, dann auf die Wippe und danach die Seilbahn runtersausen: Kinder lieben es, auf Spielplätzen ihren Bewegungsdrang auszuleben. Da kann es schon einmal passieren, dass sie kleine Schrammen oder Beulen davontragen. „Dabei sollte es auch bleiben“, sagt Berthold Tempel. Der Sachverständige für Spielplatzgeräte beim TÜV Rheinland gibt Eltern Tipps, wie sie schlimme Verletzungen verhindern und erkennen können, wie sicher ein Kinderspielplatz ist.
Generell sind die Betreiber von Kinderspielplätzen verpflichtet, die Sicherheit der Anlagen regelmäßig zu kontrollieren. So müssen etwa die Stabilität der Spielgeräte, ihre Fundamente, der Untergrund und die Umgebung der Anlage überprüft werden. „Allerdings halten sich nicht alle Betreiber an die Auflagen“, sagt Tempel. So wiesen bei einem bundesweiten Test des TÜV Rheinland etwa 75 Prozent der Spielplätze Mängel auf. Beispielsweise waren Spielgeräte so aufgestellt, dass sich darunter eine Betonkante befand. Wenn ein Kind stürzte, konnte es sich an der Kante verletzen. Bei Mängeln an Geräten, die auf eine fehlerhafte Aufstellung oder auf unzureichende Wartung zurückzuführen sind, haftet der Betreiber. „Wenn Sie einen Mangel feststellen, sollten Sie den Betreiber schriftlich darauf hinweisen“, rät Tempel.
Kindern nicht zu viel zumuten
Allerdings haben Eltern von Kindern bis zum Alter von drei Jahren auch eine Aufsichtspflicht. Sie sollten daneben stehen, wenn ihr Nachwuchs rutscht, wippt oder schaukelt. „Muten Sie Ihrem Kind nicht zu viel zu, indem Sie es zum Beispiel auf ein Spielgerät heben, auf das es alleine nicht geklettert wäre“, warnt TÜV-Experte Tempel. Wenn sich die Kleinen unsicher fühlen, besteht die Gefahr, dass sie sich stoßen oder stürzen. Nach Angabe des Sachverständigen sind Stürze die Unfallursache Nummer eins auf Kinderspielplätzen.
Um zu erkennen, wie sicher ein Spielplatz ist, sollten Eltern sich die Anlage genau ansehen. „Wichtige Anhaltspunkte liefern bereits die Sauberkeit und das Erscheinungsbild“, sagt Tempel. Überfüllte Mülleimer, Hundekot im Sandkasten und wackelige Bänke legen die Vermutung nahe, dass auch die Sicherheit der Spielgeräte zu wünschen übrig lässt. Ein gut ausgestatteter Spielplatz verfügt dagegen über ausreichend Mülleimer sowie über genügend Sitzbänke, die fest mit dem Untergrund verbunden sind. Die Sitzbretter und Lehnen der Bänke sollten fest verankert sein. Ein sicherer Spielplatz ist auch daran erkennbar, dass der Spielbereich klar von verkehrsreichen Straßen abgegrenzt ist, etwa durch ein Drehkreuz. Die Anlage sollte von einem mindestens ein Meter hohen Zaun oder einer ebenso hohen Hecke umgeben sein, der Ballspielbereich von einer vier Meter hohen Umzäunung. Wer für den Spielplatz zuständig ist, sollte auf einem Hinweisschild erkennbar sein.
Böden sollten gut gedämmt sein
„Achten Sie besonders auf die Böden des Spielplatzes. Nur ein gut gedämmter Untergrund kann Stürze abfedern“, erläutert Tempel. Am besten sind Sand, Kies oder Rindenmulch. Rasen eignet sich nur als Untergrund unter Spielgeräten mit einer Fallhöhe von höchstens eineinhalb Metern. Bei synthetischen Bodenbelägen dürfen keine Kanten hoch stehen, Rindenmulch oder Hackschnitzel sollten keine Fäulnis aufweisen. Direkt neben hölzernen Standpfosten von Spielgeräten sollte der Boden nicht mit Rindenmulch bedeckt sein, da die Pfosten dadurch schneller faulen können.
Zeichen für geprüfte Sicherheit
Die Spielgeräte sollten mit dem GS-Zeichen versehen sein. Dieses Zeichen steht für geprüfte Sicherheit und zeigt, dass das Gerät von einem unabhängigen Prüfinstitut getestet wurde. Wichtig ist zudem, dass die Oberflächen der Geräte gut erhalten sind: So sollten Stahlgeräte nicht rosten und Kunststoffschichten nicht verschlissen oder rissig sein. Spielgeräte aus Holz dürfen keine Splitter aufweisen oder bereits anfangen zu faulen. „Achten Sie auch auf überstehende Nägel oder weit herausragende Schrauben“, sagt Tempel.
Auf Sicherheitsmängel deuten außerdem verschlissene Seile oder Ketten, gelöste Schraubverbindungen, gebrochene Sprossen oder Brüstungen hin. Sind etwa bei einer Schaukel die Endverbindungen verschlissen und die Schaukelbretter defekt, sollten Eltern den Spielplatzbetreiber darauf aufmerksam machen. Das Gleiche gilt, wenn bei einer Rutsche das Rutschblech nicht fest mit den Wangen verbunden ist. Bei Rutschen sind auch Spalten gefährlich, in denen sich Anorak- oder Jackenkordeln oder andere Bekleidungsteile verfangen können. Wippen müssen über eine ausreichende Dämpfung verfügen und dürfen nicht ungebremst bis zum Boden durchschlagen. Karusselle dürfen nicht auf der Achse wackeln.
Unfälle können Eltern auch vermeiden, indem sie bei ihren Kindern auf eine passende Kleidung achten. „Auf keinen Fall sollten Jungen und Mädchen auf dem Spielplatz einen Fahrradhelm tragen“, sagt Tempel. Da die Öffnungen der Spielgeräte lediglich auf den kindlichen Kopfumfang ausgelegt sind, besteht die Gefahr, dass die Kinder mit dem Kinnriemen des Helms hängen bleiben und sich im schlimmsten Fall selbst die Luft abschnüren. „Dadurch sind bereits schwere Unfälle passiert“, warnt Tempel. Aus dem gleichen Grund sollten Kinder keine Schlüsselbänder, Halsketten oder Kleidung mit Kordeln tragen – damit können sie sich ebenfalls gefährlich verheddern.
Eine Checkliste zur Sicherheit von Kinderspielplätzen gibt es auf den Seiten der Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder e.V.„
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