Hamburg, 11. August 2010. Morgens gemütlich an der Straßenecke mit den Nachbarskindern treffen und dann gemeinsam zur Schule gehen – bei Wind und Wetter. Das war einmal. Die Realität heute: Am Lenkrad des Familien-Vans gehetzte Mütter, die ihre Sprösslinge pünktlich um acht Uhr bei der Schule abliefern müssen. Dauerstau vor Grundschultoren, gestresste Kinder, die mit Ranzen und Turnbeutel bepackt aus den Autos klettern. Diesen Trend zum „Taxi Mama“ bestätigt auch eine Elternumfrage des Forsa-Instituts im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK). Demnach wird jedes fünfte Grundschulkind mit dem Auto in die Schule kutschiert.
„Viele Eltern halten den Schulweg heutzutage für zu gefährlich für ihre Kinder“, erklärt TK-Präventionsexpertin Dr. Brigitte Steinke diese Entwicklung. „Außerdem schicken einige Eltern ihren Nachwuchs gar nicht mehr in die nächstgelegene Grundschule, sondern in die Schule ihrer Wahl. Die liegt häufig in einem ganz anderen Stadtteil. Dabei gilt nach wie vor der Grundsatz ‚kurze Beine – kurze Wege‘. Auf dem Schulweg lernen die Kinder Selbstständigkeit und können entspannt in den Schultag hinein gleiten.“
Immerhin: Laut Umfrage der TK gehen rund 50 Prozent der Grundschüler noch immer zu Fuß zur Schule. Deshalb rät die TK, mit den Schulanfängern frühzeitig den sichersten – nicht den kürzesten – Schulweg einzuüben. „Die Sicherheit sollte bei der Wahl der richtigen Strecke an erster Stelle stehen“, sagt Steinke. Wichtig ist, dass Kinder auf dem Schulweg möglichst wenig Straßen und Ausfahrten überqueren müssen, auch wenn das einen kleinen Umweg bedeutet. Rechtzeitig vor der Einschulung sollten die Eltern gemeinsam mit ihrem Kind die ausgewählte Strecke ablaufen und den ABC-Schützen dann auch an den ersten Schultagen noch auf dem Schulweg begleiten. Das vermittelt Sicherheit. „Insbesondere das richtige Verhalten an Ampeln und Zebrastreifen müssen Kinder üben“, so Steinke. „Dabei ist es besonders wichtig, dass die Kinder auch bei Grün immer nach links und rechts schauen, um sich zu vergewissern, dass die Autos auch wirklich anhalten.“
Da Kinder Verhalten größtenteils durch Nachahmung lernen, dürfen Eltern zudem ihre Vorbildfunktion nicht vergessen. Wenn Mama oder Papa hin und wieder bei Rot über die Ampel huschen, wird der Sprössling dies möglicherweise auch tun. Grundschüler können jedoch noch nicht richtig ein-schätzen, wie weit entfernt und wie schnell ein Fahrzeug ist. Aber: „Eltern sollten ihren Kindern auch keine Angst vor dem Straßenverkehr machen“, rät die TK-Psychologin. „Angst macht unsicher. Wer die Regeln kennt und beachtet, der kommt auch sicher an.“
Besonders verlockend ist es für Kinder, mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren. Aber Vorsicht: Nach Expertenmeinung sollten Schulanfänger nicht in die Schule radeln. „Das Fahrradfahren im Straßenverkehr überfordert jüngere Kinder, denn sie müssen alles gleichzeitig machen: treten, lenken, Balance halten und dabei immer den Straßenverkehr im Auge behalten und die Verkehrsregeln beachten“, so Steinke. Ab der fünften Klasse fährt laut der TK-Umfrage jeder sechste Schüler täglich mit dem Rad zur Schule.
Zum Hintergrund
Für die repräsentative Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der TK bundesweit 1.000 Eltern befragt, in deren Haushalt ein Kind zwischen sechs und 18 Jahren lebt.
Techniker Krankenkasse
Bramfelder Straße 140
22305 Hamburg
www.tk-online.de
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