Viele Rote Karten für WM-Produkte: 11 Lebensmittel mit Fußball-Werbung im Ampel-Test

Würstchen in Ball-Form, Milchreis mit Deutschland-Flagge, Schokoriegel mit DFB-Prämien: Vor der Weltmeisterschaft setzen viele Lebensmittelhersteller auf Fußball-Werbung als Kaufanreiz. Die Verbraucherrechtsorganisation foodwatch hat 11 WM-Produkte mit der Ampelkennzeichnung versehen und die Gehalte der vier wichtigsten Nährwerte (Fett, gesättigte Fettsäuren, Zucker und Salz) mit den Signalfarben Rot (=hoch), Gelb (=mittel) und Grün (=niedrig) gekennzeichnet. Das Ergebnis: Kein einziges der 11 Produkte kommt ohne rote Ampel aus. Bei 7 Lebensmitteln zeigen sogar gleich drei der vier Ampelfelder Rot.

„Viele WM-Produkte haben sich die roten Ampelkarten redlich verdient und wären im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung gar nicht spielberechtigt“, erklärte foodwatch-Sprecher Martin Rücker. „Die sportlichste Werbung wird ausgerechnet für die unsportlichsten Produkte gemacht: für Junk Food, Soft Drinks und Süßigkeiten.“ Wie viel die Produkte tatsächlich mit Sport zu tun haben, zeigt die Prämienaktion von Ferrero in Zusammenarbeit mit dem DFB: Verbraucher können zum Beispiel auf „Kinder Riegeln“ Punkte sammeln und gegen Preise eintauschen. Für 100 Punkte gibt es zum Beispiel ein „DFB Fan-Trikot“ – dafür müsste man 500 Kinder-Riegel verzehren (50 Packungen a 10 Riegel, auf jeder Packung sind 2 Punkte), das sind:

59.000 Kalorien (kcal),
5,5 Kilogramm Zucker (umgerechnet mehr als 1.800 Stück Würfelzucker) und
3,65 Kilogramm Fett (umgerechnet rund 18 Päckchen Butter).

Um diese Kalorienmenge wieder abzutrainieren, müsste ein Erwachsener (70 kg Körpergewicht) bei allen 64 Spielen der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika über 90 Minuten mitspielen, von der Vorrunde bis zum Finale.

Mit 42 Kalorien pro 100 Milliliter ist die Cola von FIFA-Sponsor Coca-Cola noch das kalorienärmste Produkt im Ampel-Test. Kalorischer Weltmeister ist die „joghurt-leichte“ Yogurette (Ferrero) mit 567 Kalorien in 100 Gramm. „Bei der Nährwertkennzeichnung herrscht wenig Fairplay – hier verstecken die Hersteller den Zucker- oder Fettgehalt oft in unübersichtlichen Tabellen und verwirrenden Prozentgrafiken“, kritisiert foodwatch-Sprecher Rücker. Wie abwegig die Angaben der Industrie nach dem so genannten GDA-Modell sind, beweist die Milka Alpenmilchschokolade Haselnuss. Das Produkt wird zur WM in einer zweigeteilten Packung mit Portionen a je 40 Gramm für die „1. Halbzeit“ und für die „2. Halbzeit“ verkauft.  Während eines 90-minütigen Spiels soll ein Verbraucher also 80 Gramm Schokolade verzehren – die Nährwertangaben beziehen sich jedoch auf eine Mini-Portion von 25 Gramm, wodurch der Gehalt entsprechend niedrig erscheint. Um zwei Halbzeiten lang von der Milka-Schokolade zu naschen, müsste ein Erwachsener eine Halbzeit lang Fußball spielen, um die Kalorien wieder loszuwerden.

Um Nährwerte transparent und verständlich zu deklarieren, fordert foodwatch die verbindliche Einführung der Ampelkennzeichnung. Voraussichtlich am 16. Juni wird das Europäische Parlament über die künftige Nährwertdeklaration abstimmen.


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