Medikamente in der Schwangerschaft: Das sollten Sie wissen

Bild: AOK Medienservice

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(ams). Eine Schwangerschaft ist eine aufregende Zeit, in der sich die werdenden Eltern auf das Kind freuen. Auch der AOK liegt die Gesundheit des Nachwuchses am Herzen. „Deshalb hat die Gesundheitskasse die Broschüre ‚Medikamente in Schwangerschaft und Stillzeit‘ in der Reihe ‚AOK-FamilienProgramm‘ entwickelt. Darin können sich schwangere und stillende Frauen über Risiken und Nebenwirkungen von Arzneimitteln informieren“, sagt Kai Kolpatzik, Leiter der Präventionsabteilung und Arzt im AOK-Bundesverband. Bei Fragen können sich Versicherte auch an die medizinischen Info-Telefone der AOK wenden. Dort geben qualifizierte Ärzte und Krankenschwestern in Zusammenarbeit mit dem Berliner Zentrum für Embryonaltoxikologie Auskunft.

Medikamente heilen Krankheiten, lindern sie oder beugen ihnen vor. Andererseits können Arzneimittel Nebenwirkungen haben und – während der Schwangerschaft – unter Umständen dem Embryo schaden. In der Stillzeit gehen viele Wirkstoffe in die Muttermilch über. „Sprechen Sie deshalb mit Ihrem Arzt, bevor Sie in der Schwangerschaft oder Stillzeit ein Medikament einnehmen“, empfiehlt Mediziner Kolpatzik.

Wer Nachwuchs haben möchte, sollte bereits vor Feststellung einer Schwangerschaft den behandelnden Arzt über seine Pläne informieren. Dies empfiehlt sich besonders, wenn der Mediziner Medikamente verschreibt oder eine Röntgenuntersuchung machen will. „Fragen Sie nach eventuell bestehenden Risiken und möglichen Alternativen. So fühlen Sie sich sicher und können sich auf den Nachwuchs freuen“, so Kolpatzik. Ist eine Schwangerschaft festgestellt, empfiehlt sich eine Behandlung mit länger eingeführten und erprobten Mitteln. Neue Medikamente sollte der Arzt nur verschreiben, wenn bewährte Arzneimittel unverträglich oder erwiesenermaßen unwirksam sind. So lässt sich das Risiko für das Ungeborene reduzieren.

 
Zunächst bewährte Hausmittel ausprobieren
Bei gesundheitlichen Beschwerden wie Übelkeit und Sodbrennen und leichteren Erkrankungen ist es sinnvoll, zunächst bewährte Hausmittel auszuprobieren und auf eine gesunde Lebensweise zu achten. Erst wenn dies nicht hilft, sollten Schwangere und stillende Frauen in Absprache mit ihrem Arzt Medikamente einnehmen. Bei Übelkeit während der Schwangerschaft genügt es manchmal bereits, die Ernährung umzustellen und mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu essen. Ein wirksames Mittel ist auch Ingwer, den Schwangere als selbst gepressten Saft, als Aufguss, im Tee oder in Form von Tabletten zu sich nehmen können. Gegen Sodbrennen können ebenfalls mehrere kleine Mahlzeiten am Tag helfen. Um den Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre zu reduzieren, empfiehlt es sich, mit erhöhtem Kopf und Oberkörper zu schlafen. Akutes Sodbrennen kann ein Glas Milch lindern.

Gegen eine Mandelentzündung kann das Gurgeln mit Kamillentee helfen. Leidet eine schwangere Frau unter einer Blasenentzündung, kann sie die Beschwerden mit einer Wärmeflasche und warmen Tees lindern.

 
Vor der Einnahme von Medikamenten den Arzt fragen
Gegen bakterielle Infektionen können auch schwangere und stillende Frauen ein Antibiotikum einnehmen. Penicilline, Cephalosporine, Makrolide und manche anderen Antibiotika werden vom Kind nach Angaben des Zentrums für Embryonaltoxikologie in der Regel gut vertragen. Das gilt auch für Glucokortikoide (Kortison), die zum Beispiel bei Asthma, aber auch bei Rheuma und der chronisch entzündlichen Darmerkrankung eingesetzt werden. Doch auch hier gilt: Vor der Einnahme ärztlichen Rat einholen.

Doch nicht nur bei synthetisch hergestellten Medikamenten ist Vorsicht geboten. Pflanzliche Heilmittel können ebenfalls unerwünschte Nebenwirkungen für Mutter, Embryo oder Baby haben. Deshalb sollten schwangere und stillende Frauen solche Mittel nur bei Bedarf und möglichst über einen kurzen Zeitraum anwenden. „Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin darüber, ob und wie Sie pflanzliche Heilmittel einnehmen“, rät AOK-Arzt Kolpatzik. Auf die Herkunft der Heilmittel und Tees sollten werdende Mütter und stillende Frauen ebenfalls achten. Produkte aus unseriösen Quellen können Pestizide oder sogar Schwermetalle enthalten.

 
Röntgenuntersuchungen möglichst vermeiden
Röntgenuntersuchungen sollten während der Schwangerschaft auf das unbedingt Notwendige beschränkt werden. Bei Aufnahmen außerhalb des Bauchraumes ist die Streustrahlung zwar sehr gering, etwa beim Röntgen von Zähnen, Armen oder Beinen. Ist eine Untersuchung erforderlich, bei der Röntgenstrahlen auf die Gebärmutter treffen, muss die Strahlendosis für das Kind genau berechnet werden. In der Stillzeit sind Röntgenuntersuchungen dagegen unproblematisch.

Weit gefährlicher als die meisten Medikamente sind für das ungeborene Leben allerdings Nikotin und Alkohol. Wenn die werdende Mutter raucht, kann dies zu einer Frühgeburt, Totgeburt, Komplikationen in der Schwangerschaft und Entwicklungsverzögerungen beim Kind führen. „Schwangere sollten deshalb auf keinen Fall rauchen und ihre Wohnung zur Nichtraucherzone erklären“, empfiehlt Kolpatzik. Auf Alkohol sollten schwangere und stillende Frauen ebenfalls verzichten. Alkoholkonsum kann beim Kind angeborene Fehlbildungen von Organen und geistige Entwicklungsstörungen verursachen. In der Stillzeit geht Alkohol zudem ungehindert in die Muttermilch über. Alkoholhaltige Medikamente, beispielsweise bestimmte Hustensäfte, sollten Schwangere durch alkoholfreie Präparate ersetzen. Für Schwangere gilt also: Ein Gläschen in Ehren besser verwehren.

Ab Januar 2010 gibt es die Broschüre „Medikamente in Schwangerschaft und Stillzeit“ als PDF zum Herunterladen. In der Broschüre finden Versicherte auch die Telefonnummern der medizinischen Info-Telefone.


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