Uran im Trinkwasser: Bedenklich hohe Belastung in 13 Bundesländern
In 13 von 16 Bundesländern wird Trinkwasser an die Bevölkerung abgegeben, das zu hoch mit Uran belastet ist. Das belegen Recherchen der Verbraucherrechtsorganisation foodwatch. Ein von der Bundesregierung bereits vor mehr als einem Jahr angekündigter Grenzwert ist immer noch nicht festgelegt worden. Zudem würde ein Grenzwert in Höhe von 10 Mikrogramm, wie ihn das Bundesgesundheitsministerium ankündigt, keinen Schutz für Kleinkinder und Säuglinge bieten: Für sie ist dieser Wert deutlich zu hoch angesetzt. Zu diesem Ergebnis kommt eine wissenschaftliche Stellungnahme der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA, die eigens von Deutschland beauftragte wurde, nun aber offenbar ignoriert wird.
„Die Bundesregierung vernachlässigt in sträflicher Weise ihre Fürsorgepflicht gegenüber den Bürgern“, erklärte foodwatch-Sprecher Martin Rücker. „Der lange angekündigte Grenzwert lässt weiter auf sich warten, und jetzt soll auch noch in völliger Verkennung der wissenschaftlichen Faktenlage ein Grenzwert festgelegt werden, der die Gesundheit von Kleinkindern nicht wirksam schützen kann. 2 Mikrogramm müssen unverzüglich als oberstes Limit festgesetzt werden.“ Für in Flaschen abgefülltes Mineralwasser gilt schon heute: Ist es mit mehr als 2 Mikrogramm Uran pro Liter belastet, darf es nicht mit dem Hinweis „geeignet zur Zubereitung von Säuglingsnahrung“ verkauft werden.
foodwatch liegen rund 5000 Messdaten für Trinkwasser aus ganz Deutschland vor. 12,6 Prozent dieser Daten überschreiten 2 Mikrogramm. 13 Wasserwerke in fünf Bundesländern (Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt) geben sogar Wasser an die Bevölkerung ab, das mehr als 10 Mikrogramm Uran pro Liter enthält und damit auch für Erwachsene im kritischen Bereich liegt. Lediglich für die Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg überschreitet keiner der Messwerte 2 Mikrogramm.
Bereits im August 2008 hatte foodwatch Tausende Behördendaten zur Uranbelastung von Trinkwasser veröffentlicht. Das Beispiel der bayerischen Gemeinde Maroldsweisach zeigt, wie einfach die Belastung gesenkt werden kann: Hier lagen die Uranwerte in Rekordhöhe von 39,9 Mikrogramm pro Liter. Nach der foodwatch-Veröffentlichung wurde Anfang 2009 eine Filteranlage in Betrieb genommen – seither liegt die Belastung bei deutlich unter 2 Mikrogramm. foodwatch liegen zudem Angaben der E.ON Mitte AG vor, nach denen der Wasserversorger für das hessische Herleshausen, OT Holzhausen (Werra-Meißner-Kreis) zwar den Einbau einer Uranentfernungsanlage vorbereitet habe. Deren Installation halte er aber „nicht zielführend“, bevor ein gesetzlicher Grenzwert feststeht. „Das Beispiel zeigt, dass die Bundesregierung durch ihre Untätigkeit den Gesundheitsschutz der Bürger verschleppt“, so foodwatch-Sprecher Rücker. „Es gibt ein Problem, und es gibt eine einfache Lösung – jetzt ist Handeln gefragt.“
Das Schwermetall Uran ist in vielen Gesteinsschichten natürlicherweise enthalten und löst sich im Wasser. Aufgrund seiner chemischen Giftigkeit kann es zu schweren Gesundheitsfolgen wie Nierenschädigungen führen. Mithilfe von chemischen Filteranlagen (Ionentauschern) kann Uran bis zur Nachweisgrenze aus dem Wasser entfernt werden.
Ein Hintergrundpapier, eine Liste der am höchsten belasteten Orte und weitere Informationen zum Thema können Sie unter http://www.foodwatch.de/pm-uran herunterladen.
foodwatch e. v.
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